Verbreitung von BIM in der Bauwirtschaft

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Foto: Roland Riethmüller

Während in Großbritannien die Bauunternehmen sowohl bei öffentlichen als auch privat finanzierten Bauvorhaben auf Building Information Modeling (BIM) setzen, befinden sich andere Länder erst in den Startlöchern. Auch in Deutschland soll der ministerielle Stufenplan den Fortschritt bringen. Eine aktuelle Studie beweist nun, dass sogar unabhängig vom staatlichen Regulierungsdruck die Einführung von BIM durchaus positive Auswirkungen über alle Projektarten hinweg entfaltet.

Ende des letzten Jahres hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) als größter öffentlichen Auftraggeber in Deutschland die stufenweise Einführung von Building Information Modelling (BIM) verbindlich festgelegt. Doch kann BIM tatsächlich fachübergreifend in der Bau- und Immobilienwirtschaft zu einer täglich angewendeten Methode werden? Diese Frage hat sich der Software- und Dienstleistungsanbieter Conject im Spätherbst 2015 gestellt und den Einfluss der öffentlichen Auftragsvergabe international auf den Reifegrad von BIM untersucht.

Deutschland wird 2020 BIM verbindlich einführen

Die befragten 1.382 Fachleute kamen im wesentlichen aus Frankreich (28 Prozent), Deutschland (27 Prozent) und Großbritannien (21 Prozent). Diese drei Länder stehen auch sinnbildlich für die unterschiedlichen Entwicklungsstände bei der Einführung von BIM. Denn während in Großbritannien bereits seit Anfang des Jahres 2016 BIM für die Ausschreibung von öffentlichen Bauvorhaben Voraussetzung ist, plant Deutschland dies erst für das Jahr 2020. In Frankreich gibt es bisher noch gar keine entsprechenden Ambitionen.

Status quo beim BIM-Reifegrad der Anwender

Zur Beurteilung der Marktdurchdringung von BIM unterscheidet Conject verschiedene Reifegrade. Bei Level 0 werden noch primär 2D-Zeichnungen und CAD als digitales Zeichenbrett verwendet. 2D- und 3D-Modelle innerhalb des Systems eines Herstellers kommen in Level 1 zum Einsatz. Im Level 2 werden bereits separate Modelle und Qualitätssicherung, sowie der Modellaustausch über eine zentrale Datenumgebungen (CDE) eingesetzt. Und Level 3 umfasst das komplett zentrale und integrierte 4D-, 5D- und 6D-Modell in CDE für den gesamten Lebenszyklus des Bauvorhabens.

Staatliche Verpflichtung fördert BIM

Doch wie sehen sich die Befragten hinsichtlich der Anwendung von BIM? Die verpflichtende Einführung von BIM in Großbritannien hat offenbar zu einer starken Verbreitung geführt. Rund die Hälfte aller Bauunternehmer stufen sich demnach bereits auf Level 1 oder darüber ein. In Deutschland sieht das ganz anders aus, hier ist die Verbreitung von BIM noch sehr gering. Hierzulande würde sich die Bauunternehmer zu einem Drittel als Nicht-BIM-Nutzer und zu einem weiteren Drittel auf Level 1 einordnen. Nur das letzte Drittel würde sich sogar auf der Stufe 2 und zu rund sieben Prozent sogar auf Stufe 3 sehen. In Frankreich sieht die Situation ähnlich aus, dort verteilen sich es sich zu je einem Drittel auf die Stufen 0, 1 und 2.

Obwohl in Deutschland die Öffentliche Hand das Thema BIM zur Chefsache erklärt hat, fördert der Öffentliche Sektor noch lange nicht die weitere Verbreitung von BIM wie in Großbritannien. Vielmehr wird bei der näheren Betrachtung der Reifestufen 1 und 2 deutlich, dass BIM eher bei privaten Bauvorhaben eingesetzt wird. Auch in Frankreich gehen die Impulse eher von privaten Auftraggebern aus. So liegen 34 Prozent der BIM-Projekte vorwiegend und 48 Prozent sogar ausschließlich im privaten Sektor.

Ökonomische Vorteile von BIM fördern die Verbreitung

In Großbritannien ist dies verständlicherweise anders. Hier arbeiten Betriebe, die ausschließlich für die Öffentliche Hand arbeiten, bereits zu 60 Prozent auf dem Reifegrad 1 und 2. Bei Betrieben mit vorwiegend öffentlichen Bauvorhaben sehen sich 50 Prozent auf Level 1 und 40 Prozent sogar schon auf Level 2. Mit zunehmendem Reifegrad verwischen auch die Unterschiede zwischen öffentlichen und privat finanzierten Projekten. Das bedeutet, dass mit steigendem Reifegrad BIM auf alle Projekte angewendet wird und nicht nur auf den Regulierungsdruck der britischen Regierung.

Abgeleitet aus den Studienergebnissen erwartet Conject eine weitere Verbreitung von BIM. “Ob der aktuelle deutsche Stufenplan die gleichen Markteffekte wie in UK haben wird, bleibt eine spannende Frage. Fakt ist, dass eine BIM-Einführung nur dann in der Breite stattfinden wird, wenn es sich dabei um echtes open BIM handelt”, ergänzt Conject-CEO Dr. Ralf Händl.

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