Die Pandemie hinterlässt in der Bauwirtschaft kaum Spuren. Das Sorgenkind ist allerdings die Digitalisierung, denn die will nicht so recht in Fahrt kommen. Was die Nachhaltigkeit betrifft, so gibt es hier ebenfalls einen Nachholbedarf. Probleme gibt es auch bei der Lieferkette. Viele Betriebe klagen über den Mangel an Rohstoffen und Verzögerungen bei der Lieferkette. Der Fachkräftemangel ist ein weiteres Thema, das die Baubranche ausbremst.
Eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) bestätigt, dass 75 Prozent der Bauunternehmen kaum von der Corona-Pandemie betroffen seien. Drei von vier befragten Unternehmen gaben demnach an, dass Corona kaum Einfluss auf ihre Geschäftsaktivitäten hätte. Zum Leidwesen der Bauwirtschaft ist dadurch jedoch auch der erhoffte Digitalisierungsschub ausgeblieben. Aufholbedarf gibt es ebenfalls beim Thema Nachhaltigkeit. 68 Prozent der Befragten sehen das Thema als relevant an, doch nur jeder Dritte ist auf die Anforderungen vorbereitet. „Die Bauindustrie ist bisher relativ glimpflich durch die Krise gekommen und musste kaum Einbrüche in Kauf nehmen – die Auftragsbücher sind gut gefüllt und die Lage stabil”, erklärt Rebekka Berbner, Partnerin bei PwC Deutschland im Bereich Capital Projects & Infrastructure. “Allerdings hat die Corona-Pandemie dennoch ihre Spuren hinterlassen: So haben viele Unternehmen der Baubranche aktuell mit Problemen in der Lieferkette zu kämpfen.“ Die Beeinträchtigung belastet die komplette Branche. So klagen neun von zehn Unternehmen über Verzögerungen und über den Mangel an Rohstoffen.
Die Digitalisierung ist ausgeblieben
Viele Kenner der Baubranche hatten einen Digitalisierungsschub erwartet. Der ist bedauerlicherweise ausgeblieben. Den Unternehmen fehlt es häufig an Akzeptanz. 47 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sie bereits einen hohen Digitalisierungsgrad haben. Im Bereich von digitalen Lösungen wie zum Beispiel Cloud-Technologien sehen 81 Prozent ein hohes Potenzial, doch nur 44 Prozent nutzen dieses. Obwohl die Erkenntnis der Chancen längst vorhanden ist, kommen die Unternehmen nicht so recht vom Fleck. „Die Lücke zwischen den Potenzialen, die sie in digitalen Technologien erkennen, und den eigenen Fähigkeiten in diesem Bereich schließt sich – wenn überhaupt – nur sehr langsam“, so die Einschätzung von Christian Elsholz, Partner bei PwC Deutschland im Bereich Capital Projects & Infrastructure.
Der Fachkräftemangel bremst die Digitalisierung aus
Für die Nutzung von digitalen Lösungen sehen vier von fünf Unternehmen die große Herausforderung im fachlichen Know-how der Mitarbeiter. Rund 81 Prozent sehen im Fachkräftemangel bei der internen Akzeptanz eine Hürde. Immer wichtiger wird auch das Thema Nachhaltigkeit. 68 Prozent sehen die Bereiche Soziales, Umwelt und Unternehmensführung als relevant an. Auf die Anforderungen sind viele nicht vorbereitet. Priorität bei den Unternehmen hat der soziale Bereich. Jedes zweite Unternehmen ist der Meinung, dass die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter ein wichtiges Thema sei. Auf den Datenschutz legen rund 42 Prozent großen Wert, 36 Prozent auf Nachhaltigkeit bei der Beschaffung und 24 Prozent sehen in Sachen Nachhaltigkeit den Schwerpunkt bei den Emissionen.
Nachhaltigkeit: 68 Prozent sehen das Thema als relevant an…
…doch nur jeder Dritte ist auf die Anforderungen vorbereitet.
Diesen Eindruck haben wir bei der Vorbereitung des ersten deutschen Nachhaltigkeits-Symposiums für die Bauwirtschaft auch gewonnen. Und es gibt noch weniger Unternehmen, die neben den „Vorbereitungen“ auch schon konkrete Umsetzungen vorzuweisen haben.
Vieles ist noch unklar. Wie können regionale Verwertungskreisläufe aussehen? Wie kann ich ich mein Unternehmen für die Verbreitung alternativer Baustoffe fit machen? Welche Kostennachteile entstehen durch die CO2 Steuer, wenn ich nicht gegensteuere?
Entscheider und Pioniere der Branche wollen Sie mitnehmen am 28./29.06. in Essen beim www.nachhaltigkeitssymposium.de. Vom Start-up über innovative Produkte und neue Geschäftsmodelle werden hier Ideen für Ihr Angebot von Morgen vorgestellt.
Digitalisierung in der Entsorgung
Wir haben bei Erdbaron in der Zwischenzeit kein Papier mehr. Es gibt kein Büro mehr, wo auf dem Schreibtisch außer Schmierzettel Papier liegt. Das kenne ich von anderen Firmen anders.
Ich habe das Gefühl, dass es nicht an der Branche liegt, sondern an den maßgebenden Firmen in der Baubranche und den Behörden. Besonders im der Entsorgung geht es total analog zu. Wir stoßen mit digitalen Formularen gerade bei Behörden oft auf Widerstand. Dort sollte man eigentlich mit der Digitalisierung beginnen.
Warum können Bauanträge nicht digital eingereicht werden?