Das Jahr neigt sich dem Ende und es ist wieder Zeit, die Geschehnisse noch einmal Revue passieren zu lassen. Bereits seit zehn Jahren pflegen wir diese Tradition und wollen auch das Jahr 2021 inhaltlich bewerten. Was waren in diesem Jahr die wirklich großen Ereignisse und Aufreger? Was hat die Bauwirtschaft bewegt? Mit diesen Gedanken verabschieden wir uns für dieses Jahr und wünschen frohe Weihnachten und einen erfolgreichen Start ins Neue Jahr.
Der traditionelle Jahresrückblick gibt auch in diesem Jahr wieder einen Überblick über die großen Ereignisse und Themen des Jahres. So war das Jahr natürlich wieder von Corona und dem Infektionsschutz auf den Baustellen bestimmt. Obwohl die Bauwirtschaft im Wesentlichen kaum durch die Restriktionen betroffen war, so wuchs die Sorge um eine Homeoffice-Pflicht am Bau. Erleichterung war jedoch zu verspüren, also bekannt wurde, dass eine Ansteckung auf der Baustelle als Arbeitsunfall gewertet wird.
Neuer Tariflohn im Bauhaupt- und Baunebengewerbe
Doch trotz Corona gingen die Geschäfte am Bau munter weiter. Und so war klar, dass auch die Tarifpolitik nicht ausgesetzt wurde. Erfolgreiche Tarifabschlüsse gab es in diesem Jahr im Malerhandwerk und im Gerüstbau. Besonders hart umkämpft war jedoch die Tarifrunde im Bauhauptgewerbe. Unter Androhung von Streik konnte dann am Ende doch noch nach der Schlichtung ein für beide Seiten zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden. Besonders die Wegezeitenentschädigung galt als großer Gewinn in der Branche. Doch neben den Tariflöhnen konnte auch ein neuer Mindestlohn vereinbart werden.
Große Sorge wegen steigenden Baumaterialpreisen
Als Folge der Coronakrise konnten weltweit die Kapazitäten nach den Lockdowns nicht schnell genug wieder hochgefahren werden. Die Folge war eine Verknappung der Rohstoffe und Baumaterialien, sodass die Preise explodierten und bereits ruinöse Bieterwettbewerbe befürchtet wurden. Die Preise explodierten regelrecht und führten zu einer nie dagewesenen Preisspirale in der Bauwirtschaft. Besonders betroffen waren Dachbaustoffe und Bauchemie, deren Preise die Bauunternehmen extrem unter Druck setzten. Wer sich keinen Vorrat angelegt hatte oder wessen Vorrat verbraucht war, musste zu deutlich höheren Preisen einkaufen. Das verhagelte den Gewinn und bedrohte die Existenz der Bauunternehmen. Die Festschreibung einer Preisgleitklausel gilt zwar als Lösung, doch kann diese nicht rückwirkend vereinbart werden. Aus diesem Grund hat sich beispielsweise die Bahn erkenntlich gezeigt und sich an den gestiegenen Kosten beteiligt. Ideen waren gefragt, sodass die Überlegung zum Einsatz von Laubholz als Bauholz eine Chance boten.
Krisenzeiten bieten Nährboden für Innovationen
Überhaupt wurde vielfach über Innovationen nachgedacht. Die Effizienz stand dabei im Vordergrund. Dabei wurde mehrfach auch über den beliebten Baustoff Beton nachgedacht. So wurde erstmals ein Mehrfamilienhaus im 3D-Betondruck hergestellt. Doch es gab auch Überlegungen für magnetischen Beton, der die Elektromobilität treiben könnte. Um den CO2-Fußabdruck vom Beton zu senken, wurde mit Beton ohne Zement beziehungsweise mit dem Ersatzbaustoff Deton experimentiert. Denn die Nachhaltigkeit gehörte mit zu den großen Trends im scheidenden Jahr.
Große Veränderungen kündigen sich an
Neben den Trends machen sich auch immer mehr grundlegende Veränderungen in der Bauwirtschaft breit. So wird sich die Branche in den kommenden Jahren deutlich verändern, einen Blick wagte eine aktuelle Studie, die einen einschneidenden Wandel bis zum Jahr 2030 prognostiziert. Sorge bereitet dem Ausbaugewerbe vor allem der Trend zum seriellen Bauen, das den Facharbeiter degradiert. Dabei wird die Kompetenz der Fachkräfte infrage gestellt und ihnen die Produktentscheidung genommen. Insgesamt kommt noch ein steigender Trend zu mehr Insolvenzen am Bau hinzu. Dieser Wandel der Bauwirtschaft setzt sich jedoch bei den Bauzulieferern fort und führt beispielsweise dazu, dass nur noch ein deutsches Bauunternehmen unter den weltgrößten Baukonzernen zu finden ist.
Weitere Aufreger
Große Unruhe bracht auch die Entscheidung, dass Gerüste künftig nur noch zur Selbstnutzung aufgestellt werden dürfen und dass dafür die Handwerksordnung für den Gerüstbau geändert wurde. Weitere Aufregung erzeugten auch die Vorwürfe zur Betoninstandsetzung, denen sich die Bauindustrie stellen musste. Der Anstieg der tödlichen Arbeitsunfälle war ebenfalls keine positive Nachricht. Lediglich die Ankündigung, dass der Zoll im Kampf gegen die Schwarzarbeit aufgestockt wird, war eine gute Nachricht. Überhaupt war sich die Branche zunehmend bewusst, dass etwas getan werden muss, um weiterhin Fachkräfte anzuziehen und dem Fachkräftemangel zu begegnen.
Alles in allem war es ein durchwachsenes Jahr, das sicher nicht als bestes Jahr in die Annalen eingehen wird. Bleibt zu hoffen, dass das nächste Jahr besser wird. Insofern wünscht Ihnen die Redaktion Meistertipp alles Gute für das kommende Jahr. Bleiben Sie gesund und genießen Sie die freien Tage. Frohe Weihnachten und einen erfolgreichen Start ins Neue Jahr! Wir sind ab 03.01.2022 wieder für Sie im Einsatz.
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