Mit Spannung werden die ersten Entscheidungen der neuen Bauministerin im neu geschaffenen Bauministerium erwartet. Eine der großen Aufgaben ist die Verbesserung der ländlichen Infrastruktur. Dazu gehört auch ein attraktiver Nahverkehr auf dem Land. Um den Wohnraum besser nutzen zu können, soll auch der Wohnungstausch möglich gemacht werden. So könnten ältere Menschen in kleineren Wohnraum ziehen und junge Familien erhalten so größeren Wohnraum.
Die Bauwirtschaft hat große Erwartungen an das neu geschaffene Bauministerium. Es wird eine große Hoffnung in die Entscheidungen der neuen Bauministerin Klara Geywitz (SPD) gesetzt. „Sie gibt die Chance, deutliche Zeichen zu setzen und Fehlentscheidungen und Fehlentwicklungen aus der Vergangenheit zu korrigieren”, erklärt Marita Klempnow, Vorständin des Deutschen Energieberater-Netzwerks (DEN). “Dazu ist die neue Hausherrin als durchsetzungsstarke Politikerin gefragt.“ Das Thema Bauen und Wohnen müsse ganzheitlich betrachtet werden. Wichtig sei nicht nur der Wohnungsneubau, sondern auch im Gebäudebestand müsse die Sanierungsquoten erhöht werden. Eine jährliche Quote von lediglich einem Prozent führe an den Klimazielen vorbei.
Wohnungstausch und Infrastrukturausbau
Außerdem sollten neue Modelle zur besseren Nutzung von vorhandenen Wohnungen geschaffen werden, fordert Klepnow. Dazu gehöre auch der Wohnungstausch. Es gibt viele ältere Menschen, die in Einfamilienhäusern oder großen Wohnungen leben und sich gerne verkleinern möchten. Im Gegenzug dazu suchen Familien oft größere Wohnungen, die zu vernünftigen Preisen auf dem Wohnungsmarkt nicht zu haben sind. Gefragt sind hier entsprechende Konzepte, um Angebot und Nachfrage zusammenzubringen. Eine weitere große Aufgabe des neuen Ministeriums sei laut Klepnow die Verbesserung der ländlichen Infrastruktur. Durch einen attraktiven Nahverkehr könnten Städte und Dörfer wieder an Attraktivität gewinnen. Viele junge Menschen würden dann wieder aufs Land ziehen, und das nicht nur in Berlin. Für die kommenden Jahre sei es deshalb notwendig, ein besseres Regionalbahnangebot mit der Hauptstadt zu verbinden.
Handlungsbedarf auch bei der Gebäudeeffizienz
Beim Thema Gebäudeeffizienz bestehe ebenfalls Handlungsbedarf. Grundsätzlich sollte in Zukunft jeder Neubau auf Null-Energie-Niveau ausgerichtet sein. Die kürzlich beschlossene Abkehr der bisherigen Effizienzvorschriften sei kontraproduktiv und müsse wieder rückgängig gemacht werden. Ein großes Potenzial bestehe auch in der Bauordnung. Diese müsse dringend novelliert und entrümpelt werden. Seit hunderten von Jahren wird das Stadtbild von klassischen Wohn- und Geschäftshäuser geprägt. Das steigert erheblich die Lebensqualität und muss auch in Zukunft wieder möglich sein. Im Baubereich müssten Förderprogramme besser koordiniert und auf Energieeffizienz überprüft werden. Beim Bau müsse zudem die Recyclingquote erhöht werden. Auch sollte sich das neue Bauministerium für eine Ausbildungsoffensive in der Bauwirtschaft einsetzen. Energieberater benötigen dringend ein eigenes Berufsbild, damit sie als Experten helfen können, die Klimaziele zu erreichen.