Bereits seit Monaten gibt es immer weniger Baugenehmigungen. Das wird sich negativ auf den Wohnungsbau in Deutschland auswirken. Die Bauzinsen und Neubaukosten sind extrem hoch, weshalb viele Bauprojekte storniert werden. Die Nebenwirkung davon ist, dass das Wohnungsbauziel mit 400.000 Wohnungen im Jahr nicht erreicht werden kann. Es liegt aber nicht nur am Geld. Das komplizierte Baurecht hat ebenfalls seinen Anteil daran.
Die Baugenehmigungen in Deutschland sind seit Monaten rückläufig. Immer mehr Bauwillige geben ihr Ziel auf. Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB), Felix Pakleppa, drängt auf ein Einlenken der Politik. „Die Zahlen sind wahrlich erschreckend und beunruhigend zugleich. Im Dezember 2022 wurde der Bau von 32.646 Wohnungen genehmigt. Laut Statistischem Bundesamt waren das 7.231 Baugenehmigungen weniger als im Vorjahresmonat (-18,1 Prozent)“. Weiter betont er, dass im Jahr 2022 lediglich rund 354.400 Wohnungen genehmigt wurden. Das sind gegenüber dem letzten Jahr fast sieben Prozent weniger.
Die Kommunen treten auf die Bremse
Damit ist die Anzahl der Baugenehmigungen seit dem Jahr 2018 auf dem niedrigsten Stand. „Das Erreichen des politischen Neubauziels von 400.000 Wohnungen, vor allem aber die Schaffung von ausreichend bezahlbarem Wohnraum ist so für lange Zeit nicht mehr möglich„, bemängelt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB). Er prognostiziert, dass sich die Lage auch im laufenden Jahr nicht besser werden werde. Im Gegenteil, denn die Neubauförderung ist mit 1,1 Milliarden Euro viel zu gering. Außerdem werden die Wohnungsbaugesellschaften wegen der hohen Zinsen nicht in der Lage sein, zu investieren. Schon jetzt sei der Auftragseingang stark gesunken.
Bau-Wumms dringend notwendig
„Bund und Länder müssen jetzt alles daransetzen, einen ‘Bau-Wumms’ zu schaffen: Es muss wesentlich mehr und intensiver gefördert werden”, fordert Robert Feiger, der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau). Dazu müsse die Wohnungsbau-Förderung vereinfacht und für den sozialen Wohnungsbau ein Fördertopf von 50 Milliarden Euro bis zum Jahr 2025 bereitgestellt werden. „Wer den Wohnungsbausektor stärken will, muss den Bauwilligen finanziell unter die Arme greifen, sonst geht ihnen angesichts gestiegener Bauzinsen und hoher Inflation die Puste aus”, fordert auch Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Denn allein in Baden-Württemberg sei mit 3.745 Wohneinheiten im Monat Dezember die Zahl der Baugenehmigungen deutlich zurückgegangen
Rückgang Baugenehmigungen im Holzfertigbau etwas geringer
Im Holzfertigbau war der Rückgang gegenüber dem Gesamtmarkt für Ein- und Zweifamilienhäuser etwas geringer. Von Januar bis Dezember 2022 wurden 21.646 neue Ein- und Zweifamilienhäuser in Fertigbauweise genehmigt. Das entsprach einem Minus von 14,9 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Trotzdem erreichte der Holzfertigbau mit einem Anteil von 23,5 Prozent einen neuen Höchstwert. Im letzten Jahr betrug der Wert noch 23,1 Prozent.