Kaum Digitalisierung im Handwerk

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Foto: Roland Riethmüller

Der Fortschritt geht auch am Handwerk nicht spurlos vorbei. Doch hat die Digitalisierung im Handwerk aktuell noch keinen großen Stellenwert, wie die Handwerks-Studie „manufactum“ ermittelte. Defizite werden vor allem bei der Befragung der Azubis deutlich, äußern sich allerdings auch beim großen Betriebsvergleich. Der macht auch deutlich, dass Zusammenschlüsse und Personalarbeit kritische Erfolgsfaktoren für Handwerksbetriebe sind.

Nach „Industrie 4.0“ als Metapher für die vierte industrielle Revolution kommt jetzt „Bauen 4.0“. Dabei geht es um die Digitalisierung in der Bauwirtschaft mit BIM (Building Information Modelling) als zentrales Element zur Steuerung der Bauprozesse über die gesamte Lebensdauer des Bauwerks hinweg. Doch wie sieht es mit „Handwerk 4.0“ aus? Wie bereitet sich das Handwerk auf die digitale Revolution der Betriebsabläufe vor? Diese Frage stellte sich das Marktforschungsinstitut ServiceBarometer AG im Auftrag der Adolf Würth GmbH & Co. KG und veröffentlichte nun anlässlich des 80. Geburtstages von Reinhold Würth die vierte Ausgabe der Handwerks-Studie „Manufactum“.

Wesentlicher Bestandteil der Studie ist in dem Zusammenhang auch die Frage nach den Nachwuchskräften. Denn zunehmend leidet auch das Handwerk darunter, geeignete Fachkräfte zu finden. So befinden sich schon heute viele Handwerksbetriebe im Wettbewerb um die besten Nachwuchshandwerker. Daher behandelt der Teil „Azubi im H@ndwerk 2.0“ auch die Frage nach den Erwartungen der jungen Generation an eine Ausbildung im Handwerk, sowie die Zufriedenheit der Azubis mit ihrer Ausbildung und den Betrieben. Ferner wurde die Mediennutzung untersucht und die Bedeutung von digitalen Medien und Prozessen im Handwerk ermittelt. 451 Azubis wurden insgesamt befragt und bescheinigten der Ausbildung im Handwerk eine rundum gute Note. Insgesamt sind sie mit ihrer Arbeit recht zufrieden und bemessen dem Betriebsklima mehr Bedeutung zu als der Entlohnung. Hinsichtlich neuer digitaler Medien machen die Azubis aufgrund ihrer Mediennutzung deutlich, dass zwar Online bei der Informationsbeschaffung eine große Rolle spielt, jedoch die klassischen Medien durchaus ergänzt statt ersetzt. Dies betrifft auch die Bestellung, die auch vom Nachwuchs immer noch am liebsten per Telefon aufgegeben wird. Doch auch insgesamt bestätigten die Nachwuchskräfte, dass digitale Technologien bereits in den Handwerksbetrieben Einzug gehalten haben. Optimierungsbedarf sehen die Azubis vor allem im Bereich der Präsentation in Sozialen Medien und der Automatisierung der Bestellung und Lagerhaltung.

Der zweite Teil der Studie ist ein Betriebsvergleich deutscher Handwerksbetriebe, für den 718 Geschäftsführer und Meister detailliert darstellen, wie sich das Handwerk selbst sieht. Auffallend ist vor allem, dass während nur sehr wenige Betriebe einen Businessplan aufgestellt haben oder einen eigenen Personalreferenten beschäftigen, sich der aktuelle Einsatz digitaler Lösungen meist auf den Internetauftritt beschränkt. Immerhin 81 Prozent der befragten Handwerksbetriebe verfügt über eine eigene Homepage. Dabei steht allerdings mit 85 Prozent die Darstellung der Referenzen im Vordergrund, während der Broschüren-Download oder virtuelle Ausstellungsräume nur für rund 25 Prozent relevant sind. Produktkonfiguratoren oder eigene Online-Shops sind dagegen eine echte Seltenheit. Den größten Bedeutungsanstieg seit 2011 hat mit zusätzlichen 19 Prozentpunkten die Nutzung sozialer Medien, die von 26 Prozent der Handwerksbetriebe dienstlich genutzt werden.

Insgesamt steht allerdings die Herausstellung der Erfolgsfaktoren an erster Stelle. „Anhand betrieblicher Erfolgskennzahlen wie Geschäftssituation, Profitabilität und Beschäftigungsentwicklung wurden hierzu die zehn Prozent besonders erfolgreichen Betriebe identifiziert“, so Studienleiter Frank Dornach. Seiner Meinung nach können anhand der Ergebnisse zwei große Themen abgeleitet werden, die für einen erfolgreichen Wandel im Sinne der digitalen Revolution stehen. 65 Prozent der Befragten halten die gewerkeübergreifende Kooperation oder Partnerschaft von Handwerksbetrieben für erfolgskritisch. Doch auch das Thema Personal kristallisiert sich immer mehr als zentraler Erfolgsfaktor heraus. Immerhin bestätigen 87 Prozent der Befragten, dass sich die Mitarbeiter überdurchschnittlich für den Unternehmenserfolg einsetzen. So motivieren bereits 79 Prozent der Handwerksbetriebe ihre Mitarbeiter, Vorschläge zur Qualitätsverbesserung zu machen. Bei den besonders erfolgreichen Top-10%-Betrieben sind es sogar 91 Prozent. Da Online-Stellenanzeigen und Social-Media-Kanäle zur Mitarbeitergewinnung immer noch recht verhalten eingesetzt werden, ist die Digitalisierung in den Geschäftsprozessen auch hier noch nicht sehr weit vorangeschritten.

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