Der deutschen Wirtschaft geht es, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, immer noch sehr gut. Umso mehr blickt man beunruhigt auf die europäischen Nachbarn, die ja durchaus die eigene Wirtschaft positiv oder negativ beeinflussen können. Größtes Sorgenkind dabei ist Griechenland. Nachdem die Griechen am Sonntag nun geschlossen gegen weitere Sparmaßnahmen gestimmt haben, bleibt es abzuwarten, wie es weitergeht. Auch in der Bauwirtschaft betrachtet man die Lage mit gemischten Gefühlen.
Dass unsere europäischen Nachbarn nicht alle wirtschaftlich gut gestellt sind, ist lange bekannt. Und auch die desolate Lage Griechenlands ist nicht neu. Doch spitzt sie sich immer mehr zu und es bleibt abzuwarten, inwiefern sich das Blatt hier noch wendet. Immerhin steht seit Sonntag fest, dass die Griechen mit eindeutiger Mehrheit gegen weitere Sparmaßnahmen gestimmt haben. Was bedeutet das also für die griechische Wirtschaft und damit auch für die europäische? Können auch deutsche Wirtschaftszweige, beispielsweise die Bauwirtschaft dadurch beeinflusst werden? Die Heinze Marktforschung hat die derzeitige Lage analysiert.
Im Großen und Ganzen ist man sich sicher, dass das Referendum vom Sonntag zwar in eine bestimmte Richtung weist, jedoch nicht sofort über das endgültige Schicksal Griechenlands und damit auch Europas entscheiden wird. Vielmehr bleibt es nun abzuwarten, wie Griechenland und vor allem deren Gläubiger mit dem Nein umgehen werden. Dass es nicht einfacher wird, ist wohl jedem klar. Natürlich wird die EU weiter dafür kämpfen, die Eurozone so stabil wie möglich zu halten und mit Griechenland gemeinsam einen Weg zu finden.
Während die Griechenland-Lage sich am Finanzmarkt bereits durchaus bemerkbar gemacht hat, wird hier auch keine Veränderung erwartet. Das bedeutet, dass immer mehr Griechen versuchen werden, ihr Geld ins Ausland zu bringen. Davon könnte der Immobilienmarkt unter Umständen profitieren. Auch in Deutschland. Gleichzeitig ist am Immobilienmarkt zumindest nicht wirklich viel Negatives zu erwarten, da dieser nicht unbedingt auf kurzfristige Schwankungen reagiert. Was den Finanzmarkt angeht, sieht es kritischer aus. Hier ist laut der Heinze Marktforschung durchaus eine Gefahr zu erwarten, wenngleich diese nicht vergleichbar sein wird mit beispielweise der „Lehman-Pleite“. Darüber hinaus ist Griechenland wirtschaftlich einfach auch zu klein, um die gesamte EU-Konjunktur ins Wanken zu bringen. Dennoch darf man keinesfalls unterschätzen, dass Griechenlands Situation einen gewissen Einfluss ausübt.
Zurück zur allgemeinen Einschätzung der deutschen Bauwirtschaft. Hinsichtlich der Baugenehmigungen in Deutschland sieht es derzeit noch gut aus. Auch ein Blick auf vergangene Einschnitte, wie in den Jahren 2001 und 2008 zeigen, dass es zwar zu stärkeren konjunkturellen Schwankungen kam, diese aber nicht ausschließlich von den Ereignissen selbst ausgelöst wurden. Die Auswirkungen auf Baugenehmigungen durch einschneidende wirtschaftliche Ereignisse lassen sich meist erst verzögert betrachten, da die Planungszeiträume hier eher lang sind und damit nicht unmittelbar messbar sind.
Im Moment ist die Bauwirtschaft recht gefestigt, da die Kapazitätsauslastung immer noch sehr hoch ist. Dies liegt an der guten Konjunktur, die mit einem niedrigen Niveau an Baugenehmigungen einhergeht. Damit ist also nicht zu erwarten, dass die Zahl der Baugenehmigungen durch Griechenland beeinflusst werden könnte. Dennoch ist der Nichtwohnbau stärker gefährdet als der Wohnungsbau.
Am Ende bleibt nun wohl einfach abzuwarten, welche Auswirkungen das Nein der griechischen Bevölkerung nun auf die eigene und die europäische Konjunktur haben.