Bereits im April gingen die Auftragseingänge in der Bauwirtschaft zurück, das bestätigen die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen. Damit wirken sich die Preissteigerung und die Materialknappheit immer stärker negativ auf die Baukonjunktur aus. Und die weiteren Aussichten sind leider alles andere als positiv: So werden für die Zukunft weitere Stornierungen besonders im öffentlichen Wohnungsbau befürchtet.
Mittlerweile äußern sich die Folgen der Inflation und der Energiekrise durch erhebliche Preissteigerungen auch voll in der Bauwirtschaft. „Wir sehen derzeit in allen Bausparten teilweise heftige Preissprünge – das betrifft auch den öffentlichen Bau und den Wohnungsbau”, erklärt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB). “Gerade die Preise im Wohnungsbau sind im Mai 2022 um 17,6 Prozent gegenüber Mai 2021 gestiegen. Das ist der höchste Anstieg seit Mai 1970.” Die öffentliche Hand sei jetzt gefordert, um intelligente Investitionsimpulse zu geben. Außerdem dürften die Aufträge nicht so lange zurückgehalten werden, bis die Preise wieder sinken. „Für die Bauunternehmen bedeuten steigende Preise aber keinesfalls eine Ertragssteigerung. Im Gegenteil: die Baupreissteigerung ist ein Ergebnis explodierender Baumaterialpreise, auf denen die Unternehmen entweder sitzen bleiben, oder sich das Risiko erhöht, dass Investoren vor neuen Projekten zurückschrecken“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Tim Oliver Müller.
Bleiben neue Wohnungsbauprojekte wegen der Materialknappheit und der Preissteigerung auf der Strecke?
Müller warnt davor, dass neue Wohnungsbauprojekte zurückgestellt werden. Schuld daran seien die hohen Zinsen und die gestiegenen Baukosten. Wenn das eingeplante Budget für das Eigenheim nicht mehr ausreicht, dann können sich viele Haushalte den Traum vom Eigenheim abschreiben. Probleme wird es aber auch beim Bau von Mehrfamilienhäusern geben. Für Immobilienprojekte lohnen sich bei den steigenden Preisen nicht mehr. Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg weist darauf hin, dass der Kostenanteil von Baumaterialien im Moment die Hälfte der Summe ausmacht. Er betont weiter, dass kein Mitgliedsbetrieb davon profitieren würde. Eher das Gegenteil sei der Fall, weil kein Bauunternehmen jetzt noch kostendeckend arbeiten könne. Die Abgabe von Angeboten sei daher sehr risikoreich. Trotzdem wird versucht, mit den Auftraggebern eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden, um weiterbauen zu können. Es wird jedoch befürchtet, dass neue Wohnungsbauprojekte aufgrund der Materialknappheit und der Preissteigerung zurückgestellt werden könnten.