Der Fachkräftemangel ist und bleibt ein brisantes Thema, gleich ob in Politik oder Wirtschaft. So lange über dieses Thema schon gesprochen und geklagt wird, so sehr gibt es aber auch immer noch Defizite in den Unternehmen selbst. Die Studie „Fachkräftemangel 2012“ macht ganz klar deutlich, dass der demografische Wandel allein nicht das Problem bei der Fachkräftesuche ist.
Seit dem Jahr 2006 führt die Personalberatung ManpowerGroup jährlich eine weltweite Studie durch, die die schwer zu besetzenden Positionen in Unternehmen ermittelt und analysiert. Für Deutschland wurden dabei 1.007 Firmen befragt, diese bilden einen Querschnitt der gesamten deutschen Wirtschaft. Die Studie „Fachkräftemangel 2012“ legt dabei offen, dass 42 Prozent der deutschen Unternehmen mit der geeigneten Auswahl an Fachkräften zu kämpfen haben. Diese Zahl liegt damit acht Prozent über dem weltweiten Durchschnitt.
Diese doch alarmierende Situation ist seit dem Jahr 2010 zusehends gestiegen – immerhin um 13 Prozent. Nun fragt man sich, was die Gründe für diese Entwicklung sind. Nur allzu gerne ruht man sich dabei darauf aus, dass der demografische Wandel die Wurzel allen Übels und einfach nicht genug junger Nachwuchs vorhanden sei. Dem ist nicht unbedingt so. Natürlich ist auch die Altersstruktur in Deutschland ein nicht zu unterschätzendes Problem, dennoch sind viele Unternehmen nicht ganz unschuldig an ihrem Mangel. Sie sind teilweise viel zu anspruchsvoll in der Wahl ihrer potenziellen Arbeitnehmer oder gehen die Suche mit zu wenig Nachdruck an.
Ganz klar ist, dass die Anzahl an Nachwuchskräften in den letzten Jahren stark gefallen ist. Umso wichtiger wäre es aber, dass die Unternehmen einen Schwerpunkt auf das Recruiting der Bewerber setzen. Nur durch gezielte und nachhaltige Werbung um Bewerber und die richtige Suche nach ihnen werden deutschen Unternehmen langfristige Kandidaten präsentiert bekommen können. Viele Unternehmen haben einfach noch nicht erkannt, dass auch sie sich engagieren müssen, um Bewerber zu rekrutieren. Dazu gehört nicht nur die richtige Stellenausschreibung etc., sondern auch die Tatsache, dass man die eigenen Anforderungen in einer realistischen Form formuliert.
Für das erfolgreiche Recruiting von Personal ist es für eine Vielzahl an Unternehmen ratsam, sich Hilfe von außen, also von Personalberatern, zu holen. Zum einen sind diese Firmen auf die Suche von geeigneten Fachkräften spezialisiert, zum anderen sparen die Unternehmen selbst viel Zeit, indem sie diesen Teil an externe Firmen abgeben. Ist dann eine Vorauswahl geeigneter Kandidaten für eine Stelle gefunden, sollte man sich realistisch vor Augen halten, welche Ansprüche an den Bewerber wirklich gestellt werden sollten. Immer wieder haben Unternehmen Idealvorstellungen von Bewerbern, die diese gar nicht erfüllen können. Sollte es solche Interessenten dennoch geben, so kann es unter Umständen sehr lange dauern, sie zu finden. Das bedeutet aber kostbare Zeit, die verstreicht und nimmt anderen Bewerbern die Chance zu zeigen, wie gut sie für das suchende Unternehmen eigentlich geeignet wären.
Natürlich sollen die Unternehmen keine Abstriche an Punkten machen, die entscheidend für die Besetzung einer Stelle sind. Dennoch könnten viele Firmen auch älteren Bewerbern eine Chance in ihrem Unternehmen geben. Lediglich 14 Prozent der Unternehmen betreiben derzeit gezielte Maßnahmen zur Gewinnung von Bewerbern dieser Personengruppe. Ähnlich stellt es sich aber auch bei den besonders jungen und unerfahrenen Mitarbeitern dar. Viele Unternehmen erwarten jahrelange Berufserfahrung und verpassen dabei unter Umständen Bewerber, die zwar genau diese Erfahrung zwar noch benötigen, dabei aber hochmotiviert sind, in dem jeweiligen Unternehmen arbeiten zu wollen.
Die Studie legt auch offen, in welchen Bereichen Unternehmen die größten Defizite in der Stellenbesetzung haben. Am schwierigsten ist es im Handwerks- und Ingenieursbereich, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Damit bestätigen sich die Zahlen des letzten Jahres. Bei den Ingenieuren hat sich die Zahl der offenen Stellen von 2010 zu 2012 sogar verdoppelt.
Die Studie macht deutlich, dass eine Abwendung des vorherrschenden Fachkräftemangels auch bei den Unternehmen selbst liegt. Letztlich müssen auch sie sich fragen, ob es wirklich nur an der Anzahl der vorhandenen Bewerber liegt oder aber, die eigenen Ansprüche vielleicht nicht immer erreichbar sind.