BIM-Ausbildung in Deutschland: noch viel zu zurückhaltend
Für den Einsatz von Building Information Modeling (BIM) ist spezifisches Fachwissen notwendig. Daher ist in den letzten Jahren die Zahl der Universitäten und Hochschulen gestiegen, die BIM-Programme anbieten. Trotzdem zeigt der europäische Vergleich große Unterschiede. Denn während es in Großbritannien eine Vielzahl von Masterstudiengängen gibt, behandeln die Hochschulen in Deutschland die Thematik lediglich in vereinzelten Modulen, die in die Lehrpläne integriert sind.
Als Planungsmethode ist Building Information Modeling (BIM) durchaus präsent. Die Studien zeigen jedoch, dass die Methode trotzdem noch zu wenig genutzt wird, obwohl immer mehr Ausschreibungen das digitale Planen und Bauen fordern. Denn um die Wettbewerbsfähigkeit nicht zu bedrohen, hat der Bund eine Vorreiterrolle eingenommen und für öffentliche Aufträge den Einsatz von BIM verbindlich vorgeschrieben. Doch noch immer fehlen Regeln und Standards, sowie das entsprechende Know-How in den Betrieben.
In Deutschland steckt die BIM-Ausbildung in den Kinderschuhen
Das äußert sich vor allem im Angebot. Die Jade Hochschule in Oldenburg hat in der Zeit von 2014 bis 2016 den Stand der BIM-Ausbildung beobachtet. Dabei konnten erhebliche Unterschiede zu anderen europäischen Ländern festgestellt werden. So erfolgt die BIM-Ausbildung in England fokussiert im Rahmen von eigens darauf ausgerichteten Masterstudiengängen. In Deutschland beschränkt sich dies jedoch lediglich auf vereinzelte Module in den Lehrplänen der baubetriebswirtschaftlichen und vergleichbaren Studiengängen.
BuildingSMART hat Standards für die Ausbildung gesetzt
Grundsätzlich basiert die BIM-Ausbildung auf den Standards von BuildingSMART, die das Ziel verfolgen, die Entwicklung von Initiativen zu Building Information Modeling (BIM) zu fördern und zu unterstützen. Damit soll letztendlich erreicht werden, dass in Deutschland eine konsistente Ausbildungslandschaft entsteht. Mit seinem Professional Certification Program (bSI PCert) bietet buildingSMART International einen weltweit gültigen Qualitätsmaßstab zum Bewerten der Kenntnisse in Building Information Modeling an. Dabei kooperiert buildingSMART Deutschland mit dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Gemeinsam haben sie die Richtlinie VDI/bS-MT 2552 8.1 entwickelt, als Grundlage dieses Programmes. Außerdem steht Blatt 8.2 - ebenfalls als Gemeinschaftsprodukt von buildingSMART und VDI - kurz vor der Veröffentlichung. Dabei bietet BuildingSMART selbst keine Schulungen an, sondern definiert die Mindestanforderungen und regelt für die Schulungsanbieter die Zulassungen.
Das bSI PCert ist zweistufig aufgebaut. Die erste Stufe soll ein einheitliches Verständnis der BIM-Grundlagen vermitteln. Danach erfolgt eine zentrale und international abgestimmte Prüfung. Das Basis-Programm wird seit Mai 2018 in Deutschland den Schulungsanbietern angeboten. Bisher gibt es mehr als 2.500 Teilnehmer. Die zweite Stufe wird ab Herbst 2021 angeboten. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Vermittlung anwendungsbezogener BIM-Kompetenzen.
Mehrere Institute fördern die BIM-Ausbildung
In Deutschland existieren jedoch außer BuildingSMART Deutschland noch weitere Institutionen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Digitalisierung im Bauhandwerk voranzutreiben. So gibt es seit dem Jahr 2018 beispielsweise das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen. Dessen Aufgabe besteht darin, mittelständische Unternehmen bei der Digitalisierung zu unterstützen. Das übergeordnete Ziel ist dabei die Etablierung und Förderung der BIM-Methode.
Auch die planen-bauen 4.0 GmbH beschleunigt die Digitalisierung des deutschen Bauhandwerks. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 2015 und begleitet seitdem Pilotprojekte in den Bereichen Hochbau, Schiene- und Wasserstraßen. Außerdem ist das Unternehmen in vielen nationalen und internationalen Projekten involviert.
Weiterhin möchte die Bundesregierung mit dem im Sommer 2019 gegründeten Zentrum für die Digitalisierung des Bauwesens (BIM Deutschland) den Einsatz von Building Information Modeling beschleunigen und auch mitgestalten. Zusammen setzen sich das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) dafür ein, abgestimmte und einheitliche Vorgaben im Infrastruktur- und Hochbau zu erarbeiten und der Allgemeinheit kostenfrei zur Verfügung zu stellen.
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