Eine aktuelle Studie hat die Nachfrage nach Primär- und Sekundärrohstoffen der Steine-Erden-Industrie in Deutschland näher analysiert. Das Ergebnis ist trotz steigender Effizienz bei der Verarbeitung wenig überraschend: Durch die Anforderungen der Modernisierung und energetischen Gebäudesanierung im Rahmen der Energiewende werden Rohstoffe auch im Jahr 2040 weiterhin gefragt sein. Damit die Rohstoffe zur Verfügung gestellt werden können, kommt es jetzt auf eine gute und effiziente Planung an.
„Die Ergebnisse des seit 2013 gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und der SST Ingenieurgesellschaft Aachen vorgenommenen Monitorings zeigen, dass trotz weiterer Steigerung der Ressourceneffizienz auch in Zukunft erhebliche Mengen an primären Steine-Erden-Rohstoffen benötigt werden“, erklärt Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (bbs). Zur Verdeutlichung wurden demnach unter Berücksichtigung des Potenzials sekundärer Ersatzrohstoffe zwei Szenarien zur Entwicklung der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen aufgestellt.
Zwei Szenarien zur Entwicklung der Nachfrage nach Rohstoffen am Bau
Das erste Szenario zeigt eine geringe wirtschaftliche Dynamik. Real wird mit einem Nachfrageplus von 0,7 Prozent jährlich gerechnet. Der primäre Rohstoffbedarf wird im Jahr 2040 bei knapp 480 Millionen Tonnen liegen. Im Basisjahr 2019 waren es 580 Millionen Tonnen. Das bedeutet einen Rückgang von 17 Prozent. Das zweite Szenario sieht ein stärkeres Wachstum vor. Demnach soll die Nachfrage nach Rohstoffen auf rund 600 Millionen Tonnen steigen. Das wären 3,5 Prozent über dem Niveau aus dem Jahr 2019. Mit der Dekarbonisierung der Volkswirtschaft wird das Angebot von Hüttensand aus der Stahlindustrie und von REA-Gips aus der Kohleverstromung zurückgehen und perspektivisch sogar vollständig entfallen. Der Verlust wichtiger Sekundärrohstoffe kann mittels weiterer Optimierung der Bauabfall-Verwertung ausgeglichen werden. Die Substitutionsquote aus dem Jahr 2019 von rund 15 Prozent dürfte somit gleich bleiben.
Hintergrund des Gutachtens
Der Hintergrund der Studie ist der, dass Deutschland zu den führenden Industrienationen gehört und auf Rohstoffe angewiesen ist. Die Deckung der Nachfrage nach nichtmetallischen mineralischen Rohstoffen kann aus eigenen Lagerstätten erfolgen. Metalle und vereinzelte Industriemineralien müssen hingegen importiert werden. Damit genügend Rohstoffe zur Verfügung stehen, kommt es auf eine effiziente Planung und schnellen Genehmigungsverfahren an. Langwierige Genehmigungsprozesse stellen wegen der voraussichtlichen Knappheit ein hohes Risiko dar. „Unsere Studie belegt, dass auch in Zukunft erhebliche Mengen an primären Steine-Erden-Rohstoffen für die baupolitischen Herausforderungen, die Modernisierung der Infrastruktur und der energetischen Gebäudesanierung benötigt werden”, so Frederichs. “Die Bundesregierung muss jetzt Nägel mit Köpfen machen und die im Koalitionsvertrag angekündigten Versprechen zu einer Rohstoffsicherungsstrategie und der Halbierung von Planungs- und Genehmigungsverfahren zügig umsetzen.“