Während die Tarifverhandlungen im Bauhauptgewerbe wieder ergebnislos vertagt wurden, konnten sich die Tarifparteien der Beton- und Fertigteileindustrie in der Region Mitte-Ost auf einen neuen Tariflohn einigen. Rückwirkend für den März 2013 steigen Lohn und Gehalt ebenso wie die Ausbildungsvergütung an. Neben der Auszahlung einer Einmalzahlung erhalten die Beschäftigten darüber hinaus zum September 2013 eine weitere Erhöhung.
Derzeit laufen verschiedene Tarifverhandlungen der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit Arbeitgeberverbänden in diversen Bereichen der Bauwirtschaft. Dabei gibt es durchaus Erfolge zu verzeichnen, jedoch auch immer wieder Verhandlungsrückschläge. Denn während sich momentan die Beton- und Fertigteileindustrie der Region Mitte-Ost über eine erfolgreiche Einigung freuen kann, muss man im Bauhauptgewerbe noch auf einen positiven Ausgang warten.
Die Tarifrunde der Beton- und Fertigteileindustrie der Region Mitte-Ost war alles andere als konfliktfrei. Im Gegenteil, erst Urabstimmungen und Streiks in weiten Teilen der Ostbetriebe dieser Branche haben letztlich zur Einigung geführt. So beinhaltet das Ergebnis der Tarifverhandlung für die gut 3.500 Beschäftigten der Branche in Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg eine Steigerung von Lohn und Gehalt in zwei Stufen, rückwirkend beginnend zum 1. März 2013. Bei den Gehältern soll demnach im ersten Schritt eine Erhöhung um monatlich 70 Euro erfolgen, die zum 1. September 2013 um weitere 60 Euro steigt. Außerdem wird eine Einmalzahlung von 250 Euro erfolgen. Bei den Löhnen wird der Stundenlohn um 60 Cent rückwirkend zum 1. März 2013 erhöht und um weitere 48 Cent die Stunde zum 1. September. Auch die Auszubildenden werden durch die Tarifrunde mehr Geld in ihrer Tasche haben. So erhalten sie sowohl rückwirkend zum 1. März 2013 wie auch zum 1. September 2013 jeweils montalich 20 Euro mehr Ausbildungsvergütung. Dabei wird kein Unterschied zwischen den unterschiedlichen Lehrjahren gemacht.
Weniger erfreulich sieht es momentan bei den Tarifverhandlungen im Bauhauptgewerbe aus. Hier zeigt sich die IG BAU sehr verärgert über das Verhalten der Ost-Arbeitgeber. Während nämlich bei der kürzlich stattgefunden zweiten Verhandlungsrunde in Berlin im Grunde alle Tarifparteien anwesend waren, glänzten die Ost-Arbeitgeber des Bauhandwerks durch Abwesenheit.
Dietmar Schäfers, stellvertretender IG BAU-Bundesvorsitzender und Verhandlungsführer, macht seinem Ärger Luft: „Ein solches Verhalten ist mir in jahrzehntelanger Tarifpolitik noch nicht untergekommen. Wir sind empört über den respektlosen Umgang mit den Arbeitnehmern. Tarifverhandlungen für mehr als 700.000 Arbeitnehmer und 70.000 Betriebe darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es geht hier schließlich um das Einkommen hunderttausender Familien und die Wettbewerbsbedingungen der Unternehmen.“
Auch wenn die Vertreter der Ost-Arbeitgeber nicht an den Verhandlungen teilnahmen, hat man diese dennoch mit dem anwesenden Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) und dem ebenfalls teilnehmendem Hauptverband der Deutschen Industrie (HDB) geführt. Die Gespräche verliefen dennoch erfolglos, da kein konkretes Verhandlungsangebot von den Arbeitgebern vorgelegt wurde.
Die IG BAU fordert nach wie vor 6,6 Prozent mehr Lohn, Gehalt und Ausbildungsvergütung, sowie die Anhebung der Mindestlöhne in gleicher Höhe, so dass es eine Fortsetzung der Tarifgespräche am 4. April 2013 in Frankfurt am Main geben wird. Dabei werden auch weitere Schritte hinsichtlich der Angleichung des Ost- an den Westlohn und die Übernahmeregelung für Auszubildende diskutiert.