IG BAU fordert bessere Ausbildungsqualität
Man sollte eigentlich meinen, dass der Fachkräftemangel Betriebe dazu anhält, ihren Auszubildenden die bestmöglichen Fertigkeiten nahe zu bringen. Darüber hinaus sollten diese Auszubildenden mit dem Gedanken eingestellt werden, dass man die späteren Gesellen gerne in seinem Betrieb übernehmen möchte. Doch in der Praxis zeigt sich leider allzu oft, dass Auszubildende nicht hinreichend gefördert werden. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) macht sich daher dafür stark, dass hier ein Umdenken stattfinden muss.
Viele wissen es vielleicht noch aus der eigenen Ausbildungszeit. Man verrichtet oft Tätigkeiten, die mit dem eigentlichen Themengebiet des gewählten Berufes nicht viel gemein haben. Das führt bei den jungen Auszubildenden nicht nur zu Unmut und fehlender Motivation. Es sorgt am Ende unter Umständen sogar dafür, dass die Jugendlichen sich nach der abgeschlossenen Ausbildung einen neuen Arbeitgeber suchen. Und selbst wenn die ausgelernten Gesellinnen und Gesellen dann interessiert sind an einer anschließenden Betriebsübernahme, gibt es zu viele Betriebe, die dies nicht ermöglichen.
Betriebe scheinen sich demnach wohl immer noch nicht im Klaren darüber zu sein, dass sie an der Situation des anhaltenden Fachkräftemangels nur etwas ändern können, wenn sie bei sich anfangen und ein echtes Umdenken bei der Ausbildung an den Tag legen. Die Ausbildungsbetriebe müssen demnach vor allem dafür Sorge tragen, dass ihre Auszubildenden die für den Beruf nötigen Fertigkeiten vermittelt bekommen und eben nicht, wie oft der Fall, nur unzulängliche Hilfsarbeiten ausführen. Auch wenn der Auszubildende kostenseitig günstiger ist als ein Festangestellter, so sollte man den Auszubildenden keineswegs schlechter stellen.
Carsten Burckhardt, IG BAU-Bundesvorstandsmitglied, sagt dazu: „Mit Schmalspurausbildungen muss endlich Schluss sein. Die Wirtschaft schimpft ständig über Fachkräftemangel, tut aber wenig dafür, ihrem Nachwuchs wichtige Qualifikationen zu vermitteln – das passt nicht zusammen. Immer wieder wird von Seiten der Wirtschaft betont, dass es zu wenige Fachkräfte gäbe, doch gleichzeitig nimmt die Ausbildungsbereitschaft vieler, vor allem großer Betriebe, immer weiter ab. Das ist eine Heuchelei, die unerträglich ist.“
Aus Sicht der IG BAU müssen sich Ausbildungsbetriebe über ihre Situation bewusst werden und sich ihrer Verantwortung gegenüber den Auszubildenden stellen. Dazu gehört auch, dass den Jugendlichen qualifizierte Ausbilder zur Seite gestellt werden. Aber auch moderne Arbeitsmittel, wie Computer, Maschinen und Werkzeuge dürfen nicht vorenthalten werden. Nur so kann langfristig eine hohe Ausbildungsqualität sichergestellt werden, die es natürlich regelmäßig zu kontrollieren gilt. Diese Aufgabe sieht die IG BAU insbesondere bei den Betrieben und Berufsschulen.
Neben optimalen Arbeitsbedingungen mit hohem Lerninhalt, fordert die IG BAU aber auch eine angemessene, faire Bezahlung für die Auszubildenden. Darüber hinaus sollten Kosten für Arbeitsmaterial oder auch Fahrten aufgrund von weiter Entfernungen zwischen der Berufsschule und Ausbildungsstätte von den Betrieben übernommen werden.
Um den Jugendlichen von Beginn an zu vermitteln, dass sie ein Mitbestimmungsrecht haben, unterstützt die IG BAU die Bildung von Jugend- und Ausbildungsvertretungen (JAV) innerhalb der Betriebe. Diese sind in Betrieben eingesetzt, in denen es auch einen Betriebsrat gibt und in dem mindestens fünf Mitarbeiter unter 18 Jahren beschäftigt sind. Durch die Arbeit in der JAV lernen die Jugendlichen, sich für ihre Rechte stark zu machen, aber auch mit ihren Pflichten verantwortungsvoll umzugehen.
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