Das Handwerk hat zwar erfreut darüber berichten können, dass die Zahl der geschlossenen Lehrlingsverträge für das aktuelle Ausbildungsjahr zwar erfreulich hoch sei, dennoch gibt es auch negative Stimmen. Die Berufsausbildung im Handwerk sollte deswegen aus zwei Aspekten heraus betrachtet werden. Gerade hinsichtlich der Schulabschlüsse der Auszubildenden wird die Schere leider immer größer. Dieser Entwicklung muss unbedingt entgegen gewirkt werden.
So positiv es auch ist, dass sich immer mehr junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden, so unerfreulich ist aber auch, dass viele von ihnen geradezu minderqualifiziert sind. In den letzten Jahren zeichnet sich ein klares Bild ab – hin zu immer mehr Studenten, weg von der klassischen dualen Ausbildung. Der Anteil der Schulabgänger, die sich für ein Studium entscheiden wächst von Jahr zu Jahr. Die Zahl derer, die sich für eine klassische Berufsausbildung entscheiden, entwickelt sich jedoch hin zu den Jugendlichen, die nur einen Hauptschulabschluss oder womöglich gar keinen Abschluss vorweisen können.
Anlässlich des kürzlich veröffentlichten nationalen Bildungsberichts im Auftrag von Bund und Ländern äußert sich auch die Handwerkskammer Halle sehr besorgt zu dieser Lage. Der Bericht hat nämlich aufgezeigt, dass der Wettbewerb zwischen Hochschulen und Unternehmen um die besten Schulabgänger stark angestiegen ist. Das Handwerk befürchtet daher, dass nur noch die schwachen Schulabgänger für den Arbeitsmarkt übrig bleiben. Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle sagt dazu: „ Die erforderliche Zahl an qualifizierten Arbeitskräften kann so nicht herangebildet werden. Im Handwerk bekommt jeder Jugendliche seine Chance.“
Obwohl das Handwerk den Auszubildenden sehr gute Perspektiven bietet, ist das Verhältnis der Schulabschlüsse der Jugendlichen sehr ungleich. Gerade einmal 7 Prozent der Lehrlinge in den regionalen Handwerksbetrieben kann eine Hochschulreife vorweisen. Dafür sind etwa 40 Prozent der Lehrlinge Hauptschüler oder haben überhaupt keinen Abschluss. Man muss ganz klar festhalten, dass es hierbei nicht allein um die Qualifizierung des Einzelnen geht, sondern vielmehr auch um die notwendige Ausbildungsreife. Dies ergibt sich ja schon ganz klar aus dem unterschiedlichen Alter der Schulabgänger. Ein Hauptschüler bekommt nicht nur weniger oder ein anderes Wissen vermittelt als der Abiturient. Ihm fehlen einfach auch einige Jahre an Reife.
Für das Handwerk steht fest, dass diese angesprochene, teilweise fehlende Reife nicht allein von den Handwerksmeistern und Ausbildern der Betriebe ausgeglichen werden kann. Man sieht hier ganz klar die Politik in der Pflicht, dieser Entwicklung durch eine angemessene Bildungspolitik, Einhalt zu bieten. Es muss sich jeder darüber im Klaren sein, dass die Leistungskraft vieler Handwerksbetriebe in Gefahr ist, wenn nicht ausreichend qualifizierter Nachwuchs nachkommt.