Pfusch am Bau - die Hälfte aller Bauherren zeigt Mängel an

News | Frank Kessler | 11.12.2020
Pfusch am Bau - die Hälfte aller Bauherren zeigt Mängel an
Foto: Roland Riethmüller

Ist die Qualität am Bau wirklich so schlecht? Eine aktuelle Umfrage hat ergeben, dass die Hälfte aller privaten Bauherren mit Mängel wegen Pfusch am Bau zu kämpfen hat. Beklagt wurden außerdem Bauzeitverzögerungen. Darüber hinaus beklagten sich die Bauherren auch über die Abnahme, da bereits reklamierte Baumängel nicht beseitigt wurden. Werden diese Baumängel erst nach der Abnahme erkannt, bleiben die Bauherren oftmals auf den Schadenskosten sitzen.

Immer mehr Bauherren beklagen Baumängel während des Hausbaus. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Bauherren-Schutzbunds (BSB) hervor. "Oft liegen die Mängel in der Bauausführung, aber auch in den Bereichen Planung, Koordination und Bauüberwachung", sagt BSB-Geschäftsführer Florian Becker in einem Gespräch. Ist die Leistung nicht vertragsgemäß, dann haben die Bauherren ein Recht auf Mängelbeseitigung. Rund 34 Prozent der Befragten beklagen diesen Umstand. Außerdem muss die Bauausführung den anerkannten Regeln folgen. Schwierigkeiten ziehen sich oftmals bis zum Ende des Bauvorhabens hin. Rund 20 Prozent der Bauherren berichten von Schwierigkeiten bei der Abnahme. Der Hauptgrund liegt in der Nichtbeseitigung der Baumängel. Laut BSB ist es problematisch, dass die Bauherren auf den Kosten sitzenbleiben, wenn die Baumängel erst nach der Abnahme oder sogar erst nach der Gewährleistung bemerkt wird.

Kontrolle durch eine unabhängige Baubegleitung gegen Pfusch am Bau

Den Baufortschritt können die Verbraucher mit einer unabhängigen Baubegleitung kontrollieren. Ein externer Sachverständiger prüft die Bauausführung auf Baumängel. Der Bausachverständige ist kein geschützter Begriff, weshalb die Verbraucher bei der Suche schnell den Überblick verlieren können. Der BSB empfiehlt nicht unbedingt ein Unternehmen auszuwählen, das mit Qualitätskontrollen wirbt. Selbst zunächst seriös klingende Angebote im Internet haben meistens Verbindungen zu Vertriebsfirmen und Bauunternehmen. "Die Prüfer haben nicht die Unabhängigkeit, die der Bauherr erwarten sollte", sagte Becker. "Eine gute Baubegleitung zeichnet sich durch die wirtschaftliche Unabhängigkeit von den Bauausführenden und einer nachgewiesenen Qualifikation des Sachverständigen aus."

Bauzeitverzögerungen werden ebenfalls bemängelt

Nicht nur der Pfusch am Bau und die damit verbundenen Mängel werden beklagt, sondern auch die Bauzeitverzögerungen. Rund 23 Prozent gaben an, dass sich die Fertigstellung verspätet habe. In diesem Fall rät der BSB den Bauherren, Schadensansprüche zu überprüfen. Sinnvoll sei es, die Gründe der zeitlichen Verzögerung zu hinterfragen. Die Hilfe eines Fachanwalts sollte dafür in Anspruch genommen werden. Die Begründung "Corona" ist allerdings zu schwach. Denn hat der Bauunternehmer einen zeitlichen Verzug zu verantworten, muss er auch für den Verzugsschaden aufkommen. Darunter fallen unter Umständen die doppelten Wohnkosten, die durch die Verzögerung beim Umzug entstehen.

Aktuelle Kommentare zum Beitrag.
  (Geschrieben von Nestler Uwe am 14.12.2020 )

Guten Morgen,

sehr oft liegt der Grundstein für Mängel / Nachträge in einer Schlechten oder Ausgedünnten Planung. Mit einer Ordentlichen und Detaillierten Plan , fehlt die Anspruchsgrundlage. 
Dazu noch eine Fachliche Qualifizierte Bauüberwachung und alles ist in Ordnung.

Aber wieviel Bauherr bezahlen noch HOI ?

Mfg 

Nestler Bauunternehmer  

  (Geschrieben von Werner Müller am 14.12.2020 )

Seit 25 Jahren mache ich Planungen im Bauwesen und bin Bereichsleiter in einer Planungsgesellschaft.

Erstens: Die Bauherren sparen immer gerne an der falschen Stelle. Es wird der billigste Planer genommen und Äpfel mit Birnen verglichen. Bei der Vergabe der Planungsleistungen sitzen bei mindestens der Hälfte der Vergaben, Einkäufer am Tisch die wenig Ahnung von den Regeln am Bau haben. Wir haben eine sehr gute Auslastung, gerade bei verkorksten Bauvorhaben, durch Feuerwehr spielen. Das lassen wir uns dann sehr gut bezahlen und haben wenig Risiko (wir retten sowieso nur noch das, was noch zu retten ist)

Zweitens: Die Bauherren leiden, wie alle anderen Branchen, unter einer katastrophalen Entscheidungskultur. Die Runden welche entscheiden ob und wie überhaupt gebaut wird, brauchen mittlerweile länger als für die gesamte Planung noch zur Verfügung steht. Das Problem ist das dann im Vorfeld nur Blindleistung und keine Planungssicherheit erzeugt wurde und für die eigentlich so wichtige vernünftige Planung keine Zeit mehr bleibt.

Drittens: Sowohl Planungsbüros als auch Projektsteuerer haben Nachwuchsprobleme und teils noch recht unerfahrene Ingenieure werden mit sehr anspruchsvollen Projekten betraut ohne dass erfahrene Leute mit dabei sind. Besonders krass ist es bei der Projektsteuerung. Hier kenne ich zahlreiche Projekte, bei denen kein einziger in der Steuerung eine einschlägige Berufserfahrung geschweige denn Studium/Ausbildung besitzt. Da glaubt man doch tatsächlich, dass PS im Bau genauso funktioniert wie in anderen Branchen. Das ist nicht so. Auch hier verdienen wir gutes Geld, weil vieles so verkorkst ist, dass wir schon in der Planung viele Nachträge durch Änderungen haben.

Viertens: Die neuen Planungssysteme überfordern viele. Wir haben derzeit schon drei verschiedene CAD-Systeme im Einsatz und kleinere Büros kommen mit diesen Aufwendungen und Schulungen gar nicht mehr zurecht. Am wenigsten zurecht kommen aber die Bauherren selber, die BIM-Systeme fordern und nicht wissen was das eigentlich ist. Ich habe noch keinen Bauherren gesehen, dem bewusst ist, dass ein BIM System erst richtig Sinn macht, wenn er als Entscheidungsträger von Anfang an involviert ist und auch Entscheidungen trifft. Da sie das nicht tun, wird ein BIM-System regelmäßig zum 3D-Konstruktionsprogramm degradiert. Es ist mir ein Rätsel was die BH mit diesen Systemen eigentlich wollen, wenn sie immer noch glauben ein paar Wochen bevor sie einziehen treffen sie erst die wichtigen Entscheidungen, was sie haben wollen.

Also Pfusch am Bau sollte man ganzheitlicher betrachten. Ein Bau der ordentlich vom Bauherren geführt und vom Planungsbüro geplant wird, sieht nicht viel Pfusch, weil sich das die ausführenden Firmen gar nicht erlauben können. Richtig gute Firmen genießen das sogar, weil sie ordentlich arbeiten können und anständig für die Leistungen bezahlt werden. Pfusch Firmen mag es geben, aber diese halten sich von Profis weit entfernt, weil sie genau wissen, das es für sie nichts zu gewinnen gibt.  

 

 

 

     

  (Geschrieben von Peter Schneider am 14.12.2020 )

Mein Reden.

Gerade im Bereich WDVS und Klinkerfassaden ,sowie Fugarbeiten gibt es fast keine Baustelle mehr die ohne Baumangel sind. Ich begutachte Täglich  Bundesweit solche Fassaden  und stelle immer wieder fest das die meisten Fassaden massive Baumängel aufweisen.

 

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