Brückensanierung auch in Deutschland ein ernstes Thema
Die tragischen Ereignisse von Genua sollten auch eine Mahnung nach Deutschland sein. Hierzulande gibt es auch sehr viele Brücken, die dringend saniert werden müssten. Obwohl in Nordrhein-Westfalen genug Gelder für die Brückensanierung zur Verfügung stehen, dauern die Plan- und Genehmigungsverfahren zu lange. Das vom Bundeskabinett verabschiedete Planungsbeschleunigungsgesetz ist nur ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Der Brücken-Einsturz von Genua sollten eigentlich unsere Politiker wachrütteln, denn auch hierzulande sind viele Brücken sanierungsbedürftig. "Die Sanierung der Brücken in Nordrhein-Westfalen könnte deutlich schneller vonstatten gehen als es derzeit der Fall ist. Es stehen ausreichend Gelder zur Verfügung, aber Plan- und Genehmigungsverfahren dauern zu lange", mit diesen Worten kommentiert Prof. Beate Wiemann, Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverbandes Nordrhein-Westfalen, die Brückensituation im Land. Auch der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Peter Hübner, hält das Planungsbeschleunigungsgesetz zwar für einen guter Schritt in die richtige Richtung. Doch weitere Möglichkeiten, um die Planung und den Bau zu beschleunigen, seien nicht in das neue Gesetz eingeflossen.
Zeitraubende Planungsfeststellungsverfahren
Ein Problem ist, dass die Ersatzbauten für Brücken nicht genau an der Stelle stehen, wo das vorherige Bauwerk stand. Nach bisher geltendem Recht ist für den Neubau einer Brücke ein zeitaufwendiges Planfeststellungsverfahren notwendig. Damit die Plangenehmigung schneller über die Bühne geht, dürfte die Ersatzneubauten von Brücken nicht als Neubau angesehen werden, sondern müssten als Instandsetzung angesehen werden. Das würde das Verfahren erheblich verkürzen. Insgesamt gibt es in Nordrhein-Westfalen 6.500 Brücken. Bis heute wurden davon 375 Brückenbauwerke untersucht. Von diesen müssen 198 erneuert und 96 saniert werden.
Die Kosten für die Brückensanierung
An den Bundesfernstraßen gibt es 39.106 Brücken und 50.790 Teilbauwerke. Der Zustand dieser Brücken verschlechtert sich zunehmend. Besonders bekannt sind die Fälle der Rheinbrücke an der Bundesautobahn A1 bei Leverkusen, die Rader Hochbrücke an der A7 und die Schiersteiner Brücke im Zuge der A643 über den Rhein. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Brücken, die sich in einem einwandfreien oder guten Zustand befinden, deutlich verschlechtert. Die Anzahl der Bauwerke, die gerade noch ausreichend sind, hat sich jedoch um die Hälfte erhöht. Auf kommunaler Ebene sieht die Situation nicht anders aus. Jede zweite Brücke müsste demnach saniert werden. Der Investitionsbedarf beläuft sich gemäß einer Studie für den Ersatzneubau auf elf Milliarden Euro. Das mach bis zum Jahr 2030 jährlich 630 Millionen Euro aus. Rechnet man die Kosten für den Teilersatzneubau hinzu, so kommt man auf einen Investitionsbedarf von 16 Milliarden Euro beziehungsweise 930 Millionen Euro im Jahr.
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