Im niederländischen Meeresforschungsunternehmen MARIN wird eine schwimmende Insel auf ihre Möglichkeiten und Grenzen getestet. Eine solche Insel besteht derzeit aus 87 großen Dreiecken. Die Elemente werden miteinander verbunden, wobei ein hohes Maß an Flexibilität besteht. Nach erfolgreichen Maßstabstests und den Simulationen könnten die Mega-Inseln mehr Platz für Energiegewinnung, Nahrungsmittelproduktion oder Frachtabwicklungen bieten. Im besten Fall könnte damit auch neuer Wohnraum erschaffen werden.
Schon seit langer Zeit erschaffen die Niederländer neues Land durch Aufschütten und den Bau von Deichen. Doch die steigenden Meeresspiegel erschweren diese Methoden. Olaf Waals ist der Projektmanager eines neuen Konzepts. Eine schwimmende Insel soll das Problem der wachsenden Bevölkerung teilweise lösen. Waals sieht in schwimmenden Städten und Häfen eine innovative Alternative, die gleichzeitig gut zur niederländischen Seefahrtstradition passt.
Viele Hürden auf dem Weg zum neuen Wohnraum
Ein solch ehrgeiziges Projekt ist mit einigen Hürden verbunden. Um diese zu erklimmen, forscht das MARIN-Team in einem 40 mal 40 Meter großen Becken. Dort können Strömungen und Wellengang simuliert werden. Auf diese Weise kann getestet werden, wie die schwimmende Insel konzipiert sein muss, um diesen standzuhalten. Ebenso können verschiedene Verbindungsmöglichkeiten zwischen den Bauteilen und der Verankerung am Meeresboden ausprobiert werden. Zusätzlich werden die Versorgung und die Logistik im Auge behalten.
Großes Potenzial, aber viele offene Fragen
An erster Stelle muss erforscht werden, wie sich die schwimmenden Inseln auf die darunter liegende Umgebung auswirken. Das Tier- und Pflanzenreich soll bei der Nutzung keinen Schaden davontragen. Das Ziel ist es, die Inseln langfristig zu nutzen. Hierfür ist eine geschlossene Wasser- und Energieversorgung notwendig. Zusätzlich gilt es, einen sinnvollen Umgang mit Abfall und anfallenden Rohstoffen zu gewährleisten.
Viele Nutzungsmöglichkeiten der schwimmenden Insel
Die Forscher von MARIN sehen eine hohe Nutzvielfalt, die die schwimmende Insel bieten kann. Die Möglichkeit der Ökostromgewinnung steht an einer der obersten Stellen. Hierfür könnten Wellen-, Wind- oder Gezeitenkräfte genutzt werden. Solarzellen wären ebenfalls auf einer solchen Insel möglich. Denkbar ist auch die Nutzung für die Nahrungsmittelgewinnung, z. B. durch Fischfang oder Algengewinnung. Für Regionen, in denen keine ausreichende Infrastruktur möglich ist, könnte die schwimmende Insel als Frachtterminal genutzt werden. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist beispielsweise die Errichtung von Freizeiteinrichtungen oder Wohnhäusern. Je nach Größe der ausgewählten Elemente könnte auf diese Weise eine kleine Siedlung oder eine ganze schwimmende Stadt geschaffen werden.