Die Zukunft gehört dem vernetzten Baugewerbe

News | Roland Riethmüller | 10.04.2017
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Foto: meistertipp.de/Stefan Kny

Zwei Tage lang hat sich das Baugewerbe über die Zukunft der Branche Gedanken gemacht. Im Gegensatz zu einer klassischen Konferenz haben beim Handwerkscamp allerdings die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst zur Agenda beigetragen. Mit Sessions über die Abrechenbarkeit von Leistungen, über WhatsApp für Betriebe bis hin zum Fachkräftemangel, wurden digitale Themen angeschnitten und im Dialog vertieft.

Bereits im Vorfeld kamen viele Fragen auf, was genau ein Barcamp sei und was es mit dem Bauhandwerk zu tun hätte. So bringen im Gegensatz zu einer klassischen Konferenz die Teilnehmer auf einem Barcamp ihre eigenen Themen mit und diskutieren diese auf Augenhöhe. Dieser Gedanke führte vielfach zu Unverständnis bei Handwerkern, Kammern und Verbänden, sowie bei Herstellern und Händlern.Doch trotz aller Vorbehalte ließen sich knapp 50 Handwerkerinnen und Handwerker auf das Experiment ein und besuchten am 1. und 2. April das erste Handwerkscamp in Berlin. Organisatorisch eingebettet war das erste Barcamp für Fachleute aus dem Bauhandwerk in die 400-Jahr-Feier der SHK-Innung Berlin, die damit auch bewies, dass Tradition und Zukunftsorientierung gut zusammenpassen. Die Teilnahme am Barcamp war für die Handwerker kostenfrei. Unterstützt wurde das Handwerkscamp durch den Hauptsponsor Lexoffice und weitere Sponsoren.

Vielfältige Themen und immer die gleichen Herausforderungen

Ob neue Partnerschaften im Handwerk, Möglichkeiten einer Walz 4.0, rechtliche Stolpersteine im Internet oder nützliche digitale Tools für die moderne Baustelle - die Themen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren vielfältig.”Tolle Veranstaltung mit wunderbaren Menschen - ideenreich, kreativ, weiterbildend”, fasst es Sanitärmeister Rudolf Ötjengerdes aus Bremen treffend zusammen. Dabei macht es vor allem die Mischung an unterschiedlichen Teilnehmern aus. “Unglaublich, wie gleich die Anforderungen bzw. Probleme gewerkeübergreifend sind”, findet auch Michael Goller aus einem Elektro-Großhandel in Süddeutschland.

Hohe Einsparung durch Digitalisierung

Die SHK-Unternehmerin Kathrin de Blois aus Mönchengladbach stellte den innovativen Handwerkern ihren Weg vor, die Arbeitsprozesse im Kundendienst zu digitalisieren. Dabei geht es ihr nicht nur um die Verarbeitung von allen Geschäftsvorgängen mit Hilfe elektronischer Hilfsmittel. Digitalisierung bedeutet für de Blois auch die Schaffung neuer und individueller Touch-Points mit den Kunden, den vereinfachten Datenaustausch mit Lieferanten und die Marktbeobachtung mit allen Teilnehmern und Entwicklungen. Mit erhöhter Kommunikation, digitalem Kalender und Rechnungslegung über ein Tablet mit mobilem Drucker hat sie es so geschafft, ihre Kunden pünktlich, transparent und individuell zu bedienen. Damit hat sie ein Jahr nach Einführung rund 2.500 Arbeitsstunden eingespart und konnte zusätzlich die Kosten im Einkauf um fünf Prozent senken. Die Digitalisierung wird mittlerweile im gesamten Betriebe gelebt, was nicht zuletzt auch zu einer deutlichen Steigerung der Produktivität geführt hat.

Digitalisierung hilft auch gegen Fachkräftemangel

Von ähnlichen Erfahrungen berichtete auch der Malermeister Matthias Schultze, der mit dem Thema Digitalisierung auch die Sorgen der Fachkräftebeschaffung gelöst hat. “Im Prinzip brauchen wir keine Stellen auszuschreiben, bei uns bewerben sich Mitarbeiter initiativ”, freut sich Schultze. Die Führung ohne Führung ist dabei auch ein sehr wichtiger Ansatz. Durch die Abschaffung von Hierarchien und die Einführung einer Kultur der Eigenverantwortung schafft viel Wertschätzung, weiß auch René Köhler, Gebietsleiter bei einem Glaslösungsanbieter für Badwelten. “Sag mir nicht wie es nicht geht, sondern sag mir, wie ich dir helfen kann”, muss der Leitspruch für die Transformation im Betrieb werden. “Einen besseren Weg für ein starkes Wir gibt es nicht”, so Köhler.

Begleitet wurden die 20 Sessions der Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch zwei motivierende Keynotes von Jörg Mosler und Matthias Schultze. Aufgrund der sehr positiven Feedbacks wird im kommenden Jahr auch wieder ein Handwerkscamp stattfinden. Dabei wurde auch das Networking und der persönliche Austausch auf der Abendveranstaltung sehr gelobt. “Das Handwerkscamp bietet einen enormen Mehrwert für Betriebe, die bereit sind, sich dem digitalen Wandel zu stellen”, bestätigt auch Malermeister Philipp Marotzke aus Berlin.

Weitere Informationen:
Offizielle Seite vom Handwerkscamp
Dokumentationsvideo

 

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