Natürliche Karbonatisierung: Auch Beton speichert CO2
Der CO2-Fußabdruck von Baustoffen spielt in der Bauwirtschaft eine immer größere Rolle. Dabei gilt Beton als “Klimakiller Nr. 1” mit besonders hohen CO2-Emissionen bei der Herstellung. Doch eine aktuelle Studie zeichnet ein anderes Bild. Demnach speichert Beton auch während der Nutzungsphase und bei der Nachnutzung CO2. Das Ergebnis ist sehr wichtig, denn bei der Herstellung von Baustoffen sollte zunehmend auf eine klimaneutrale Produktion geachtet werden. Daher müsse auch die Wiederverwendung in der Kreislaufwirtschaft beachtet werden.
"Die CO2-Bilanz von Beton muss über den gesamten Lebenszyklus betrachtet werden”, betont Frank Siebrecht, Vorsitzender der Stiftung der Bauindustrie Niedersachsen-Bremen. “Während der Nutzungsphase und besonders in der Nachnutzung nimmt Beton über die natürliche Karbonatisierung nämlich wieder atmosphärisches CO2 aus der Umgebung auf." Dieser Aspekt werde leider viel zu wenig beachtet. Immerhin sei der Betonbaustoff der günstigste und vielseitigste Massenbaustoff und darauf könne nicht verzichtet werden. Während des Lebenszyklus wird CO2 freigesetzt. Das geschieht zum Beispiel bei der Gewinnung, beim Transport und bei der Produktion. Im Laufe der Zeit werde jedoch auch wieder Kohlendioxid aufgenommen.
Herstellung von Beton soll klimabewusster werden
Für die Stiftung ist die Erkenntnis außerordentlich wichtig, da der Herstellungsprozess klimabewusster gestaltet werden soll. "Jeder Fortschritt macht Beton als Baustoff und in der Öko-Bilanz attraktiver - zu Beginn wie am Ende des Lebenszyklus", so Siebrecht. Besonders die Wiederverwendung in der Kreislaufwirtschaft muss eine größere Bedeutung bekommen. Rezyklierte Gesteinskörnungen sollen im Hochbau wieder in den Stoffkreislauf. Siebrecht bestätigt, dass beim sogenannten Recycling-Beton oder kurz R-Beton ein großes Potenzial stecke. Die Bauindustrie könne mit diesem Baustoff gut bauen. Somit könnte der Baustoff seinen Beitrag zum nachhaltigen und klimagerechten Bauen leisten.
Kabonatisierung bei Beton bindet CO2
Christoph Begemann von der lpi Ingenieurgesellschaft mbH, Hannover hat mit seinem Team die "Studie zur gesamtheitlichen CO2-Bilanzierung der Betonweise unter besonderer Berücksichtigung der (Nach-) Nutzungsphase" durchführt. Er bestätigt, dass wissenschaftliche Studien belegt hätten, dass jährlich 250 Megatonnen Kohlenstoffdioxid durch Karbonatisierung der Atmosphäre wieder entzogen werden würde. Im Laufe der Nutzungsphase von 50 Jahren könne demnach eine übliche Sichtbetonstütze zirka 46 Kilogramm je Kubikmeter wieder aufnehmen. Die Karbonatisierung könnte außerdem mit technischer Hilfe vorangetrieben werden. Aktuelle Forschungen und erste Anwendungen in der Praxis haben gezeigt, wie man den Betonbaustoff als Speicher für Kohlendioxid durch beschleunigte Karbonatisierung von Abbruchmaterial nutzen kann. Das wäre ein Meilenstein für die Zukunft, zum Erreichen des Klimaziels.
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