Die Preise an der Tankstelle explodieren seit Wochen. Aber was alle bereits wussten, ist jetzt offiziell: Am Wochenende hat eine Untersuchung des Bundeskartellamts für Aufregung gesorgt. Dem zufolge ist der Kraftstoff an den Tankstellen teurer, als es bei einem funktionierenden Wettbewerb sein sollte. Autofahrer kennen das Phänomen, das vor Feiertagen, zu Ferienbeginn und an Wochenenden besonders häufig auftritt: Von einer auf die andere Stunde steigen an ihren Tankstellen die Benzinpreise – und fallen manchmal noch am selben Tag wieder.
Experten des Bundeskartellamtes haben sich die Preisbewegungen bei jeweils 100 Tankstellen in Hamburg, Köln, Leipzig und München im Zeitraum von Januar 2007 bis Juni 2010 genau angeschaut. Mit dem deutschen Benzinpreis-Jo-Jo sorgt die Mineralölindustrie dafür, dass der Spritpreis höher ist, als er sein müsste. Die Wettbewerbshüter machen die fünf großen Mineralölkonzerne, Aral/BP (23,5 % Marktanteil), Shell (22 %), Jet (10 %), Esso und Total (jeweils 7,5 %) dafür verantwortlich. Allein durch die Marktstrukturen ergeben sich Nachteile für die Kunden. Denn die genannten Anbieter repräsentieren rund 70 Prozent des Kraftstoffmarktes. Bei der Preisgestaltung haben meist die beiden Marktführer ihre Finger im Spiel. Erhöht der erste Anbieter die Preise, zieht der Zweite innerhalb nur weniger Stunden bundesweit nach, oder umgekehrt. Im Anschluss klettern dann ebenfalls die Spritpreise der anderen Anbieter. Nur langsamer läuft das teure Modell auch bei Preissenkungen.
Die Mineralölkonzerne halten dagegen, dass für den Tankstellenpreis hauptsächlich die Beschaffungskosten für die Mineralölprodukte entscheidend sind. Ohne eine Änderung des Rohölpreises können die Benzin- und Dieselpreise um bis zu10 Eurocent pro Liter schwanken. Ursache dafür ist, dass die Ausbeute an Benzin und Diesel aus einer Einheit Rohöl für die Raffinerie aufgrund ihrer technischen Konstellation grundsätzlich festgelegt ist und nicht beliebig an die Nachfrage angepasst werden kann. Der Preis der Mineralölprodukte wird durch die Nachfrage bestimmt. Eine starke Nachfrage nach Diesel und ein schwacher Bedarf an Benzin können dazu führen, dass Benzin unter den Kosten des Rohöls, aus dem es hergestellt wurde, verkauft werden muss. Knapper Diesel kann dagegen deutlich teurer verkauft werden.