Besonders das Baugewerbe stöhnt unter der derzeitigen Hitze. Das senkt auch die Leistungsfähigkeiten der Fachkräfte. Denn die Mitarbeiter am Bau müssen trotz dieser Hitzewelle volle Leistung bringen. Sinnvoll wäre daher die Verlegung der Arbeitszeiten in die Abendstunden. So können die Mitarbeiter entlastet und besser vor erhöhter Sonneneinstrahlung geschützt werden. Das würde auch die Gefahr einer verzögerten Baufertigstellung senken.
Die große Sommerhitze macht den Beschäftigten auf den Baustellen erheblich zu schaffen. Es ist zu befürchten, dass die andauernde Hitze zu längeren Ausführungszeiten führt. „Trotz aller Flexibilität unserer Bauunternehmen, der Verlegung der Arbeitszeiten in die frühen Morgenstunden, längere und häufigere Pausen, Rotationen oder Beschattung der Baustelle können viele Baustellen vor allem im Freien nicht fristgerecht abgearbeitet werden“, erklärt Giso Töpfer, Hauptgeschäftsführer des Baugewerbe-Verbands Sachsen-Anhalt. Körperlich schwere Arbeiten seien nicht dauerhaft bei dieser Hitze zu leisten. Besonders in der Mittagszeit sinke die Leistungsfähigkeit ab und frische Getränke würden da nicht viel nützen.
Arbeitsschutz bei Hitzewelle wichtiger denn je
Zudem verweist Heribert Jöris, der Geschäftsführer für Sozial- und Tarifpolitik beim Zentralverband des deutschen Baugewerbes (ZDB) auf den Arbeitsschutz. Die empfohlenen Maßnahmen müssen eingehalten werden. Dazu gehören eine ausreichende Beschattung, die Verlagerung der Arbeitszeiten in kühlere Zeiten, Unterstellmöglichkeiten für die Pausen, Sonnenschutzmittel und eine entsprechende Arbeitskleidung. Außerdem werde auf die Entschädigung von ausgefallener Arbeitszeit aufgrund der Hitze hingewiesen. Carsten Burckhardt, Vorstand der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), bringt eine deutlich verlängerte Mittagspause zum Schutz der Mitarbeiter ins Spiel. Bei dieser Hitzewelle seien die Gesundheitsrisiken nicht mehr tragbar. Um die Mitarbeiter zu schützen, solle über eine Siesta nachgedacht werden, so wie man das von südlichen Ländern her kenne. Ähnlich wie im Winter werde über ein Schlechtwettergeld nachgedacht. Das gelte nicht nur für den Bau, sondern auch für alle anderen Bereiche, bei denen im Freien gearbeitet wird. So bemüht sich die IG Bau schon seit langer Zeit, die Beschäftigten vor zu langer Sonneneinstrahlung zu schützen. Das Dachdeckerhandwerk zahlt bereits seit zwei Jahren ein Sommerausfallgeld. Denn die Mitarbeiter im Dachdeckerhandwerk sind besonders hohen Risiken ausgesetzt. Eine Dachpfanne kann Temperaturen von bis zu 80 Grad erreichen. Für maximal 53 Stunden jährlich, die nicht gearbeitet wurde, gibt es 75 Prozent des Stundenlohns.
Forderung nach klimaangepasstem Bauen
Aufgrund der Hitzewelle fordert die Bundesingenieurkammer ein Umdenken zu mehr klimaangepasstem Bauen. Das Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“, das Bundesbauministerin Klara Geywitz in Potsdam vorgestellt hatte, wird ausdrücklich begrüßt. Zu den Vorschlägen gehören unter anderem, dass die Städte durch die Schaffung von Freiluftschneisen besser durchlüftet werden, eine Begrünung von Flächen, die Beschattung von Straßen und Plätzen und einiges mehr. Aufgrund der Hitzewelle und der damit einhergehenden hohen Temperaturen sind ein Umdenken erforderlich. Die Städte und Gemeinden haben noch bis zu, 15. Oktober 2022 Zeit, entsprechende Projekte einzureichen.