Tarifverhandlung Gerüstbau gescheitert - droht nun Streik?
Die Tarifrunde im Gerüstbauhandwerk wurde Ende letzter Woche zum dritten Mal ergebnislos abgebrochen. Die Arbeitgebervertreter haben zuvor eine von der Gewerkschaft vorgeschlagene freiwillige Schlichtung abgelehnt. So seien die Kosten für den Gesundheits- und Arbeitsschutz im Gerüstbau zu hoch, erklärten Sie zum Scheitern der Verhandlungen. Die Gegenseite sieht das jedoch anders und wirft den Arbeitgebervertretern vor, an einer Einigung nie interessiert gewesen zu sein.
Die Situation in der Tarifrunde um neue Tariflöhne und Mindestlöhne im Gerüstbau ist verzwickt. So bemängelt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), dass auch nach drei Verhandlungsrunden die Arbeitgeber immer noch kein Angebot für die rund 24.000 Gerüstbauer in Deutschland vorgelegt hätten. "Das Verhalten der Arbeitgeber ist nicht mehr nachvollziehbar und macht uns fassungslos", sagte der Stellvertretende IG BAU-Bundesvorsitzende Dietmar Schäfers. "Ihre offensichtliche Weigerung, sich auf ernst gemeinte Verhandlungen einzulassen und ihr Nein zur Schlichtung, lässt darauf schließen, dass sie von Anfang an kein Ergebnis erreichen wollten. Damit nehmen die Arbeitgeber harte Auseinandersetzungen in den Betrieben in Kauf. Jetzt bereiten wir Aktionen vor.
"Angemessener Lohn im Gerüstbau gegen Leben
Schäfers erklärte ferner, dass es von den Arbeitgebern zynisch wäre, das Leben und die Gesundheit der Gerüstbauer gegen einen gerechten Lohn zu setzen. Jeder einzelne Gerüstbauer mache diese Spielchen nicht mit. Außerdem betonte er weiter, dass der Kostenfaktor ein unehrliches Argument sei. Die Kosten dafür seien nämlich auf mehrere Jahre hin gestreckt und könnten von den Betrieben deshalb gut aufgebracht werden. Die IG Bau fordert in der Tarifrunde eine Erhöhung des Ecklohns auf 16,80 Euro in der Stunde. Die Ausbildungsvergütung soll ebenfalls erhöht werden. Mit der Einführung des Mindestlohns II für Facharbeiten will die IG Bau den Wettbewerb fairer machen. Doch die Tarifrunde ist daran gescheitert, dass den Arbeitgebern eine Erhöhung einer zweifachen Erhöhung von einem Prozent innerhalb von zwei Jahren zu viel sei und dieses nicht zahlen wollen. Der Lohntarifvertrag für den Gerüstbau ist im August 2017 ausgelaufen. Der Branchenmindestlohn läuft im nächsten Jahr aus. Es bleibt spannend, wie es jetzt weitergehen soll und ob ein Streik zur Durchsetzung kommen wird.
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