Peter Hübner, Präsident vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie

Peter Hübner, Präsident vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie
Foto: Stockberg

Peter Hübner ist seit dem Jahr 2016 in zweiter Amtszeit Präsident beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) und Mitglied im Vorstand der Strabag AG. In Deutschland blickt die Strabag auf eine über 90-jährige Tradition zurück. Täglich setzt sie sich mit ihrem Team, aus mehr als 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dafür ein, erstklassige Bauleistungen anzubieten, die weit über den klassischen Straßenbau hinausgehen.

Herr Hübner, warum haben Sie sich entschlossen, in der Bauwirtschaft zu arbeiten? Was lieben Sie besonders an Ihrer heutigen Tätigkeit?

Bauen macht einfach Spaß. Du bist dabei, wenn etwas entsteht und kannst das Werk, an dem du beteiligt warst, Jahre oder sogar Jahrzehnte später noch betrachten.
Der Bauberuf ist abwechslungsreich, stellt einen jeden Tag vor neue Herausforderungen und ist immer eine Teamleistung. Selbst nach fast 35 Jahren in der Baubranche bin ich persönlich immer noch fasziniert von den vielen Facetten, die dieser Beruf allen Beschäftigten bietet. Die Verbindung zwischen Theorie und Praxis, der Planung und Arbeitsvorbereitung auf der einen Seite und der Ausführung oder auch Produktion auf der anderen Seite, kann man in kaum einer anderen Branche so hautnah miterleben.
Schnelle Auffassungsgabe, Analytische Fähigkeit, Entscheidungsstärke, Durchsetzungskraft und Organisationsstärke – all das ist Grundlage für ein erfolgreiches Arbeiten in unserer Branche – sowohl im gewerblichen Bereich wie für unsere Anagestellten.

Erzählen Sie uns doch bitte einmal kurz, welche Stimmung Sie bei Ihren Mitgliedsbetrieben erlebt haben? Wie ist es Ihren Mitgliedern bisher in der Corona-Krise ergangen?

Während der schlimmsten Corona-Krise konnten ca. 80 Prozent unserer Mitgliedsunternehmen bauen. Das Feedback, welches wir von unseren Mitgliedsunternehmen zur Einhaltung der Gesundheitsschutzmaßnahmen erhalten haben, ist auch durchwegs positiv. Grundsätzlich können diese Maßnahmen zum jetzigen Zeitpunkt auf den Baustellen sehr gut umgesetzt werden. So kann der notwendige 1.50 bis 2.00 Meter Mindestabstand gut eingehalten werden. Gegebenenfalls werden auch Schutzmasken getragen. Zudem werden Desinfektionsmittel und Waschvorkehrungen auf den Baustellen bereitgestellt. Darüber hinaus werden auch Baufahrzeuge desinfiziert, sobald der Schichtwechsel eingetreten ist. Die Koordinierung der Bauarbeiterkolonnen erfolgt dabei auch sehr gut, da hier zumeist ein fester Schichtplan eingehalten wird.

Es zeichneten sich bei dem ein oder anderen Mitgliedsunternehmen durchaus ein paar Herausforderungen ab. So hatten einige Unternehmen einen relativ hohen Krankheitsstand, wobei dieser mit Blick auf die Grippewelle sicherlich nicht ausschließlich auf das Coronavirus zurückzuführen war. Anfangs bestand zudem die Sorge, dass ausländische Baustellenmitarbeiter aufgrund der europaweiten Grenzschließungen nicht nach Deutschland einreisen dürfen. Die EU-Kommission hat jedoch Ende März entsprechende Leitlinien erlassen, die den Grenzwechsel der Arbeiter unter bestimmten Umständen adäquat regelte. Vereinzelt kam es zudem zu Engpässen in der Versorgungslage mit Baustoffen.

Allerdings ist heute bereits absehbar, dass die Corona-Krise enorme Auswirkungen auf die öffentlichen, vor allem die kommunalen Haushalte haben wird. Die Gewerbesteuereinnahmen werden zusammenbrechen und mittelfristig sinken, auch die Einnahmen aus der Umsatz- und Einkommensteuer. Die Kommunen brauchen daher dringend einen finanziellen Schutz- und Rettungsschirm. Nur mit zielgerichteter, mittel-barer staatlicher Unterstützung kann langfristig sichergestellt werden, dass die dringend notwendigen Infrastruktur- und Baumaßnahmen weiter in vollem Umfang realisiert werden können.

Wie sind Ihre Mitgliedsbetriebe mit der Herausforderung umgegangen?

Die Bauindustrie hat schnell reagiert und eine umfassende Handreichung für die Unternehmen erstellt, um sie in arbeits- und bauvertraglichen Fragestellungen zu unterstützen. Gleichzeit waren wir mit der Bundesregierung in einem intensiven Austausch, wie der bereits erwähnte „Normalbetrieb am Bau“ bestmöglich aufrechterhalten werden kann. Hier arbeiteten wir eng mit den Kollegen des Baugewerbes zusammen, um gemeinsam als Baubranche auftreten zu können.

Es muss doch auch etwas Gutes haben! Was können wir Ihrer Meinung nach aus der Krise lernen?

Die Bauindustrie ist mit einer guten Auftragslage und Kapazitätsauslastung in das Jahr 2020 gestartet. Doch dann kam Corona. Die Krise hat alle Branchen eiskalt getroffen. Die Bauindustrie stand jeden Tag vor neuen Herausforderungen: Können wir weiter bauen? Kommt es zum Baustellenstopp? Wie ist es mit den Hygieneauflagen? Können Mitarbeiter über die Grenzen kommen? In dieser Zeit hat die Bauindustrie, als das private und öffentliche Leben Corona-bedingt fast zum Stillstand gekommen war, ihre Leistungsfähigkeit als Motor der deutschen Volkswirtschaft eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Unsere Unternehmen haben dabei weder Kosten noch Aufwand gescheut, um ein sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen. Damit konnten hunderttausende Arbeitsplätze sichergestellt werden.

Doch wie ist es uns gelungen das Bauen während und mit der Krise händelbar zu machen? Ein wesentlicher Aspekt ist die Digitalisierung der Bauindustrie. Im Zuge der Corona-Pandemie haben wir festgestellt, dass die Digitalisierung das A und O ist. Ohne digitale Prozesse hätte die Branche nicht diesen hervorragenden Beitrag leisten können.

Als Bauunternehmen hat man zwei wesentliche Aspekte, die von der Digitalisierung maßgeblich beeinflusst werden. Das ist zum einen die Planung, in der die Digitalisierung derzeit verstärkt sichtbar wird. Vor der Corona-Pandemie war dabei das Thema Building Information Modeling (BIM) für unsere Mitgliedsunternehmen von hoher Bedeutung. Dies hat sich angesichts der Corona-Krise auch nicht geändert. Corona hat gezeigt, dass unsere Bemühungen, auch den Mittelstand und kleinere Unternehmen mit an Bord zu nehmen, nicht umsonst waren. Die Bauindustrie war sehr gut vorbereitet und konnte sehr gut auf digitales Arbeiten umstellen.

Aber auch beim Arbeiten auf der Baustelle, hat der Digitalisierungsprozess eine wichtige Rolle gespielt. Baustellenbesprechungen fanden als Videokonferenzen statt. Und auch das Nachtrags- und Genehmigungsmanagement hat reibungslos digital funktioniert. Zudem beobachteten wir, dass viele Baustoffe auf Online-Plattformen bestellt wurden – unter der Voraussetzung, dass diese tatsächlich auch vorhanden waren und „just-in-time“ geliefert werden konnten. Vor diesem Hintergrund haben regionale Lieferketten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass auch neue Impulse, wie die Automatisierung im Bereich des modularen bzw. seriellen Bauens, an hoher Bedeutung gewonnen haben. Im modularen bzw. seriellen Bauen und der damit verbundenen Vorfertigung der Bauteile in den Betriebshallen, findet durch die Robotik ein ganz anderes Zusammenwirken von Mensch und Maschine statt.

Die Corona-Krise hat gezeigt, dass wir in der Lage sind, zügig unsere Arbeitswelten zu modernisieren. Diese Entwicklung wird jetzt noch schneller voranschreiten und zur Folge haben, dass schwere und repetitive Arbeiten noch mehr automatisiert werden. Es werden neue attraktive Arbeitsplätze entstehen.

Wenn die Digitalisierung konsequent weiter eingesetzt wird, dann wird sie zu einer Erfolgsgeschichte. Die Grundlage dafür bildet die verbesserte, transparentere Kommunikation und Kollaboration aller Beteiligten. In diesem Sinne wird die Bauindustrie die Digitalisierung nicht nur im technischen Sinne als Innovationsmotor nutzen, sondern auch als auch Weichensteller für einen Kulturwandel des partnerschaftlichen Zusammenarbeitens.

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