Corona-Krise am Bau – Interview mit Kathrin de Blois

Corona-Krise am Bau – Interview mit Kathrin de Blois
Foto: Haaß Haustechnik

Im Familienbetrieb aufgewachsen, hat Kathrin de Blois schon als Kind mitbekommen, wie dankbar die Kunden waren, dass der Monteur kam, um ihre defekte Heizung oder den tropfenden Wasserhahn zu reparieren. Mit ihrem Betrieb Haaß Haustechnik aus Mönchengladbach hilft sie heute in zweiter Generation bei wirklich existentiellen Problemen. So etwas erlebt man nicht in jedem Beruf.

Aktuell beschäftigt der von ihrem Vater Georg Haaß im Oktober 1987 gegründete Betrieb für Sanitär, Heizung und Klimatechnik 50 Mitarbeiter, davon sechs Azubis. Seit 2012 arbeitet Kathrin de Blois in der Geschäftsführung und ist für die strategische Ausrichtung und das Marketing des SHK-Betriebs zuständig.

Warum haben Sie sich entschlossen, im Handwerk zu arbeiten?

An meiner Tätigkeit liebe ich zudem selbstständig Entscheidungen treffen zu können, Arbeitsabläufe kreativ zu gestalten und für eine konstruktive Atmosphäre im Betrieb zu sorgen. Außerdem habe ich die Möglichkeit, Job und Familie miteinander zu verbinden – meine Kinder krabbeln heute, genau wie ich damals, im Büro unter dem Schreibtisch herum. 

Haben Sie ein Auftrag/Bauvorhaben/Projekt, auf das Sie besonders stolz sind?

Ja! “Projekt Vierzig” in Düsseldorf. Es umfasst vier Mehrfamilienhäuder mit insgesamt 103 Wohneinheiten. Wir sind dabei zuständig für Sanitär, Heizung und Lüftung. Das Projekt ist deshalb besonders, weil die Arbeitsweise auf der Baustelle, also der Prozess der Abwicklung, dem Prinzip der  “Porsche Lean Construction” folgt, einer Arbeitsweise, die ursprünglich aus der Autoindustrie stammt und  auf den Bausektor übertragen wurde. Dabei geht es um Just-In-Time-Lieferung, also um eine getaktete Terminplanung mit zeitlich harmonisierten Gewerkeschritten. Das heißt für uns: Wir wissen genau, was wir in drei Monaten zu tun haben und können dementsprechend auch die Mitarbeiter und das Material im voraus einplanen. Das liegt uns.

Erzählen Sie uns doch bitte einmal kurz, wie es Ihnen bisher in der Corona-Krise ergangen ist?

Zu Beginn der Krise im März war es bei uns erschreckend ruhig, es gab unzählige Stornierungen von Aufträgen. Aufgrund interner Umbesetzungen musste kein Mitarbeiter eine Stunde weniger arbeiten. Dann stand plötzlich das Telefon nicht mehr still. Wir setzten zeitnah alle vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen um, was nicht immer ganz einfach war, und konnten schließlich das umsatzstärkste Halbjahr im Vergleich zu den Vorjahren verbuchen. Offenbar haben viele die Zeit des Lockdowns zu Renovierung und Sanierung genutzt. Daher ist das Handwerk im Allgemeinen bisher recht gut durch die Krise gekommen. Was bleibt, ist die Ungewissheit, wie es weitergeht, wenn eine zweite Infektionswelle auf uns zukommt.

Wie sind Sie mit der Herausforderung umgegangen?

Wir haben uns vor allem selbst geholfen und waren nicht auf staatliche Unterstützung angewiesen. Der hohe Digitalisierungsgrad in unserem Unternehmen ermöglicht es uns, schnell und flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren. Natürlich tauschen wir uns ständig mit anderen Handwerkern und der Bauwirtschaft aus, um optimale Lösungen für unsere Kunden zu erarbeiten – auch und gerade während der aktuellen Pandemie.

Es muss doch auch etwas Gutes haben! Was können wir Ihrer Meinung nach aus der Krise lernen?

Covid-19 deckt schonungslos die politischen, sozialen und technologischen Defizite unserer Gesellschaft auf und verändert grundsätzliche Haltungen. So beobachte ich heute zum Beispiel eine größere Wertschätzung gegenüber der Arbeit im Allgemeinen und speziell gegenüber der Handwerksarbeit sowie eine Verbesserung des kollegialen Miteinanders.

Eine Lehre ist sicher, dass wir die Möglichkeiten der Digitalisierung viel stärker als bisher nutzen sollten. Wir richten uns jedenfalls darauf ein, dass zum Beispiel Baubesprechungen zukünftig nur noch digital erfolgen und schulen unsere Mitarbeiter dementsprechend. 

Stellen Sie sich vor, Sie könnten in eine Glaskugel sehen. Was würden Sie dort über die Zukunft der Bauwirtschaft sehen?

Die Bauwirtschaft ist meiner Meinung nach bis jetzt am wenigsten von der Krise betroffen. Sowohl im öffentlichen Raum als auch in privaten Haushalten erleben wir zur Zeit einen regelrechten Bauboom. Die Menschen fahren weniger in den Urlaub und investieren dafür in die eigenen vier Wände. Ich bin verhalten optimistisch, dass dieser Trend weiter anhält.

Digitale Technologien werden unser Leben in den kommenden Jahrzehnten ohnehin bestimmen – die Pandemie ist lediglich ein Beschleuniger dieser Entwicklung. Wir haben nahezu sämtliche Prozesse in unserem Betrieb digitalisiert und sehen uns da gut aufgestellt. Ich weiß aber auch, dass insbesondere im Handwerk noch reichlich Nachholbedarf besteht. Deswegen versuche ich, andere Unternehmen der Branche mit Vorträgen von der Notwendigkeit einer digitalen Transformation in ihrer Firma zu überzeugen. 

In wieweit wird sich die Corona-Krise auf Ihre Zukunft auswirken?

Wir werden die Digitalisierung unseres Betriebs weiter stärken und unseren Service kontinuierlich optimieren. Schon jetzt bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit, mit Hilfe einer 3D-Brille ihr zukünftiges Bad virtuell zu erleben oder die Kosten für eine neue Heizung online abzurufen. Darüber hinaus intensivieren wir die Nachwuchsförderung und beschäftigen seit August sechs Auszubildende. Ein weiteres Ziel ist die Erhöhung der Flexibilität, damit wir zukünftige Krisen schnell und flexibel bewältigen.

Kontakt
Kathrin de Blois
Haaß Haustechnik e.K.
Marie-Bernays-Ring 31
41199 Mönchengladbach
Tel.: 0 21 66 / 99 09 – 0
http://www.haass-haustechnik.de/

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