Die Tendenz bei der Sanierung von Bestandsgebäuden ist rückläufig. Die Sanierungsquote für das laufende Jahr 2023 liegt unter ein Prozent. Das ergab eine aktuelle Studie. Somit mussten die angenommenen Zahlen nach unten korrigiert werden. Dafür ist auch der wegbrechende Neubau verantwortlich. Durch eine geringere Fertigstellung bleibt auch die Umzugskette aus, die klassische Renovierungen nach sich zieht. Da diese Zahlen ebenfalls in die Sanierungsquote einfließen, muss von einer deutlich geringeren Quote ausgegangen werden.
Aktuell liegt die Sanierungsquote im deutschen Gebäudebestand bei 0,83 Prozent. Das ergab eine aktuelle Studie der B+L Marktdaten Bonn im Auftrag des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG). Bisher ging man in der Branche und in der Politik von einem Prozent aus. Doch das war bereits unzureichend. Denn schon im Jahr 2022 lag die Sanierungsquote nur bei 0,88 Prozent. „Wenn weiter in diesem Schneckentempo in Deutschland energetisch saniert wird, dann brauchen wir noch annähernd 100 Jahre, um den Gebäudebestand zur Klimaneutralität zu führen”, prognostiziert BUVEG-Geschäftsführer Peter Hinrichs. “Es besteht jedoch dringender Handlungsbedarf, denn rund 30 Prozent aller Wohngebäude befinden sich in einem energetisch unzureichenden Zustand und verbrauchen somit ca. 50 Prozent der Energie.“ Dieser Zustand sei also mehr als alarmierend.
Fehlender Masterplan für Sanierung der Bestandsgebäude
Erschwerend komme hinzu, dass die Absage der Bundesregierung an die sogenannten Minimum Energy Performance Standards der EU ein herber Rückschritt für die Einsparziele sei. Alle Maßnahmen an Gebäuden müssten gleichbehandelt werden. Es muss dringend ein neuer Masterplan für die Sanierung an Gebäuden vorgelegt werden. Aufgrund der Reduzierung des Neubaus könnten so freigewordene Kapazitäten umgeschichtet werden.
Wegfall der Umzugskette senkt Sanierungsquote
Die Studie beweist also, dass trotz der ambitionierten Ziele der Bundesregierung und der allgemeinen Erwartungen in der Gesellschaft die Zahl der energetischen Sanierung weiter zurückgegangen ist. “Hier spielt ein Aspekt eine Rolle, über den ich in früheren Vorträgen oft gesprochen habe: die Umzugskette”, warnt B+L-Geschäftsführer Martin Langen. “Wenn eine neu erstellte Wohnung bezogen wird, löst diese in der Folge circa vier bis fünf Umzüge aus“. Diese Umzüge würden klassische Renovierungen nach sich ziehen. Werden aber 100.000 Wohneinheiten weniger fertiggestellt, würden Umzüge und eine damit verbundene Sanierung wegfallen. Bei einem Neubau werde also nicht nur Wohnraum geschaffen, sondern auch die Sanierungsquote gesteigert. Das verfälscht andererseits den Wert, der schließlich für jede Form der Sanierung gelte, also auch für Renovierung. Erfahrungsgemäß liege damit die tatsächliche Sanierungsquote nochmal 20 Prozent unter der eigentlichen Quote.