Baustoff aus Abfall - Gipsersatz spart Kosten und Energie

News | Frank Kessler | 19.08.2021
Baustoff aus Abfall - Gipsersatz spart Kosten und Energie
Foto: Roland Riethmüller

Ein internationales Forschungsteam hat für den Einsatz in Bauprojekten einen künstlichen Ersatz für natürlichen Gips entwickelt. Er besteht aus Abfallprodukten industrieller Prozesse. Dieser Gipsersatz kann dazu beitragen, Baustellen in Ländern ohne eigenes Gipsvorkommen besser mit Gips-Bindemitteln zu versorgen. Aber auch anderswo kommt der Gipsersatz aufgrund diverser Vorteile infrage, denn er lässt sich relativ preisgünstig und mit reduziertem Energieaufwand herstellen.

Produziert wird der Gipsersatz einerseits mit Schwefelsäure. Sie entsteht bei der Produktion hitzefester Fasern als Abfallprodukt. Hinzu kommen Kalkstein sowie Karbonat-Komponenten, die ebenfalls bei industriellen Prozessen als Reststoffe entstehen. Das auf diese Weise produzierte neue Material enthielt zu mindestens 95 Prozent Gips (Calciumsulfat-Dihydrat) und lässt sich damit hervorragend als Gipsersatz verwenden. Durch Variationen im Herstellungsprozess können hochfester Gips sowie Baugips oder Anhydrit entstehen. Das zuletzt genannte Material dient als Zuschlagstoff bei der Produktion von Zement sowie als Material für die Produktion von Keramik. Der synthetische Baugips wurde im Rahmen des Forschungsprojekts in gewohnter Weise mit einem Brennofen hergestellt. Synthetisches Anhydrit entstand ebenfalls auf klassische Weise durch Brennen und anschließendes Abkühlen. Und der hochfeste Gipsersatz wurde mithilfe eines Autoklaven erzeugt, eines gasdicht verschließbaren Druckbehälters.

Bei Gipsersatz muss der Gips nicht zerkleinert werden

Gipsbinder werden bei Bauprojekten aufgrund diverser Vorteile gerne verwendet. Sie haben ein vergleichsweise geringes Gewicht sowie relativ gute wärme- und schalldämmende Eigenschaften. Darüber hinaus sind sie feuerbeständig und hypoallergen: Sie enthalten also praktisch keine allergieauslösenden Stoffe. Und sie verursachen keine Silikose, eine bei Bauarbeitern und Handwerkern nicht unbekannte chronische und irreversible Lungenerkrankung. Gips als Baumaterial lässt sich zudem relativ kostengünstig herstellen. Die Kosten der Wärmeenergie zur Gipsproduktion halten sich ebenfalls in Grenzen.

Durch die Verwendung von Abfall ist der Baustoff kostengünstig und umweltfreundlich

Insbesondere bei den Kosten entfaltet der Gipsersatz im Vergleich zu natürlichen Gipsen nochmals Vorteile. Der synthetische Gipsersatz liegt nämlich sofort - wie erwünscht - in Form eines Pulvers vor. Dagegen muss man natürlichen Gips erst einmal zerkleinern, um ihn bei Bauprojekten nutzen zu können. Das verbraucht eine nicht unerhebliche Menge Strom, die bei der Produktion des Gipsersatzes eingespart wird. Dadurch vereinfacht man nicht nur den Produktionsprozess. Zusätzlich sinken die Produktionskosten, die durch die Nutzung von Abfallprodukten ohnehin sinken. Dadurch wird der Kostenfaktor ein nicht unwichtiges Argument für die Nutzung von Gipsersatz.

Hochschulen von drei Ländern sind am Projekt beteiligt

Das internationale Forschungsteam, das den Gipsersatz entwickelt hat, stammt aus der in Moskau ansässigen russischen National University of Science and Technology MISiS, der irischen University of Limerick und vom weißrussischen Institute of General and Inorganic Chemistry of the National Academy of Sciences of Belarus. Vorgestellt wurden die Forschungsergebnisse im Journal of Industrial and Engineering Chemistry.

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