Auch in der dritten Verhandlungsrunde im Malerhandwerk war vergangene Woche bei den Tarifvertragsparteien keine Annäherung spürbar. Zwar reagierten die Arbeitgebervertreter auf die ihrer Meinung nach unrealistischen Gewerkschaftsforderungen mit kräftigen Lohnzuwächsen über einen Inflationsausgleich. Doch sprachen sich die Arbeitnehmervertreter gegen das nicht verhandlungsfähige “Mager-Angebot” aus und brachen die Verhandlungen kurzerhand ab. Eine Schlichtung soll nun die Lösung bringen.
Trotz sachlicher und konstruktiver Atmosphäre in der dritten Verhandlungsrunde der diesjährigen Tarifverhandlung im Malerhandwerk konnten sich die Tarifvertragsparteien nicht auf ein Ergebnis einigen. Die Vorstellungen der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) und des Bundesverbands Farbe Gestaltung Bautenschutz (BV Farbe) lagen zu weit auseinander. Aus diesem Grund hat die IG Bau die Verhandlungen vergangene Woche abgebrochen und die freien Gespräche für beendet erklärt. Die IG Bau-Verhandlungskommission empfiehlt daher, die Tarifverhandlung offiziell als gescheitert zu erklären und eine Schlichtung anzurufen. So suchen die Verhandlungsführer Dietmar Schäfers für die Arbeitnehmer und Markus Heineke für die Arbeitgeber bereits nach einem Termin für die erste Runde der Schlichtungsgespräche.
Maler sollen an der positiven wirtschaftlichen Situation beteiligt werden
Während die Arbeitnehmerseite sechs Prozent mehr Lohn und ein Aufstocken des 13. Monatsgehalts forderten, haben die Arbeitgeber für die ausstehenden Monate April bis August statt einer Lohnerhöhung eine Einmalzahlung von 25 Euro pro Monat angeboten. Erst ab September 2018 soll der Tariflohn um 2,1 Prozent und ein Jahr später ab September 2019 um 2,65 Prozent steigen. “Die Arbeitgeber haben ein unterirdisches Angebot vorgelegt, das über eine sehr lange Laufzeit von 29 Monaten laufen soll”, beklagt sich Dietmar Schäfers, der Stellvertretende IG Bau-Bundesvorsitzende und Verhandlungsführer der Arbeitnehmervertreter.“ Im Ergebnis liegt das Angebot gerade einmal knapp über der Inflationsrate.” Nun seien die rund 130.000 Beschäftigten im Malerhandwerk und Lackiererhandwerk verärgert, weil sie aufgrund der positiven Auftragslage kaum noch hinterher kommen. Überstunden und wachsender Druck seien die Folge. “Zu Recht fordern sie, an der guten wirtschaftlichen Situation beteiligt zu werden. Maler und Lackierer dürfen nicht schlechter gestellt werden, als Beschäftigte in anderen Handwerksbranchen“, erklärt Schäfers.
Unrealistische Annahmen zur wirtschaftlichen Situation der Malerbetriebe
Diese Anspielung zielt auf das Ergebnis der Tarifverhandlung im Bauhauptgewerbe vor einigen Wochen. Dort einigten sich die Tarifvertragsparteien auf eine Lohnsteigerung von 5,7 Prozent plus einer hohen Einmalzahlung. Doch die Situation im Ausbaugewerbe ist eine andere als im Bauhauptgewerbe: Der wachsende Wettbewerbsdruck durch illegale Beschäftigungen, Hausmeisterdienste und Scheinselbständige belastet die Malerbetriebe zunehmend. Außerdem resultiert ein großer Teil des Umsatzwachstums aus den gestiegenen Materialpreisen, erklärt der BV Farbe. Damit seien die Verhandlungsspielräume wesentlich geringer, als es die Konjunkturdaten erscheinen lassen.