Viele Betriebe in Deutschland rechnen für das Jahr 2023 mit einem deutlichen Rückgang der Geschäftstätigkeit und gesamtwirtschaftlich mit einer Rezession. Schuld daran sind die gestörten Lieferketten und die hohen Energiepreise. Besonders betroffen ist die Bauwirtschaft. Das sind die neusten Ergebnisse einer aktuellen Konjunkturumfrage. Doch trotz der schlechten Stimmung müssen die Ziele weiter verfolgt und die Rahmenbedingungen optimiert werden.
Die Gesamtwirtschaft in Deutschland erwartet für das Jahr 2023 ein schlechtes wirtschaftliches Ergebnis. Das ergab eine aktuelle Konjunkturumfrage vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln). Zu Beginn des Jahres 2022 waren die Firmen noch optimistisch. Die hohen Energiepreise und die Probleme bei der Materialbeschaffung haben das Bild jedoch gewandelt. Besonders davon betroffen ist die Baubranche. Mehr als die Hälfte der Betriebe erwartet für das Jahr 2023 einen deutlichen Umsatzrückgang. Im Vergleich zum Sommer 2022 ist das ein Anstieg von 20 Prozent. Nur 15 Prozent sind der Meinung, dass sie mit einem Umsatzzuwachs rechnen können.
Rezession in ganz Deutschland
Während es im Sommer noch deutliche regionale Unterschiede gab, so zeigen sich bei der neuen Konjunkturumfrage kaum noch regionale Abweichungen. In allen Teilen des Landes ist die Stimmung eher pessimistisch. Besonders düster sieht es in Thüringen und Sachsen aus. Hier sind es nur noch 17 Prozent der Unternehmen, die mit einem guten Geschäftsjahr rechnen. Eine bessere Stimmung herrscht in Bayern, obwohl auch hier 33 Prozent eher pessimistisch eingestellt sind. „In der Corona-Pandemie konnten manche Regionen die Krisenfolgen noch wegen ihrer strukturellen Gegebenheiten abfedern“, erklärt IW-Konjunkturforscher Michael Grömling. „Die Energieversorgung bleibt unsicher, das trifft alle Teile des Landes gleichermaßen. Für das neue Jahr ist das keine gute Nachricht. Deutschland steht vor einer neuen Rezession.“
Baustoffindustrie fordert trotz Rezession die Umsetzung zentraler Vorhaben
Die Stimmung der Bauwirtschaft ist auf dem Tiefpunkt angelangt. Stark rückläufig sind auch die Baugenehmigungen und Auftragseingänge. Für das Jahr 2023 wird nur noch mit dem Bau von maximal 250.000 neuen Wohnungen gerechnet. Das im Koalitionsvertrag verankerte Ziel von 400.000 neuen Wohneinheiten ist somit weit verfehlt. „Besondere Zeiten erfordern nicht nur besondere Maßnahmen, sondern auch entschiedenes politisches Handeln“, fordert Dr. Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer im Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (bbs). Große Sorgen bereitet der Baustoffindustrie die Energieversorgung. Die Energiepreisbremse hat zwar einiges abgefedert, aber der volle Spielraum des EU-Beihilferechts ist noch nicht ausgeschöpft. Laut bbs dürfen die Energiepreise nicht zum Dauerzustand werden. Mit sieben Cent für Gas und zwölf Cent für Strom ist man von der internationalen Wettbewerbsfähigkeit weit entfernt. Bis Ende 2023 müssen die Gasspeicher wieder gefüllt werden. Das erfordert auch ein Ausbau der Erneuerbaren Energien. Aber auch der Betrieb der Atomkraftwerke und die heimische Erdgasförderung müssten ohne ideologische Vorbehalte geprüft werden. Der bbs unterstützt das Vorhaben der Bundesregierung, wegen der Rezession die nationale Rohstoffstrategie neu aufzulegen.