Der Fortschritt macht auch bei der Baubranche nicht halt. Gleichzeitig verändert die Entwicklung die Rahmenbedingungen und stellt den Bau vor große Herausforderungen. So werden in Teilbereichen die Handwerksbetriebe stärker zu breit aufgestellten Servicepartnern. Mit Hilfe von E-Commerce können sie die Beschaffung vereinfachen und Kosten einsparen. Nur so können sie die Arbeitsprozesse im Betrieb optimieren und die eigenen Effizienz nachhaltig steigern.
Baustoffe und Bauprodukte werden zwar immer noch primär im Fachhandel gekauft, doch der Anteil der Online-Käufe nimmt allmählich deutlich zu. Laut der E-Commerce-Studie von Roland Berger soll der Anteil von E-Commerce in der Bauwirtschaft in den nächsten 15 Jahren auf ein Viertel des Gesamtumsatzes ansteigen. Das ist eine große Herausforderung für den klassischen Fachhandel. Doch wie reagieren Handelsbetriebe auf diese veränderten Bedingungen? “Unternehmen, die diesen Trend frühzeitig erkannt haben, passen ihre Organisationsstruktur und ihr Geschäftsmodell den wechselnden Marktveränderungen an”, bestätigt Dirk Kiele-Dunsche, Geschäftsführer von Zoro Tools. Deren Mutterkonzern Grainger ist mit dem klassischen Multikanalvertrieb erfolgreich geworden und setzt bereits seit 1996 auf E-Commerce. Damit ist der amerikanische Konzern zum 13. größten Online-Händler der USA aufgestiegen und rechnet in Zukunft mit über der Hälfte Online-Umsatz.
E-Commerce verlagert den Umsatz, erreicht aber neue Kundengruppen
Durch den zunehmenden Online-Vertrieb verliert der stationäre Handel zwar Marktanteile, doch werden durch E-Commerce gleichzeitig auch neue Kunden angesprochen. Denn nicht zuletzt durch den anhaltenden Generationswechsel im Handwerk steigt die allgemeine Online-Affinität. “Dieser Zielgruppe ist der stationäre Handel natürlich nicht völlig fremd, jedoch kaufen junge Menschen oft ‘nur’ Dinge des täglichen Bedarfs offline”, weiß Kiele-Dunsche. Alle anderen Produkte werden online gekauft. “Für einen Mittzwanziger ist es einfach eine ungewohnte Vorstellung, den gut sortierten Fachhandel aufzusuchen und sich dort beraten zu lassen. Diese Kundengruppe ist es gewohnt, sich online zu informieren, beraten zu lassen und einzukaufen.”
Immer mehr schätzen Qualitäts- und Preisvorteile im Online-Handel
Doch auch immer mehr Senior-Chefs erkennen die Vorteile vom Online-Handel. “Auch wenn die ‘ältere’ Generation unserer Zielgruppe einen weniger starken Online-Bezug hat, registrieren wir auch hier ein stärker werdendes Interesse an E-Commerce”, erklärt der Zoro Tools-Chef. Schließlich bietet der Online-Handel neben einem ständig verfügbaren Produktportfolio auch Qualitäts- und Preisvorteile durch ein höheres Einkaufsvolumen. Auch Eigenmarken spielen am Bau eine immer größere Rolle und sind für den Multichannel-Händler ein wichtiges Thema. Qualität zum besten Preis-Leistungsverhältnis ist der Anspruch und die logische Weiterentwicklung zur Positionierung als fairer Partner im Handwerk.
Die Aufgaben am Bau werden sich verändern
Gleichzeitig teilt Kiele-Dunsche die Prognosen von Roland Berger hinsichtlich der Auswirkungen der wachsenden Bedeutung von E-Commerce auf die Bauwirtschaft. So wird vor allem in den Bereichen mit einer klaren Produktfokussierung, wie zum Beispiel im Bereich Sanitär, der Handwerksbetrieb immer stärker zum Service-Dienstleister mit digitalisierten Angeboten. Steht jedoch die Verarbeitung im Vordergrund, wie beispielsweise bei der Holzverarbeitung, so entwickeln sich immer mehr Handwerksbetriebe zu Generalisten, um den Endkunden immer mehr verwandte Zusatzleistungen aus einer Hand anbieten zu können. “In Summe wird Effizienz ein immer stärkeres Thema für Handwerksbetriebe werden”, ist sich der Chef von Zoro Tools sicher. Dabei gehören der effiziente Einsatz ihrer eigenen Ressourcen und die Verwendung von IT-Technologie im Arbeitsprozess zu den wichtigsten Instrumenten der Planung. Doch auch ein schlanker Beschaffungsprozess spielt ein wichtige Rolle. “E-Commerce bietet die Möglichkeit, Lösungen zu schaffen, die der jeweiligen Größe und den individuellen Bedürfnissen der Handwerksbetriebe angemessen sind.” Denn trotz jahrelanger Kundenbeziehung mit stationären Fachhändlern sind Handwerksbetriebe in der heutigen Zeit gefordert, die Effizienz des eigenen Betriebes zu steigern, Preise zu optimieren und Arbeitsprozesse weitestgehend zu automatisieren.
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