Man sieht immer öfter auf den Straßen achtlos weggeworfene OP-Masken. Die hohe Anzahl an Einweg-Gesichtsmasken stellt unsere Gesellschaft vor ein hohes Entsorgungsproblem. Ein Forschungsteam hat nun ein Verfahren entwickelt, mit dem zwei Entsorgungsprobleme auf einmal gelöst werden können. Die Rede ist von getragenen OP-Masken und Bauschutt. Beides kann sinnvoll im Straßenbau eingesetzt werden und dabei wertvolle Ressourcen einsparen.
Es klingt wie ein verfrühter April-Scherz. Doch ein Forschungsteam des australischen Royal Melbourne Institutes of Technology (RMIT) hat tatsächlich ein Recycling-Verfahren entwickelt, um getragene OP-Masken nicht einfach nur wegzuwerfen sondern einer neuen Bestimmung zuzuführen. Denn die gewaltige Anzahl an Einweg-Gesichtsmasken, die derzeit aufgrund der Covid-19-Pandemie täglich genutzt werden, liegt bei rund 6,8 Milliarden Stück. Das sind Schätzungen, die das RMIT in ihrer Mitteilung über die Studie zitiert. Aus Sicht von Studien-Hauptautor Dr. Mohammad Saberian seien multidisziplinäre und kollaborative Ansätze nötig, um die mit der Entsorgung gebrauchter Masken verbundenen Risiken erfolgreich anzugehen. Der vom RMIT gewählte Ansatz könnte dabei gleich zwei Entsorgungsprobleme auf einmal lösen. Denn auch die Entsorgung von Bauschutt ist oft nicht zufriedenstellend gelöst. Etwa die Hälfte der jährlich entstehenden Abfälle sind Schutt aus Bau, Renovierung und Abbruch. Und alleine in Australien werden jährlich 3,15 Millionen Tonnen davon deponiert, anstatt recycelt zu werden.
Bauschutt und alte OP-Masken für den Straßenbau
Daher setzt das Forscherteam aus Melbourne im Straßenbau getragene OP-Masken und verarbeiteten Bauschutt als Recycling-Baustoff ein. In einer speziellen Recycling-Maßnahme wird dabei eine Kombination aus Bauschutt mit zerkleinerten Einweg-Gesichtsmasken dem Straßenbelag beigemischt. Laut Aussage des Forschungsteams hat das Material aus geschredderten Masken und Bauschutt diverse Vorteile und erfüllt die Sicherheitsstandards für den Tiefbau. Für einen Kilometer Straßenbelag einer zweispurigen Straße werden so ungefähr drei Millionen Masken benötigt, sodass 93 Tonnen Abfall nicht auf die Deponie gebracht werden müssen.
Geschredderte OP-Masken verbessern die Eigenschaften vom Straßenbelag
Eine Straße besteht aus drei Basis- und der Asphaltschicht, so die Forschenden, wobei alle vier Schichten sowohl stark als auch flexibel sein müssen, um dem Druck schwerer Fahrzeuge standzuhalten und Risse zu verhindern. Die drei Basisschichten lassen sich eventuell bereits alleine mit einer Gesteinskörnung aus recyceltem Beton (Recycled Concrete Aggregate / RCA) bauen. Fügt man dem Material jedoch geschredderte OP-Masken hinzu, verbessern sich dessen Eigenschaften: Es gewinnt an Steifheit und Festigkeit.
Laut Angaben des Forscherteams besteht die optimale Mischung bei diesem Recycling aus einem Prozent OP-Masken und 99 Prozent Bauschutt. Diese Mischung sichert dem Material die benötigte Festigkeit und ausreichend starke Bindungskräfte der verschiedenen Stoffe. Das so entstehende Material besteht Tests auf Spannungs-, Säure- und Wasserbeständigkeit sowie Festigkeit, Verformungen und dynamische Eigenschaften.
Besondere Behandlung von Masken nach dem Einsatz zum Covid-19-Schutz
Bei der Studie kamen OP-Masken zum Einsatz, die nicht als Covid-19-Schutz genutzt worden sind. Das Forschungsteam verweist zur möglichen Nutzung gebrauchter Exemplare aber auf Ergebnisse anderer Forschungen rund um die Desinfektion und Sterilisation von Masken. Diese Forschungen liefern starke Indizien für die Wirksamkeit der sogenannten „Mikrowellenmethode“. Bei ihr werden gebrauchte Masken mit einer antiseptischen Lösung besprüht und dann eine Minute lang in der Mikrowelle behandelt. Das soll 99,9% der Viren abtöten, was eine gefahrlose Nutzung gebrauchter Masken für den Straßenbau ermöglichen würde.