Der Fachkräftemangel sowie ein wachsendes Bauvolumen könnten die Baupreise im privaten Wohnungsbau im Jahr 2019 weiter steigern. So hatte sich bereits im Vorjahr der sogenannte Handwerker-Effekt als Kostentreiber erwiesen. Im August 2018 lagen die Wohnbaukosten beispielsweise 4,6 Prozent über dem Vorjahresmonat, was einen doppelt so hohen Anstieg wie bei anderen Verbraucherpreisen bedeutete. Auch die umfassende gesetzliche Vorgaben bereiten Schwierigkeiten.
Auf Basis von Zahlen des Statistischen Bundesamtes weist das Auftragsportal blauarbeit.de darauf hin, dass nahezu alle Gewerke im Bauhandwerk im Jahr 2018 teurer geworden seien. So stiegen die Kosten für Rohbauarbeiten im vergangenen Jahr um 5,8 Prozent. Bei Erdarbeiten waren es sogar sieben Prozent. Laut Angaben der Statistiker erhöhten sich die Baupreise zwischen August und November 2018 nochmals um 0,8 Prozent. Setzt man den Indexwert des Jahres 2015 für die Kosten des Neubaus von Wohngebäuden einschließlich Umsatzsteuer auf 100, ergibt sich für August 2018 ein Indexwert von 110,6 und für November 2018 ein Indexwert von sogar 111,5.
Fachkräftemangel kann Bauzeit deutlich verlängern
Der Fachkräftemangel in der Baubranche ist ein weiteres Problem, mit dem Bauherren häufig konfrontiert werden. Im Dezember 2018 gab der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur an, dass der Vorlauf bei Handwerkern mittlerweile neun Wochen beträge. Bei den Bau- und Ausbauarbeiten liege die Wartezeit sogar bis zu 13 Wochen, ehe der Handwerker mit dem Auftrag beginnen könne, fuhr er fort. Einen Grund dafür sah Wollseifer nicht nur in der guten Baukonjunktur, sondern auch im Fachkräftemangel. Dieser sorge auch aktuell für höhere Wartezeiten, mache die Arbeit der Handwerksbetriebe noch begehrter und wirke sich so auf die Baupreise aus.
Daher bezeichnet auch Blauarbeit-Geschäftsführer Ferdinand Seulen den Fachkräftemangel als eines der größten strukturellen Probleme Deutschlands. Dabei zitiert er Zahlen des ZDH, laut denen sich in den kommenden fünf Jahren ungefähr 500.000 Handwerker in den Ruhestand verabschieden, während nur etwa 360.000 neue Fachkräfte nachkommen. Seulen fordert daher, dass die Finanzierung und Sicherstellung von neuem Wohnraum bezahlbar bleiben muss. Kurzfristige Lösungen gegen den Handwerker-Effekt erfordern laut seiner Aussage „starke Ideen und Durchsetzungskraft der Regierung“ sowie eine „wachsende Produktivität der Bauunternehmer“.
Ein weiteres Problem: viele Vorschriften
Steigende Baupreise und ein Mangel an Fachkräften sind für die Handwerker-Plattform nicht die einzigen Probleme, mit denen der Wohnungsbau aktuell belastet wird. Hinzu komme eine Vielzahl gesetzlicher Vorgaben, die sich oft von Kommune zu Kommune unterscheiden. Beispiele seien Stellplatz- und Energieeinsparverordnungen, Anforderungen zur Barrierefreiheit und zum Schallschutz sowie eine steigende Grunderwerbssteuer. Daher sehe Seulen für das laufende Jahr 2019 eine exponentielle Verstärkung des Problems mit möglicherweise weitreichenden Folgen für die Gesellschaft.