Heimische Baustoffe sichern Lieferkette im Baugewerbe
Der Krieg in der Ukraine wirft auch lange Schatten auf die Bautätigkeit in Deutschland. Sicher sind die gestiegenen Preise und die Gefährdung der Lieferkette nicht die größten Probleme, die dieser Krieg mit sich bringen. Trotzdem wird jetzt die Forderung wieder laut, auf heimische Baustoffe zurückzugreifen. Betroffen ist das Baugewerbe auch von den deutlich gestiegenen Preisen für Kraftstoffe. Deshalb muss die Bundesregierung tätig werden, um die Ukraine-Krise gemeinsam zu bewältigen.
Steigende Preise und die Gefährdung der Lieferkette sind die Folgen des Krieges in der Ukraine. Die Branche muss aus diesen Gründen vorausschauend handeln. Der Präsident der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, Markus Böll, hat daher bei einem Treffen mit Wohnungsbauministerin Nicole Razavi mit Nachdruck auf die Nutzung von heimischen Ressourcen hingewiesen. Hiesige Produktionsstätten müssten ausgebaut werden, um die Lieferkette zu sichern. Diese Forderung nach regionalen Baustoffen vertritt der Verband schon lange. "Nun haben sich die Probleme um die Beschaffung von Bauvorprodukten um ein Vielfaches verstärkt”, erklärt Böll in einem Gespräch. “Putins Aggressionskrieg mit all seinen schrecklichen und unkalkulierbaren Auswirkungen zeigt, dass wir uns unabhängiger machen müssen vom Weltmarkt.” Weiter betont er, dass es in unserem Land reichlich Baustoffe gebe, die nur stärker genutzt werden müssten. Gefordert werden zudem unbürokratische Maßnahmen, um den drastisch gestiegenen Preisen entgegenzuwirken. Die Baubetriebe sollten damit nicht alleingelassen werden und so seien heimische Baustoffe ein valider Lösungsansatz.
Baugewerbe schlägt einen runden Tisch vor
"Die sich infolge des Krieges in der Ukraine verschärfenden Lieferengpässe und vor allem die daraus resultierenden Preissteigerungen bei Baumaterialien stellen unsere Unternehmen vor große Herausforderungen”, bestätigt auch Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB). “Wie wir diese mit den öffentlichen Auftraggebern lösen können, sollte an einem Runden Tisch gemeinsam mit der Bundesregierung beraten werden." Von den Baubetrieben werde berichtet, dass sie nach Anfragen nur noch tagesaktuelle Preise bekommen und Lieferzusagen oft ausbleiben. Pakleppa hält es folglich für unmöglich, Angebote auf Bauausschreibungen zu machen. Es werde eine andere Form der vertraglichen Zusammenarbeit gebraucht, denn die bisherigen Stoffpreisgleitklauseln hätten keinen Erfolg gebracht.
Angepasste Gleitklausel als Lösungsansatz
Pakleppa schlägt deshalb vor, eine an die aktuelle Preisentwicklung angepasste Gleitklausel einzurichten. Diese sollte die Lieferengpässe und die Preisschwankungen abfangen. Diese Klausel solle auch auf bereits laufende Verträge angewandt werden können. Besonders betroffen sei die Branche auch von den steigenden Kraftstoffpreisen. Diese sind unter anderem durch die fehlenden ukrainischen LKW-Fahrer entstanden. Sollten diese Auswirkungen nicht minimiert werden, bleiben große öffentliche Bauvorhaben auf der Strecke.
Die Preissteigerungen für Baustoffe beeinflusst das Handwerk - Heimische Baustoffe sind die Lösung
Bisher waren die Handwerker leichte Preissteigerungen gewohnt. Doch neben den steigenden Preisen und Lieferengpässen müssen die Handwerker auch noch die steigenden Energiekosten hinnehmen. Diese Situation werde sich laut Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, durch den Krieg in der Ukraine weiter verschärfen. "Das Handwerk trägt die Konsequenzen der Sanktionen gegen Russland natürlich mit und steht bereit, um notleidende Menschen aus der Ukraine zu unterstützen. Um die weiter steigenden Energiekosten schultern zu können, müssen wir aber für Entlastung sorgen, wo es möglich ist", so Hiltner. Jetzt werde es daher Zeit, auf heimische Baustoffe zurückzugreifen.
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