Höhere Stundensätze im Handwerk - Anstieg um bis zu 9 Prozent

News | Frank Kessler | 21.04.2023

Auch im zweiten Halbjahr 2022 hat das Handwerk die Stundensätze erneut angehoben. Im Rahmen des Preisatlas Handwerk 2023 wurden dazu Handwerksbetriebe befragt. Bei den meisten sind die Stundenpreise sogar mehrmals gestiegen. Nur bei wenigen Umfrageteilnehmern sind die Meisterstunde und Gesellenstunde stabil geblieben. Ebenfalls konstant ist die Auftragslage. Die meisten der befragten Betriebe schätzen diese als gut bis sehr gut ein.

Zum zweiten Mal hat die Softwaregruppe OneQrew den Preisatlas für das Handwerk veröffentlicht. Befragt wurden insgesamt 670 Handwerksbetriebe. Demnach sind in der zweiten Jahreshälfte 2022 die Stundensätze für Handwerker weiter angestiegen. Eine Meisterstunde kostete zu Beginn des Jahres 2023 im Schnitt 64 Euro. Eine Gesellenstunde lag bei 58 Euro. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 ist das eine Erhöhung von fünf beziehungsweise neun Prozent. Damit ist der Preis der Gesellenstunde schneller angestiegen als der einer Meisterstunde. Zum Vergleich: Die allgemeine Teuerung lag dem Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes zufolge zwischen April 2022 bis Februar 2023 bei 5,9 Prozent. “Blickt man auf die gefürchtete Lohn-Preis-Spirale, so machen die Handwerksbetriebe aktuell viel richtig”, lobt OneQrew-Geschäftsführer Dominik Hoffmann. “Der Fokus auf moderate Preisanpassungen zu Gunsten besser bezahlter Gesellenstunden schafft aktuell die richtige Balance - auch um den Einstieg in das Handwerk attraktiver zu machen, neue Fachkräfte zu gewinnen und die Konkurrenzfähigkeit der eigenen Branche zu stärken.”

Steigerung der Stundensätze ist die Norm

71 Prozent der befragten Betriebe gaben außerdem an, dass sie im Untersuchungszeitraum ihre Preise mehrmals erhöht hätten. Nur bei 29 Prozent blieben die Preise gleich. Die Gründe für die Preissteigerungen liegen bei den gestiegenen Lohnkosten und der angespannten Arbeitsmarktlage. 70 Prozent berichteten von einer, beziehungsweise mehreren offenen Stellen. Diese Situation hat sich gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent verschlechtert und zeigt, dass der Fachkräftemangel in der Baubranche immer noch ein entscheidendes Problem darstellt. Im Schnitt fehlen 1,38 Fachkräfte je Betrieb. “Ein Ende der steigenden Kosten im deutschen Handwerk ist nicht abzusehen”, so Hoffmann. “Dabei handelt es sich um eine logische Konsequenz des Marktes, wenn hohe Nachfrage auf ein beschränktes Angebot trifft.”

Große Preisunterschiede im Handwerk nach Region und Gewerk

Besonders hoch sind die Preise für Meister- und Gesellenstunden in den Ballungszentren und in den alten Bundesländern, die wirtschaftsstark sind. Den Spitzensatz mit 72 Euro je Meisterstunde teilen sich Berlin und Hamburg. Mit 63 Euro ist die Gesellenstunde in Hamburg am höchsten. Preiswert ist es dagegen in Sachsen-Anhalt. Die Meisterstunde liegt hier bei 52 Euro, die Gesellenstunde bei 43 Euro. Im Schnitt beträgt der Preis für eine Handwerkerstunde im Osten von Deutschland 54 Euro und im Westen 64 Euro. Aber auch in den einzelnen Gewerken gibt es deutliche Preisunterschiede. Am höchsten sind die Kosten bei den Dachdeckern und Zimmerleuten. Hier müssen 65 Euro gezahlt werden. Es folgt der Fensterbau mit 64 Euro und der Bereich Heizung, Sanitär, Klima mit 63 Euro. In der Elektrotechnik werden 59 Euro fällig. Gerüstbauer erhalten 55 Euro, sowie Maler, Gipser und Stuckateure 54 Euro. Die geringsten Stundensätze fallen im Hoch- und Tiefbau mit 53 Euro an.

Trotz guter Auftragslage bremst der Fachkräftemangel

Doch trotz der steigenden Preise ist die Auftragslage immer noch stabil. 73 Prozent bewerteten die Auftragslage folglich als gut bis sehr gut. Von einer mäßigen Auftragslage sprechen lediglich sechs Prozent der befragten Betriebe. Im Hoch- und Tiefbau sowie Gerüstbau gaben 41 Prozent an, dass ihre Auftragslage gut oder sehr gut sei. 27 Prozent sprachen von einer mäßigen Lage. “Mit Blick auf die Zukunft sind dringend Maßnahmen gegen den Handwerkermangel notwendig”, bestätigt Hoffmann. “Sonst drohen nicht nur weiter steigende Preise, sondern ein immenser Auftragsstau, der Großprojekte wie die Energiewende gefährden könnte, wenn Handwerker fehlen, die Wärmepumpen installieren oder Häuser dämmen.”

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