Rezession im Handwerk: Wirtschaftslage deutlich verschlechtert
Corona war offenbar noch nicht genug, jetzt kommt auch noch die Inflation. Aufgrund der zunehmenden Belastungen hat sich die Wirtschaftslage auch im Handwerk verschlechtert. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage. So sind die Ertragserwartungen im Gegensatz zum Vorjahr deutlich eingebrochen. Wichtige Investitionen werden von den steigenden Finanzierungskosten gebremst. Hinzu kommt die schwache Auftragsentwicklung. Außerdem sind noch immer die Nachwirkungen der Corona-Krise spürbar.
Angesichts der aktuellen Krisen-Situation hat sich die Lage der Wirtschaft auch im Handwerk deutlich verschlechtert. Das hat eine aktuelle Umfrage der Creditreform Wirtschaftsforschung ergeben. Befragt wurden rund 1.300 Handwerksbetriebe. Immerhin beurteilten demnach 65,2 Prozent die Geschäftslage als positiv. Im Vorjahr waren es allerdings noch 70,4 Prozent, die von einer guten Geschäftslage berichteten. "Das Handwerk leidet besonders unter hohen Energiekosten und der Inflation", erklärt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaft. “In Verbindung mit rückläufigen Auftragseingängen und der Zinswende stehen die Zeichen im Handwerk auf Abschwung.” So spiegeln sich die verschlechterten Rahmenbedingungen vor allem in den Umsatzerwartungen wider. Denn nur noch 33,3 Prozent rechnen mit einer Umsatzsteigerung. Auch hat sich die Zahl der Pessimisten von 8,4 auf 16,8 Prozent verdoppelt. Gleichzeitig sind die Ertragserwartungen gegenüber des Vorjahres deutlich zurückgegangen. Jeder vierte Befragte rechnet mit sinkenden Gewinnen. Das macht immerhin 23,1 Prozent aus. Diese Quote hat sich gegenüber dem Vorjahr um zehn Punkte erhöht.
Ausgebremste Investitionsbereitschaft und verschlechterte Wirtschaftslage
Zusätzlich sind gegenüber dem Vorjahr die Investitionen gesunken. Nur noch 47,3 Prozent wollen investieren. Im Vorjahr waren es noch 58,2 Prozent. Das liege auch an den steigenden Finanzierungskosten und der schwachen Auftragslage. Selbst auf notwendige Ersatzinvestitionen wird verzichtet. Der Personalbestand im Handwerk ist in den letzten zwölf Monaten nur wenig gewachsen. Der Fachkräftemangel wirke sich negativ aus, denn es gehe nicht mehr nur um Neueinstellungen. Vielmehr fehle auch schlichtweg der Ersatz für ausgefallene Beschäftigte.
Besonders im Bauhauptgewerbe: Anstieg der Handwerksinsolvenzen
Die Wirtschaftslage spiegelt sich auch bei den Eigenkapitalquoten wider. Im Vorjahr war der Anteil der eigenkapitalschwachen Unternehmen bereits recht hoch. Eine Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent meldeten 34,1 Prozent. Im letzten Jahr waren es 34,3 Prozent. Vor allem im Bauhauptgewerbe gab es einen deutlichen Anstieg der eigenkapitalschwachen Betriebe. Das hat bereits seine Spuren hinterlassen. Um zwölf Prozent hat sich die Zahl der Insolvenzen erhöht. Hinzu kommt, dass die Betriebe auch durch Forderungsausfälle betroffen war. Trotzdem ist jeder fünfte Betrieb von Forderungsverlusten verschont geblieben. Im Gegensatz zum Sommer sind außerdem die Energiepreise deutlich gesunken. Die Entwicklung kommt bei den Verbrauchern nur langsam an. Daher wird nach wie vor die Wirtschaftslage durch die hohe Inflation ausgebremst. Fast alle Handwerksbetriebe spüren die Teuerungen. Ebenfalls belastend auf die Wirtschaftslage wirke sich der Fachkräftemangel aus. 83,4 Prozent der Betriebe berichten davon, dass es anhaltend schwer sei, Arbeitskräfte oder Berufsnachwuchs zu finden. Gegenüber des Vorjahres hat sich auch das nicht verändert.
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