Die Sicherung der Liquidität ist nach dem Lockdown mittelfristig besonders wichtig: Das gaben über 70 Prozent der befragten Unternehmen in einer aktuellen Blitzumfrage an. Mehr als jedes zweite Unternehmen in Deutschland geht davon aus, dass ihr Geschäftsmodell mittel- und langfristig stark von der Krise betroffen sei. Erstaunlicherweise sind es in der Baubranche jedoch vergleichsweise wenige.
Insgesamt 1.007 Personen aus Unternehmen verschiedenster Branchen sowie Institutionen der Wirtschaftsförderung, Bildung und Beratung nahmen im April 2020 an einer Blitzumfrage vom Kompetenzzentrum des Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft (RKW) teil. Überraschenderweise unterscheidet sich die Baubranche demnach deutlich von anderen Branchen. So erwarten insgesamt 42 Prozent der befragten Unternehmen aus der Baubranche, dass die mittel- bis langfristigen Auswirkungen der Corona-Krise auf ihr Geschäftsmodell eher oder gar sehr stark sind. Im Gastgewerbe sind es dagegen 95,6 Prozent. Überdurchschnittlich betroffen sind daneben beispielsweise die Bereiche „Kunst und Unterhaltung“ (81,9 Prozent), sonstige Dienstleistungen (64,3 Prozent) sowie „Information & Kommunikation & IT“ (65,9 Prozent). Insbesondere bei der IT muss man allerdings fragen, ob die erwarteten Auswirkungen immer negativ sind. Schließlich könnte der Lockdown für netzbasierte Angebote wie Telemedizin und E-Learning bestenfalls einen nachhaltigen Aufschwung gebracht haben, den IT-Unternehmen verstärkt mit ihrem Angebot bedienen möchten. Besonders wenige Auswirkungen erwartet der Bereich „Energie und Wasser“.
Kleine Unternehmen: aus eigener Sicht am ehesten betroffen
67,2 Prozent der kleinen Betriebe mit bis zu zehn Mitarbeitenden erwarten durch den Lockdown und die Corona-Krise eher oder starke Auswirkungen auf ihr Geschäftsmodell. Bei den Unternehmen mit elf bis 50 Mitarbeitenden sind es 51,4 Prozent, bei den Betrieben mit 51 bis zu 1.000 Mitarbeitenden 56,7 Prozent. Unabhängig von der Unternehmensgröße beschäftigen sich aktuell 40,1 Prozent der Unternehmen angesichts der Krise mit den eigenen Finanzen. 13,4 Prozent kümmern sich um den Aufbau und die Sicherung von Kapazitäten, 12,7 Prozent um die Einhaltung von Hygienevorschriften. Für Institutionen der Wirtschaftsförderung und Bildung stehen zum Beispiel Hilfsmaßnahmen im Fokus. 21 Prozent sind laut eigener Angaben aktuell am meisten mit Beratungen und Finanzhilfen beschäftigt. Ebenfalls wichtig: die Reorganisierung der Arbeit (17 Prozent) und die Veranstaltungsorganisation (13,5 Prozent).
Nach dem Lockdown geht es erst einmal um Liquidität
Geht es um kurzfristige Maßnahmen in den ersten Monaten nach dem Lockdown, beschäftigt die Unternehmen am meisten der Aufbau und die Sicherung von Kapazitäten (29,7 Prozent) sowie eine staatliche Konjunkturpolitik (15,5 Prozent). Wirtschaftsförderungen und Bildungsinstitutionen setzen ihre Schwerpunkte in der kurzfristigen Perspektive nach dem Lockdown ebenfalls beim Aufbau und der Sicherung von Kapazitäten (28,2 Prozent) sowie bei der Beratung und Finanzhilfen (14 Prozent). Mittelfristig (24-Monats-Perspektive) geht es den allermeisten Unternehmen um Finanzen und Liquidität. 72,2 Prozent setzen hier ihren Schwerpunkt. 52,8 Prozent nennen die Digitalisierung und 51,1 Prozent die Geschäftsmodellentwicklung. Wirtschaftsförderungen und Bildungsinstitutionen haben vor allem die Digitalisierung im Fokus (82,8 Prozent).