Das Baugewerbe ist über die jüngsten Auftragsrückgänge sehr beunruhigt. Die Inflation, die Energiekrise und gestiegenen Zinsen haben dazu geführt, dass immer mehr Aufträge storniert werden und geplante Bauvorhaben auf die lange Bank geschoben werden. Noch immer fehlt eine entsprechende Gestaltung der Rahmenbedingungen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Trotzdem ist zumindest im Mietwohnungsbau nach Ablauf der Sonder-Afa eine Anhebung der linearen Afa in Sicht.
In einem gemeinsamen Appell haben die Spitzenverbände der Immobilien-, Planungs- und Bauwirtschaft einen Forderungskatalog für die Bundesregierung aufgestellt. „Der Bund – aber vor allem die Länder haben noch nicht das geliefert, was notwendig ist, um wirklich mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen”, kritisiert Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB). “Es dürfen keine Luftschlösser, es müssen Wohnungen gebaut werden, damit die Mieterinnen und Mieter nicht im Regen stehen.“ Um die ambitionierten Ziele der Bundesregierung mit der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum zu erreichen, werde serielles und industrielles Bauen benötigt. Nur so sei es möglich, kostengünstigen Wohnraum zügig zu bauen.
Schaffung von Sonder-Afa und verlässlichen Rahmenbedingungen
„Wir brauchen eine konsistente und stimmige Baupolitik; dazu gehören auch verlässliche und auskömmliche Rahmen- und Förderbedingungen”, fordert auch Felix Pakleppa, der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB). “Daher fordern wir die Wiedereinführung der ausgelaufenen Sonder-AfA im Mietwohnungsbau, sowie für den sozialen Wohnungsbau die Entkoppelung der Förderung von dem KfW-40-Standard. Die Bau-Agenda macht es deutlich, rund 400.000 neue Wohnungen sollen pro Jahr gebaut werden. Außerdem müssten 30 bis 35 Millionen Wohnungen saniert werden. Um klimaneutral zu werden, müssten zudem die Windenergie und Wärmenetze ausgebaut werden.
Deutliche Auftragsrückgänge beunruhigen das Baugewerbe
Trotz aller Notwendigkeit werden heute jedoch Bauvorhaben immer häufiger auf die lange Bank geschoben, was an den gestiegenen Energiekosten, den höheren Zinsen und der Inflation liegt. Das Statistische Bundesamt hat neue Zahlen vorgelegt, die nicht wirklich überraschen. Demnach zeichnet sich ein starker Anstieg der Auftragsrückgänge ab. Es sind die explodierenden Baukosten, die das Bauen deutlich erschweren. In der Zeit von Januar bis September 2022 ging die Zahl der Baugenehmigungen um 15,4 Prozent gegenüber den Vorjahreswerten zurück. Das sind 11.200 Einfamilienhäuser, die im gleichen Vorjahreszeitraum weniger genehmigt wurden. Diese Auftragsrückgänge hinterlassen bei der Bauwirtschaft deutliche Spuren. Die Baufirmen haben aktuell zwar noch gut zu tun, doch die Auftragsbücher laufen nach und nach aus. Besonders verunsichert sind junge Familien, die zunehmend zurückhaltend auf eventuelle Bauvorhaben reagieren.