Sorge trotz Auftragshoch: hohe Baupreise belasten Baubranche
Die Bauwirtschaft in unserem Land könnte sich eigentlich über einen guten Start ins Jahr 2022 freuen. Das liegt an dem guten Auftragsplus im diesjährigen Januar. In Baden-Württemberg befürchtet die Bauwirtschaft nun allerdings, dass das große Auftragsvolumen durch die Bauunternehmer nicht abgearbeitet werden kann. Schuld daran seien die überaus gestiegenen Baupreise und der Krieg in der Ukraine.
Die deutlich gestiegenen Baumaterialpreise durch den Krieg in der Ukraine bringen die Bauunternehmer in Bedrängnis. Eigentlich könnte sich die Baubranche über das gestiegene Auftragsvolumen im Januar 2022 von 13,6 Prozent freuen. Im Öffentlichen Bau war sogar ein Auftragsplus von 47,2 Prozent zu verzeichnen. In Baden-Württemberg befürchtet das Baugewerbe jedoch, dass die Aufträge nicht abgearbeitet werden können. Die Firmen haben zurzeit Probleme, die Arbeiten effizient und kostendeckend auszuführen. Schuld daran ist der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen extremen Preissteigerungen. "Noch vor einigen Wochen wurde zum Zeitpunkt der Angebotsabgabe meist ein deutlich niedrigerer Materialpreis kalkuliert. Wenn dann innerhalb von nur wenigen Tagen die Baustoffpreise plötzlich durch die Decke gehen, stehen unsere Betriebe vor einem richtigen Problem", erklärt Hauptgeschäftsführer Thomas Möller. Weiter betont er, dass diese Situation ein großes Risiko für die Unternehmen sei, weil sie ganz schnell in die Verlustzone rutschen könnten.
Faire Lastenverteilung verhindern Baustopps
Möller plädiert auf eine faire Verteilung der Lasten, besonders im Hinblick auf die Öffentliche Hand. Stoffpreisgleitklauseln könnten in dieser Situation helfen, auch für bereits bestehende Verträge. Nur so könnten die Bauunternehmen ihren vertraglichen Pflichten nachkommen. Die Firmen könnten sonst gezwungen sein, aus bestehenden Bauverträgen herauszukommen. Das wäre sicher nicht im Sinn der Öffentlichen Auftraggeber angesichts der dringend benötigten Baumaßnahmen.
Hohe Baumaterialpreise werden an die Kunden weitergegeben
Eine Umfrage des ifo Instituts – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München hat ergeben, dass gegenwärtig auch die deutschen Bauunternehmen in Folge der Situation die gestiegenen Baumaterialpreise an die Kunden weitergeben und ihre eigenen Baupreise erhöhen wollen. Im Hochbau kalkuliert bereits jedes zweite Unternehmen mit angepassten Preisen. Im Tiefbau sollen ebenfalls die Preise angepasst werden, wenngleich nicht so häufig wie im Hochbau. "Das ist eine Folge der rasanten Kostenanstiege beim Baumaterial, diese werden nun an die Kunden weitergeben", erklärt ifo-Forscher Felix Leiss. Zwar hat sich die Situation im Vergleich zum Vormonat leicht entspannt. Im Februar meldeten 23,5 Prozent der Hochbauunternehmen Lieferprobleme bei Baustoffen, im Vormonat waren es noch 25,3 Prozent. Im Tiefbau lag der Anteil bei 17,5 Prozent, nach 20,9 Prozent im Januar. Leiss berichtet aber, dass es bei den Dämmstoffen auch weiter Probleme gebe. Ein weiteres Ansteigen der Baupreise sei demnach auch beim Holz zu verzeichnen. "Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Baupreise sind im Moment noch nicht abzusehen", ergänzt Leiss. Denn diese Umfrage wurde vor Ausbruch des Kriegs abgeschlossen.
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