Tarifrunde gescheitert: Malerhandwerk ohne neuen Tariflohn

News | Frank Kessler | 13.11.2022
Tarifrunde gescheitert Malerhandwerk ohne neuen Tariflohn
Foto: Roland Riethmüller

Für die Maler und Lackierer konnte in der diesjährigen Tarifrunde für das Malerhandwerk wieder keine Einigung erzielt werden. Die Verhandlung dauerte mehr als acht Stunden und stand im Zeichen von Inflation und wirtschaftlichen Unsicherheiten. Bereits am 29. August 2022 waren die Gespräche ergebnislos verlaufen. Einer der Streitpunkte war, dass die Preissteigerungen nicht an die Kunden weitergegeben werden können. Außerdem will die Gewerkschaft die Arbeitnehmer wegen der steigenden Inflationsrate entlasten.

Letzte Woche fanden erneut Tarifverhandlungen für die Maler und Lackierer statt. Wieder kam es zu keinem Ergebnis, weshalb die Verhandlung nach über acht Stunden abgebrochen wurde. Die Gespräche zwischen dem Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz (BV Farbe) und der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) standen wegen der hohen Inflationsrate und der wachsenden wirtschaftlichen Unsicherheiten unter keinem guten Stern. Zwar konnte in manchen Punkten eine Annäherung erzielt werden, doch bei zentralen Themen gingen die Meinungen weit auseinander. Die Differenzen müssen jetzt in einem Schlichtungsverfahren beigelegt werden. Die Schlichtungskommission muss innerhalb von zehn Tagen nach Anrufung zusammenkommen.

Anhaltende Differenzen bei den Tarifverhandlungen im Malerhandwerk

Schon am 29. August 2022 verliefen die Gespräche in Frankfurt am Main zwar in einer sachlichen Atmosphäre, doch die Arbeitgeber hatten darüber geklagt, dass sie die Preissteigerungen nicht an die Kunden weiterleiten können. Einig war man sich auch darüber, dass die Auftragslage zurzeit hoch sei und die Umsatzentwicklung gut verlaufe. Aus Sicht der Gewerkschaft müssten wegen der hohen Inflationsrate die Beschäftigten allerdings deutlich entlastet werden. Die Entlastungspapiere der Bundesregierung reichen bei weitem nicht aus. Die Arbeitnehmervertreter argumentierten damals, dass es auch im Sinne der Arbeitgeber sein müsse, dass das Handwerk attraktiv bleibt.

Tariflohn soll angepasst werden, um Branchenattraktivität zu erhöhen

Hört man auf die Meinung der Menschen, so sei kaum noch ein Handwerker zu finden, wenn einer gebraucht werde. Das ist richtig, denn hier zeige sich der Bedarf an Fachkräften. Den Arbeitnehmern müsste deshalb auch etwas geboten werden. Bereits Ende Mai ist der Tarifvertrag ausgelaufen und läuft aktuell noch übergangsweise weiter. Geht es nach dem Willen der Arbeitgeber, so wollen diese erst dann an den Verhandlungstisch zurückkehren, wenn es eine Einigung bei der betrieblichen Rente gibt. Dieses Ziel wurde zwar erreicht, aber noch immer gibt es noch keinen neuen Tarifabschluss für das Malerhandwerk. Die neueste Tarifverhandlung für das Malerhandwerk ist damit gescheitert.

Aktuelle Kommentare zum Beitrag.
  (Geschrieben von X am 15.11.2022 )

Und nun? Gibt es jetzt eine Urabstimmung und dann einen Streik? Das wäre der erste Streik im Baugewerbe seit Jahrzehnten! Oder präsentiert sich die Gewerkschaft weiterhin als zahnloser Tiger der nur brüllt aber nicht beißt? Sie haben ja die letzten Jahre nichts anderes gemacht... In einer Branche mit akutem Fachkräftemangel...

  (Geschrieben von Y am 17.11.2022 )

  1. So langsam ist denen nicht mehr zu helfen. Wenn ich höre das Preissteigerung nicht weiter gegeben werden können... unsere Firma nimmt vor nächsten Juni nichts mehr an. Letztes Jahr eine Erhöhung von 2,1 Prozent obwohl der Vertrag schon ein halbes Jahr ausgelaufen war.... es waren somit nur 1,4 Prozent. Jetzt ist er wieder ein halbes Jahr aus dem Tarif raus. Denke   vor Februar wird nichts passieren. Bestimmt brüsten sie sich das vier Prozent erhöht wird. Leider kann man dann wieder zwei Jahre rechnen. Früher war maler noch einer der bestbezahlten Handwerksberufe. Letztes Jahr haben bei uns siebzehn Maler die Prüfung bestanden. Vor fünfzehn Jahren waren wir da noch 56 Azubis.

  (Geschrieben von Holgi am 19.11.2022 )

Der größte Witz, neben der Scheinheiligkeit der Arbeitgeber, ist ja der folgende: Die Gewerkschaft war und ist in den Verhandlungen nur um die Erhöhung des Tariflohns bemüht, welcher den wenigsten Malern in Deutschland zusteht.

Der Maler Mindestlohn und die Azubilöhne interessieren die aber gar nicht, hier wäre man äußerst flexibel.

Soviel zu wir stehen für die Beschäftigten ein.

  (Geschrieben von Ralf Jacobi am 22.11.2022 )

Es wird höchste Zeit das sich alle Handwerker in Deutschland (nicht nur wir Maler) zusammen tun  und mal für 2 Wochen die Arbeit niederlegen. Dann wacht das Dreckpack der deutschen Politik vielleicht endlich mal auf .Wir Handwerker sind es die Deutschland am Laufen halten und niemand sonst!!! Jeder Handwerker in Deutschland sollte mindestens 1000 Euro mehr Lohn erhalten und das würde keinem einzigen Unternehmen schaden denn die auftragsbücher sind voll!!!!

  (Geschrieben von David am 23.11.2022 )

Schon interessant das die Arbeitgeber nur 2,5 Prozent ab 1.01.2023 bieten. Damit wären es wieder mal eine Null Runde von sieben Monaten. Aber hey,  es sollen noch 9× 100 €  Energiebonus in 31 Monaten dazu kommen. Es ist kein Wunder das bei dem Lachangebot eine Schlichtung einberufen wird. Die Maler sind schon nicht mehr weit von den Tarif der Fensterputzern ohne Ausbildung weg. Zehn Prozent . Wir haben drei Kinder die versorgt werden müssen, da werde ich wohl bald lieber Bürgergeld beziehen. Da bleibt dann mehr hängen.

  (Geschrieben von Niko am 23.11.2022 )

Ich überlege schon länger, wozu ich den Beitrag für die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft überhaupt zahle!?! 
 

  (Geschrieben von Rocky am 24.11.2022 )

Die Arbeitgeber wollen anscheinend auch noch die letzten Maler aus Ihrem Job vergraulen. Wir haben kein Fachkräfte Mangel. Aus meiner ausbilungsklasse von 28 Mann war ich der letzt, der noch als Maler gearbeitet hat. 23 Jahre in zig Firmen und es wird immer unattraktiver. Viele Firmen zahlen noch nicht einmal Tarif und davon hatte ich leider viele. Auf Nachfrage bei der Malerkasse wie viele Jahre ich Gewerkszugehörigkeit ich habe wurden mir 3 Jahre bescheinigt und das nach 20 Jahren. Für mich macht es auch keinen Sinn mehr weiter als Maler zu arbeiten. In meiner letzten Firma wurde von den Geselle 172 Überstunden verlangt. Es gab regelmäßig Überstundenadzüge das man diese Zahl garnicht erreichen kann. Dann immer lange arbeitswege die nicht bezahlt werden (auf Nachfrage erhielt ich die Antwort von meinem Chef "ist doch nicht mein Problem wie du zur Arbeit kommst").  Ich habe versucht Maler zu bleiben aber es macht keinen Sinn statt 17.51€  und 25 Tage Urlaub. Wenig Urlaubsgelt und kein Weihnachtsgelt. Habe ich jetzt 22€ 35Tage Urlaub, Weihnachtsgeld, Urlaubsgelt kurze arbeitswege und vieles mehr. Nie wieder Maler. 

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