Digitalisierung Gebäudehülle - Bauwirtschaft vernachlässigt
Bei der Digitalisierung der Gebäudehülle wird der Fachhandel von seinen eigenen Kunden zunehmend als Bremsklotz der Entwicklung empfunden. Handwerker und Planer wünschen sich aber auch mehr Unterstützung in der Anwendung und Logistik durch die Hersteller der Bauzulieferindustrie. Doch viele Hersteller haben ihre Anwender aus den Augen verloren. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie, die auch Erfolgsfaktoren für die Hersteller in der Bauzulieferindustrie definiert.
Die neueste Studie der S&B Strategy GmbH aus München heißt "Chancen durch die Digitalisierung der Gebäudehülle - Differenzierungspotentiale im Wettbewerb durch Nutzung der aktuellen Anwendertrends". Für sie wurden insgesamt 300 Anwender aus Handwerk und Planung in Deutschland entlang aller bauausführenden Gewerke befragt. Dabei hat die Studie vor allem die Anforderungen an die Installation durch Building Information Modeling (BIM), Direktlieferung vom Lieferanten (Drop Shipment) sowie Personalmangel untersucht und aktuelle Herausforderungen rund um die Digitalisierung der Gebäudehülle in den drei Phasen Planung, Logistik/Disposition und Bauausführung definiert.
Einfachere Installationshilfen der Hersteller sind gefragt
Laut der Studie bejahen 81 Prozent der Befragten aus den Rohbau-Gewerken bei der Digitalisierung der Gebäudehülle die Aussage, dass die Installationshilfen der Hersteller einfacher gestaltet werden müssen. Derselben Aussage stimmen 77 Prozent der Akteure aus den Bereichen Service und Planung, 74 Prozent der Gebäudeausstatter sowie 69 Prozent der Befragten aus der Technischen Gebäudeausrüstung zu.
Christoph Blepp, Partner bei S&B Strategy, empfiehlt den Herstellern, "statt einer reinen Handels-Push-Logik stärker einen Pull-Ansatz mit klar abgegrenztem Omni-Channel-Vertrieb" zu bedienen. Laut Blepp verzetteln sich die Unternehmen oftmals im Klein-Klein und laufen so Gefahr, den Fokus zu verlieren.
Sinkende Mitarbeiter-Qualifikation ist aktuelle Herausforderung
Die Studie definiert auch aktuelle Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für die Hersteller. In der Bauausführung sind aus Sicht der Studienautoren eine sinkende Qualifikation der Mitarbeiter bei steigender Komplexität des Gewerks sowie ganz allgemein ein Personalmangel herausfordernd. In der Planung sehen die Studienautoren es als zentrale Herausforderung, sich laufend in neue Produkte einzuarbeiten. Ebenfalls herausfordernd ist aus ihrer Sicht die hohe Komplexität der Planung. Bei der Logistik und Disposition geht es um einen hohen Zeit- und Margendruck sowie um eine geringe Verfügbarkeit an baustellennahen Lagerplätzen.
Als Erfolgsfaktoren für Hersteller rund um die Digitalisierung der Gebäudehülle definiert die Studie klare und einfache Planungshilfen sowie eine Übernahme der Planungen durch die Hersteller selbst. Weitere Erfolgsfaktoren sind aus Sicht der Studienautoren eine hohe Verfügbarkeit der Produkte sowie digitale Prozesse für On-Time-Baustellenanlieferungen. In der Bauausführung gehören eine anwenderorientierte Konstruktion sowie produkterweiternde Services und Tools zur einfacheren Installation zu den Erfolgsfaktoren.
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