Die gestiegenen Materialkosten führen dazu, dass die Auftragseingänge und die Umsätze weiter zurückgehen. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. Noch gibt es Auftragsbestände, aber die Lage auf dem Wohnungsbau ist sehr kritisch. Dadurch besteht die Gefahr, dass der Beschäftigtenstand zurückgeht. Die Bauunternehmen betrachten ihre Lage noch als gut. Doch es besteht die Gefahr, dass der derzeitige Beschäftigungsstand langfristig nicht gehalten werden kann.
Das Statistische Bundesamt hat vergangene Woche den Umsatz- und Auftragseingangsindex für das Baugewerbe veröffentlicht. Die Situation vom Auftragseingang im Baugewerbe gestaltet sich dramatisch. „Wie befürchtet, sehen wir die Auftragserteilung im Wohnungsbau weiter im freien Fall”, erklärt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB). “Dabei hat sich das Tempo des Rückganges im Dezember 2022 ein weiteres Mal erhöht.” So betrug der Rückgang der Order im Wohnungsbau Ende letzten Jahres 21 Prozent nominal und 32 Prozent real. Außerdem betont Pakleppa, dass die hohen Finanzierungs- und Baustoffkosten die Bereitschaft für Investitionen weiter ausbremsen würden. Die Unternehmen bauen zwar ihre Auftragsbestände ab, aber sollte sich die kritische Lage nicht verbessern, wird es in den Großstädten für die Menschen immer schwieriger. Die Gefahr besteht auch, dass die Zahl der Beschäftigten nicht gehalten werden könne.
Forderungen an die Politik zur Sicherung der Kapazitäten
In den letzten zwölf Jahren hat das Baugewerbe 200.000 neue Beschäftigte eingestellt. Man ist davon ausgegangen, dass die Rahmenbedingungen dafür sorgten, dass auf die Auslastung Verlass sei. Damit die Bauherren wieder mehr zu Investitionen bereit seien, müssten weitere Baukostensteigerungen vermieden werden. Erteilte Baugenehmigungen führen nicht dazu, dass die Auftragseingänge wachsen. Die Aufgabe der Politik sei nun, dass kein tiefes Tal aus der Konjunkturdelle entsteht.
Weiterer Rückgang der Auftragseingänge
Insgesamt arbeiteten im Bauhauptgewerbe im Jahr 2022 rund 926.660 Beschäftigte. Das sind 15.000 Beschäftigte mehr als im Vorjahr. Für den Monat Dezember meldet das Statistische Bundesamt einen Umsatzrückgang von 9,8 Prozent. Für alle Betriebe ergibt dies ein preisbereinigtes Minus von 5,1 Prozent. „Unsere verhaltene Umsatzprognose wird bestätigt”, betont auch Tim-Oliver Müller, der Hauptgeschäftsführer vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB). “Die nominalen Zuwächse wurden 2022 durch die starken Materialpreissteigerungen mehr als aufgezehrt. Für 2023 sind wir sogar noch pessimistischer: Wir erwarten einen preisbereinigten Umsatzrückgang von 6 Prozent.“ Neue Aufträge bleiben leider aus. Insgesamt wurde für das Jahr 2022 ein Rückgang der Auftragseingänge von 9,6 Prozent gemeldet. Müller bestätigt, dass die Stimmung am Bau sehr schlecht sei. Noch sehen 40 Prozent der Bauunternehmen ihre Lage als gut, doch genauso viele rechnen für das Jahr 2023 mit einer Verschlechterung der Auftragseingänge. Im Wirtschaftsbau ist ebenfalls nicht mit einer Entspannung zu rechnen. Es wird mit einem Umsatzrückgang von vier Prozent gerechnet.