Vernetzung und intelligente Gebäudetechnik führen im Bauhandwerk zu immer komplexeren Produkten. Das setzt das Elektrohandwerk zunehmend unter Druck. Doch Weiterbildung und zusätzliche Mittel für neues Fachpersonal steht eher den größeren Betrieben zur Verfügung. Durch die steigende Komplexität der Produkte ist jedoch oftmals auch der Handel überfordert. Hier bietet sich den Herstellern eine große Chance, sich im Wettbewerb zu differenzieren.
Die Münchner Unternehmensberatung S&B Strategy hat eine Befragung bei rund 300 Anwendern aus dem Handwerk hinsichtlich ihrer aktuellen Herausforderungen durchgeführt. Beleuchtet wurden dabei vor allem die Anforderungen an Building Information Modeling (BIM), Personalmangel und Drop Shipment. Das Ziel der Befragung war, Lösungsansätze für die Hersteller von Gebäudetechnik zu formulieren. Denn schnell wird deutlich, dass mit den bestehenden Bordmitteln die immer komplexer werdenden Arbeiten nicht mehr bewältigt werden können. „Die Digitalisierung der Gebäudehülle und der akute Personalmangel beschleunigen die Konsolidierung der Installateure, und das trotz der positiven konjunkturellen Entwicklung der vergangenen Jahre“, befürchtet Christoph Blepp, Partner bei S&B Strategy.
Das Elektrohandwerk leidet unter Zeitdruck und steigenden Anforderungen
„Die Endkunden der Hersteller von Gebäudetechnik sind in erster Linie Installateure“, so Blepp. Und die stehen immer stärker unter Druck, denn die Anzahl an Smart Building Projekten steigt stetig. Das bedeutet auch ein Wachstum von vernetzten Produkten. Aus diesem Grund müssten die Betriebe, egal in welcher Größe, ihre Kompetenzen erweitern. Doch nur die größeren Betriebe verfügen über mehr Ressourcen für Weiterbildungen oder zur Einstellung zusätzlichen Fachpersonals. Der steigende Zeitdruck bei der Installation und der ständige wachsende Bedarf nach Beratung, führen zu weiteren Erosionen. Der Handel kann diese Aufgabe aufgrund der Komplexität nicht mehr erfüllen. Das führt dazu, dass die Hersteller die Beratung und den Support übernehmen müssten.
Herstellen müssen Beratung übernehmen, weil Handel an Komplexität der Produkte scheitert
Blepp sieht in dieser Entwicklung jedoch eine Chance. Daraus ergebe sich ein großes Potenzial, um sich im Wettbewerb zu differenzieren. „Anbieter komplexerer Produkte, welche einen höheren Aufwand in Planung, Konfiguration und Installation erfordern, sind oftmals in der eigenen Produktmix-Logik gefangen”, so Blepp. “Dabei sind Installateure durchaus bereit, höhere Preise zu zahlen, wenn sie neben einem hochwertigen Produkt auch eine einfache Installation und eine deutliche Reduktion von Reklamationen aufgrund von Installationsfehlern erhalten.“ Um das erreichen zu können, ist jedoch eine neue Positionierung erforderlich. In der Regel sind die Gründe für das Scheitern die Identifikation des Kunden. Eine Liste mit 6.000 Installateuren hilft da gar nicht. Erfolgreiche Unternehmen kennen den Bedarf ihrer Kunden und haben ihre Fähigkeiten speziell nach deren Bedarf ausgerichtet. Opportunitäten, die kurzfristig einen Beitrag zum Umsatz leisten und zur Verwässerung des Geschäftsmodells führen, bleiben liegen.