Bauen in Deutschland wird immer teurer, das ist unbestritten. So hat das Statistische Bundesamt kürzlich vor allem im mehrgeschossigen Wohnungsbau Preissteigerungen bis zu 60 Prozent festgestellt. Doch gerade vor dem Hintergrund des steigenden Wohnungsbedarfs aufgrund des nicht endenden Flüchtlingsstroms, ist diese Konstellation mehr als dramatisch. Jetzt ist die Politik gefragt, die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Unabhängig von den mit Spannung erwarteten Ergebnissen der Baukostensenkungskommission hat das Statistische Bundesamt (Destatis) erneut dramatische Preisanstiege bei Baukosten ermittelt. Angeheizt durch den wachsenden Wohnungsbedarf für Flüchtlinge dürften die neuen “Preisindizes für die Bauwirtschaft” erneut für Diskussion sorgen. Demnach identifizierte Destatis in den unterschiedlichen Gewerken für mehrgeschossige Wohngebäude zwischen 2009 und 2015 massive Indexanstiege mit Preissteigerungen um bis zu 60 Prozent, beispielsweise bei der Haustechnik.
Doch was beeinflusst die Preise maßgeblich? Was sind die großen Preistreiber? Die Wissenschaftler der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (ARGE Kiel) kommen auf ähnliche Ergebnisse und gehen vor allem von gestiegenen Qualitätsansprüchen und ordnungsrechtlichen Anforderungen bezüglich der Energieeffizienz, Barrierefreiheit, Standsicherheit, Brand- und Schallschutz, Schnee-, Sturm- und Erdbebensicherheit sowie einer Vielzahl an kommunalen Auflagen aus. So sind es vor allem äußere Einflüsse, die die Baukosten negativ beeinflussen. Denn auch die Bürokratie trägt dazu bei, beispielsweise durch mehrfache Erhöhung der Grunderwerbssteuer, anhaltend schleppende Genehmigungen von Bauanträgen und die Zweckentfremdung von Mitteln für den Wohnungsbau. Doch auch die ausufernden kommunalen Regelungen zu Aufzügen, Tiefgaragen-Stellplätzen oder einer teuren haustechnischen Anlage befeuern den Anstieg der Baukosten und führen dazu, dass die Wohnfläche im mehrgeschossigen Wohnungsbau von 983 €/qm im Jahr 2000 auf 1.432 €/qm in 2014 gestiegen sind.
Sieht man sich dagegen die Kosten für den Rohbau an, so stellt man keinen Zusammenhang mit den gestiegenen Baukosten fest. Im Gegenteil: Im Vergleich zu den Gesamtbaukosten ist der Anteil der Rohbaukosten von 54 auf 46 Prozent zurück gegangen. Bei Einfamilienhäusern liegt er sogar nur noch bei einem Drittel der Baukosten. Maßgeblich dazu beigetragen hat die Preisentwicklung für Material und Verarbeitung, die bei einer Inflation von 1,6 Prozent lediglich bei 1,2 Prozent lag. Besonders die Ziegelindustrie freut sich über den lediglich marginalen Anstieg der Baukosten für Maurerarbeiten in Höhe von nur 0,8 Prozent. Da gleichzeitig moderne Hintermauerziegel bei Statik, Wärme- und Schallschutz im Vergleich zu früheren Produktgenerationen deutliche Leistungszuwächse aufweisen, ist das Bauen mit Ziegeln noch wirtschaftlicher geworden.
Angesichts des hohen Bedarfs an Flüchtlingsunterkünften und bezahlbarem Wohnraum bleibt nun zu hoffen, dass die politischen Akteure die Kostentreiber eindämmen und damit die richtigen Impulse für die Bauwirtschaft schaffen.