Die Arbeit im Handwerk bedeutet für Thomas Reimann zugleich auch eine Nähe zu Menschen – ein Leitbild, das er als Familienunternehmer vertritt. Dies bedeutet zugleich auch eine täglich immer neue Herausforderung, um Aufgabenstellungen gerecht zu werden, Lösungen zu finden und erfolgreich umzusetzen. Vor allem in der Corona-Krise zeigt sich die Bedeutung eines flexiblen Agierens und besonnenen Handelns.
Thomas Reimann ist 58 Jahre alt und seit dem Jahr 1985 in der Bauwirtschaft aktiv. Der damals 23-Jährige war einer der jüngsten Generalbevollmächtigen der hessischen Bauwirtschaft. Seit dem Jahr 2004 ist er Vorstandsvorsitzender der ALEA Hoch- und Industriebau AG in Frankfurt am Main mit 100 Beschäftigten im Hoch- und Stahlbetonbau (Rohbau) sowie Gas-, Wasser- und Rohrleitungsbau. Das Bauunternehmen wurde im Jahr 1866 gegründet und wird gegenwärtig nach einem Management-Buy-out in 5. Generation geführt. Das Unternehmen wirkt in Hessen und Rheinland-Pfalz.
Das Wirken von Thomas Reimann ist geprägt durch ein starkes Engagement im Ehrenamt als Mitglied im Rechts- und Wirtschaftsausschuss des Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) in Berlin. Außerdem ist er Mitglied bzw. stellverstretendes Mitglied im Berufsbildungsausschuss der IHK Gießen-Friedberg, Mitglied im Bau- und Immobilienausschuss der IHK Frankfurt am Main und Mitglied im Vorstand des BDB-Bund Deutscher Baumeister Architekten und Ingenieure Rhein-Main. Darüber hinaus ist er Mitglied im Vorstand des Verbandes baugewerblicher Unternehmer Hessen, der Bauakademie Hessen-Thüringen und des Landesinnungsverbandes des Bauhandwerks Hessen. Thomas Reimann ist weiterhin Vorstandsvorsitzender des VhU-Bau- und Immobilienausschusses sowie Mitglied im Präsidium der VhU Vereinigung hessischer Unternehmerverbände. Außerdem hat er einen Lehrauftrag an der Frankfurt University of Applied Sciences für den Fachbereich 1: Architektur • Bauingenieurwesen • Geomatik.
„Ich informiere junge Menschen schon in der Schule über Chancen und Perspektiven in der Bauwirtschaft und engagiere mich persönlich mit Praxistagen für die Schulen vor Ort auf unseren Baustellen“, erzählt der 58-Jährige stolz. Denn sofern man überhaupt von Stolz sprechen kann, so ist es besonders die ehrenamtliche Arbeit bei der INITIATIVE ZUKUNFT FACHKRAFT.
Erzählen Sie uns doch bitte einmal kurz, wie es Ihnen bisher in der Corona-Krise ergangen ist?
Wir arbeiten schon seit Sonntag, 15. März 2020, 16.30 Uhr im Krisenmodus, um das Wohl unserer Mitarbeiter, ihrer Familien und Kunden nicht zu gefährden und das Unternehmen innerhalb unserer Gesellschaft lange aktiv zu halten.
Dabei teilen wir die Mitarbeiter in getrennten Teams auf, unterbinden damit mögliche Ketten von Ansteckungswegen. Nebenbetriebe wie Verwaltung, Wertstatt o.ä. arbeiten mit Schleusenbetrieb. Paketzusteller sind aufgefordert, zu klingeln – die Tür ist stets geschlossen und wird jeweils im Einzelfall geöffnet. Von Meetings mit Fremdfirmen sehen wir bis auf Weiteres ab. Außerdem nutzen wir verstärkt Möglichkeiten moderner Medien, wie etwa Videokonferenzen.
Reinlichkeit, insbesondere beim Händewaschen, hat oberste Priorität. Abstandsregeln wurden auch auf Baustellen erfolgreich umgesetzt. Das Verständnis innerhalb der Belegschaft ist groß. Die Wochen haben gezeigt, an welchen Stellen wir noch nachjustieren mussten – etwa beim Einsatz von Desinfektionsmitteln oder Mund-/Nasenmasken – um ein noch besseres Wirken zu gewährleisten.
Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit dem Erreichten. Wir sind weiterhin leistungsfähig und hatten keinen Infizierten in unserem Kreis. Deshalb sprechen wir auch nicht von Sorge. Trotzdem müssen wir innerhalb unserer Gesellschaft wachsam sein und mit Vernunft und einer gewissen Vorsicht miteinander umgehen. Dabei dürfen wir das gesellschaftliche Leben auch nicht zu exzessiv führen.
Wie sind Sie mit der Herausforderung umgegangen?
Die Regierung hat mit Umsicht gehandelt, wurde bei Entscheidungen selbst an die Grenzen ihrer Möglichkeiten geführt, hat uns jedoch mit umfangreichen Programmen unterstützt und Hysterie weitgehend vermieden. Es bleibt abzuwarten, wie die Pandemie sich entwickelt und ob weitere Hilfe erforderlich sein wird. Im Rahmen meiner unternehmerischen Tätigkeit und aufgrund der ehrenamtlichen Engagements stehe ich mit einer Vielzahl von Unternehmern und Handwerkern in Kontakt, pflege den Austausch. Gegenwärtig höre ich aus dem Bauhandwerk positive Stimmen, die mit Zuversicht in die Zukunft blicken.
Es muss doch auch etwas Gutes haben! Was können wir Ihrer Meinung nach aus der Krise lernen?
Sicher kann man aus einer so einzigartigen Krise auch lernen, wenngleich sie die Staaten der Welt an Grenzen führt und teilweise auch überlastet. Wir müssen realisieren, dass eine Krise dieses Ausmaßes nicht einmalig bleiben muss, dass sich das Leben aufgrund nur einer Pandemie grundlegend ändern kann und wir lernen müssen, Flexibilität zu üben und besonnen damit umzugehen. Die Gesellschaft wird eine derartige Krise nur erfolgreich meistern, wenn Menschen gemeinsam und mit Vernunft der Pandemie entgegenwirken. Nicht das Handwerk steht im Mittelpunkt, es ist die Gesundheit, die ein wesentliches Gut unseres täglichen Lebens ausmacht. Wir haben gelernt, dass das Gesundheitssystem schnell an seine Grenzen geführt wird.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten in eine Glaskugel sehen. Was würden Sie dort über die Zukunft der Bauwirtschaft sehen?
Die Bauwirtschaft in Deutschland wird auch in Zukunft eine tragende Säule unserer Volkswirtschaft sein. Gerade die Nachfrage nach Wohnraum in Metropolregionen wird auch zukünftig hoch bleiben. Deutschland wird in der Welt ein starker Wirtschaftsmotor bleiben, Stichwort: Made in Germany. Wir werden auch zukünftig, mit mehr oder weniger Homeoffice, moderne Gewerbe- und Industriebauten benötigen, was zu einer nachhaltigen Auslastung führt. Schon vor Corona waren digitale Technologien auch in der Bauwirtschaft nicht aufzuhalten, sie werden in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Doch sollten wir die Schritte maßvoll gehen und uns bei der Umsetzung nicht in die Gefahr begeben, uns selbst überholen zu wollen.
In wieweit wird sich die Corona-Krise auf Ihre Zukunft auswirken?
Die Pandemie wird die Welt und somit auch die Bauwirtschaft nachhaltig verändern. Wir wissen nicht, wann ein Impfstoff kommt und wie er wirken wird. Bleiben wir also vernünftig, agieren mit Vorsicht und einer gewissen abwartenden Haltung. Die Hygienekonzepte der Bauwirtschaft sind gut, sie haben sich bewährt und sollten weiterhin ihre nachhaltige Anwendung erfahren. Als familiengeführtes Unternehmen wollen wir auch zukünftig dicht bei unseren Mitarbeitern sein und den oft langjährigen Kontakt mit unseren Kunden vertrauensvoll fortsetzen. Wir werden nicht adhoc Änderungen nach der Krise vornehmen, denn mit Beginn der Krise hat der Prozess von Veränderungen bereits begonnen.
Kontakt
Thomas Reimann
ALEA Hoch- und Industriebau AG
Tucholskystraße 20
60598 Frankfurt/Main
http://www.alea-ag.de