Welche Auswirkungen hat der Coronavirus auf die Baubranche, das Handwerk und private Bauherren? Diese Frage beschäftigt aktuell zahlreiche Betriebe, Branchenverbände und Unternehmensberater. Die Bandbreite der prognostizierten Szenarien reicht dabei von der Prognose moderater Folgen bis zur Erwartung erheblicher Umsatzeinbußen. Der Blick auf eine Auswahl unterschiedlicher Prognosen und Forderungen für Handwerk und Bau angesichts der aktuellen Corona-Pandemie zeigt vor allem eins: Vieles ist ungewiss.
Die Berater von S&B Strategy sowie Marktforscher von BauInfoConsult präsentieren differenzierte Prognosen zur Auswirkung des Coronavirus auf Bau und Handwerk. Laut S&B Strategy treffen die Restriktionen die Bauwirtschaft aktuell weniger stark als Branchen wie den Tourismus und die Gastronomie. Allerdings betont die Unternehmensberatung, dass COVID-19 – abhängig davon, welches Szenario eintrifft – auch „verheerende Auswirkungen auf die deutsche Bauzulieferindustrie haben“ kann. BauInfoConsult sieht die Situation ähnlich und präsentiert zwei Szenarien. Im einen bremsen „milde Corona-Effekte“ die Bauwirtschaft nur etwas aus, im anderen bringen heftige Effekte auch die Baubranche ins Minus.
So manche Hypothese sieht harte Folgen für Handwerk und Bau
„Folgen der Corona-Virus-Pandemie treffen deutsche Wirtschaft hart“ prognostiziert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung(DIW) kürzlich. Wie hart es für die Wirtschaft wird, bleibt allerdings auch für das DIW offen. Während es in einem Szenario „langwierige Produktionsstörungen“ sowie einen nachhaltigen Nachfragerückgang sieht, geht es im anderen von einer schnellen Normalisierung aus.
Ein negatives Szenario präsentiert der Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz (BV Farbe) auf Basis einer Umfrage. Demnach rechnen 60 Prozent der 40.000 Betriebe damit, “kurzfristig Liquiditätshilfen“ zu benötigen. Der prognostizierte Umsatzverlust liegt bei durchschnittlich 50 Prozent.
Coronavirus führt auch zu Bauverzögerungen
Folgen wird die Corona-Pandemie auch für private Bauherren haben. Laut Bauherren-Schutzbund (BDB) müssen sie sich auf Bauverzögerungen einstellen. Zu einem bundesweiten Stillstand der Bautätigkeit hat die Pandemie bisher nicht geführt. Eine große Anzahl von mittelständischen Bauunternehmen sei weiterhin aktiv, meldet beispielsweise für Hessen der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure Hessen (BDB Hessen).
Viele Verbände fordern schnelle Hilfe
Allerdings gibt es klare Forderungen von Verbänden und Instituten. So fordert zum Beispiel das ifo Institut unter anderem, Steuerzahlungen für kleine und mittlere Unternehmen mehrere Monate lang auszusetzen. Für öffentliche Aufträge fordert der Verband baugewerblicher Unternehmer Hessen (BGVHT), Schlussrechnungen trotz der aktuellen Situation mit Home-Office vieler Beamten und Angestellten zeitnah zu begleichen. Er regt dafür an, 80 Prozent des Rechnungsbetrages über ein vereinfachtes Verfahren auszuzahlen. Handwerk.NRW fordert eine verstärkte Krisenberatung für die Betriebe sowie eine Soforthilfe in Höhe von 5.000 bis 25.000 Euro für in Not geratene Kleinunternehmen.
Ebenfalls Soforthilfen mahnt der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) an, während die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) nach einem umfassenden Schutz für Baubeschäftigte verlangt: beispielsweise mit Wassercontainern und Desinfektionsmitteln auf Baustellen ohne fließendes Wasser.