Neue Tarifrunde am Bau – Arbeitnehmer fordern 6,8 Prozent

Neue Tarifrunde am Bau - Arbeitnehmer fordern 6,8 Prozent
Foto: Roland Riethmüller

Der aktuelle Tarifvertrag im Bauhauptgewerbe läuft Ende April diesen Jahre aus. Eine neue Tarifrunde steht an, um den Tariflohn und die Ausbildungsvergütung für Bauarbeiter zu verhandeln. Aufgrund der anhaltend positiven Baukonjunktur fordern die Arbeitnehmer-Vertreter eine Weitergabe vermeintlicher Gewinne durch einen deutlichen Anstieg der Löhne und Gehälter. Die Arbeitgeber-Vertreter können die Forderung nachvollziehen, halten sie aber für überzogen.

Nach zähen Verhandlungen wurde im Jahr 2018 im Bauhauptgewerbe der Tarifabschluss des neuen Tarifvertrags sowohl für das Tarifgebiet West also auch das Tarifgebiet Ost bis zum 30. April 2020 vereinbart. Die lange Laufzeit von 26 Monaten war einer der wesentlichen Kernpunkte des damaligen Schlichterspruches. Mit dem anstehenden Tarifvertragsende haben die Tarifparteien nun neue Tarifverhandlungen am 19. März 2020 in Berlin vereinbart.

Höhere Entlohnung, mehr Ausbildungsvergütung und Fahrtkosten-Entschädigung

Im Rahmen dieser neuen Tarifrunde am Bau hat die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) vorab ihre Forderungen für das Baugewerbe bekannt gegeben. Demnach sollen die 850.000 Beschäftigten 6,8 Prozent mehr Geld bekommen, als soziale Komponente jedoch mindestens 230 Euro. Außerdem wird eine Entschädigung für die Wegzeiten und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen aller Lehrjahre in Höhe von 100 Euro gefordert. „Unsere Kollegen und Kolleginnen fahren oft stundenlang zur Baustelle und von dort wieder zurück”, erklärt IG BAU-Bundesvorstandsmitglied und Verhandlungsführer Carsten Burckhardt. “Sie haben keinen Einfluss darauf, ob es zehn, hundert oder zweihundert Kilometer sind.“ Weiterhin betont er, dass die Beschäftigten dafür keinen Cent bekommen würden und fordert deshalb eine faire Entschädigung. Das würde außerdem die Attraktivität der Branche erhöhen, so Burckhardt weiter.

Höherer Tariflohn gegen Fachkräftemangel

Denn noch immer herrscht in allen Qualifikationsstufen am Bau ein Fachkräftemangel. Obwohl die Ausbildungslage sehr gut ist, schafft es die Branche nicht, die Fachkräfte zu halten. Viele von ihnen wandern in andere Berufe ab. Das liegt unter anderem an der deutlich besseren Bezahlung in anderen Wirtschaftszweigen. Gleichzeitig sind die Auftragsbücher voll. Da ist es nur verständlich, dass die Beschäftigten auch vom Boom profitieren wollen. Letztendlich sind sie es, die den Boom überhaupt möglich machen. „Wenn der Bau wieder Konjunkturlokomotive ist, ist es nicht zu viel verlangt, dass die Bauarbeiter und Bauarbeiterinnen diese Entwicklung in ihren Portemonnaies spüren.“

Erste Forderungen in der aktuellen Tarifrunde sind überzogen

Uwe Nostitz, Vizepräsident des Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) und zugleich zusammen mit dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) Verhandlungsführer der Arbeitgeber, bestätigt, mit dieser Forderung der IG BAU gerechnet zu haben. Trotzdem würde sie in keinem Verhältnis stehen zu der Lage einzelner Bauunternehmen. Die hohen Umsatzzuwächse würden durch gestiegene Kosten weitgehend verzehrt werden. Schließlich seien Umsätze noch keine Gewinne. Außerdem gäbe es keinen Grund, über eine zusätzliche Vergütung bei den Wegzeiten zu verhandeln. Diese seien bereits tariflich geregelt. Die Unternehmen bräuchten dagegen Planungssicherheit. Deshalb sei man an einer zügigen Tarifrunde im Bauhauptgewerbe interessiert. Diese dürfe sich nicht bis in den Sommer hinziehen. Ein flächendeckender Tarifvertrag für den Bau könne nur dann zustandekommen, wenn nachvollziehbare Ergebnisse dabei herauskommen, die von den Unternehmen auch akzeptiert und umgesetzt werden können.

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