Schockierende Zahlen im Wohnungsbau: 700.000 Wohnungen fehlen
In diesem Jahr droht eine besorgniserregende Wohnungsnot mit ungeahnten Auswirkungen. Es fehlen rund 700.000 Sozialwohnungen. Das geht aus einer aktuellen Wohnungsbaustudie hervor. Um den Wohnungsbau anzukurbeln, muss der Staat ein Sondervermögen "Soziales Wohnen" schaffen. Im ersten Schritt werden rund 50 Milliarden Euro bis 2025 benötigt. Nur so könnte der Bau von 380.000 Sozialwohnung bis 2025 gelingen.
Die Bundesregierung hatte ambitionierte Ziele und war zu Beginn der Legislaturperiode guter Dinge, die Wohnungsnot mit einem Anstieg der Bautätigkeit zu bekämpfen. Doch aufgrund der Corona-Krise und des Ukraine-Kriegs haben sich die Rahmenbedingungen unverhofft verschlechtert und dafür gesorgt, dass die Baukonjunktur spürbar eingebrochen ist. Infolgedessen fehlen aktuell rund 700.000 Wohnungen im Deutschland. Das ergab eine aktuelle Studie des Pestel-Instituts (Hannover) und des Bauforschungsinstituts ARGE (Kiel). Aufgrund des Ergebnisses der Studie ist die Politik mehr denn je gefordert. Nur mit einer Sozialwohnungsbau-Offensive und einem entsprechenden Sondervermögen kann es gelingen, noch in dieser Legislaturperiode und mit 50 Milliarden Euro zumindest 380.000 neue Wohnungen zu bauen. Das Sozialwohnungsbaujahr 2022 wurde bereits für gescheitert erklärt. Lediglich 20.000 neue Sozialwohnungen wurden demnach anstatt der 400.000 gebaut. Allerdings muss der Bund dafür mindestens 38,5 Milliarden Euro aufbringen. Nur so könne laut dem Verbändebündnis „Soziales Wohnen“ ein sozialer Kollaps auf dem Wohnungsmarkt abgewendet werden. Außerdem fordert das Bündnis aus Mieterbund, Baugewerkschaft, Sozial- und Branchen-Verbänden der Bauwirtschaft die Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent für den sozialen Wohnungsbau.
Baurecht und Bebauungspläne müssen in den Fokus gerückt werden
Künftig sollen die Bebauungspläne und das Baurecht stärker in den Fokus gerückt werden. Der Bau von Sozialwohnungen muss deutlich erleichtert werden. Das bedeutet auch, den Wechsel von noch nicht fertiggestellten Wohnhäusern in einen Sozialwohnungsbau deutlich zu erleichtern. Bundesweit müsse es zudem eine Wohnungshärtefall-Kommission geben, die über die Vergabe von Sozialwohnungen von mindestens zehn Prozent entscheidet. So würden auch benachteiligte Schichten aus der Bevölkerung berücksichtigt werden.
Es droht ein Rekordwohnungsmangel im Wohnungsbau
Das Pestel-Insitut rechnet mit einer hohen Zunahme der Bevölkerung in Deutschland. Bereits im vergangenen Jahr sind 1,5 Millionen Menschen nach Deutschland gekommen. Das ist eine Rekordzuwanderung und sogar mehr als im Flüchtlingsjahr 2015. Die Lage spitzt sich weiter zu. Wer nach Deutschland flüchtet und bleibt, ist auf Sozialwohnungen angewiesen. Zurzeit sieht die Situation in Deutschland so aus, dass elf Millionen Mieterhaushalte einen Anspruch auf eine Sozialwohnung haben. Doch nur für jeden zehnten gibt es eine Sozialwohnung. "700.000 fehlende Wohnungen belegen schwarz auf weiß, was die Bauwirtschaft in den letzten Monaten deutlich in den Auftragsbüchern sieht: Es wird zu wenig Wohnraum für die Menschen geschaffen”, erklärt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB). “Das ist nicht nur dramatisch, sondern jede nicht gebaute Wohnung erhöht den Druck auf die Bürgerinnen und Bürger, die händeringend nach einem bezahlbaren Zuhause im kostengünstigen Segment suchen." So müsse endlich gehandelt werden, denn die Bürger hätten das Vertrauen in neue Investitionen verloren. Nur durch mehr Wohnungen lasse sich die angespannte Stimmung im Bereich vom Wohnungsbau entschärfen.
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