Selbstständigkeit ist immer ein hartes Stück Arbeit, vor allem am Anfang. Für den Handwerksmeister stellt sich dabei auch die Frage, ob man einen bestehenden Betrieb übernimmt oder eine Neugründung in Angriff nimmt. Beide Modelle haben ihre Vor- und Nachteile, sind dennoch richtig angegangen gleichermaßen erfolgreich. Das A und O ist in jedem Fall eine fachmännische Beratung, wie sie auch von der Handwerkskammer Konstanz angeboten wird.
Im letzten Jahr wurden allein bei der Handwerkskammer Konstanz 1.000 Handwerksbetriebe angemeldet. Dabei gab es sowohl Betriebsübernahmen wie -neugründungen. Für was sich ein Handwerksmeister am Ende entscheidet, bleibt jedem selbst überlassen. Denn jedes Modell für sich hat seinen Reiz wie auch seinen Preis. Doch eins steht fest: Beide Wege können sehr erfolgreich sein, wenn man sie richtig angeht. Zwei junge Meister aus verschiedenen Gewerken zeigen eindrucksvoll, dass beide Modelle eine Erfolgsgeschichte schreiben können.
Reibungslose Betriebsübernahme
Der 30-jährige Daniel Sommerfeld ist Installations- und Heizungsbauermeister. Sein Erfolgsrezept ist die Übernahme eines Betriebes, der bereits seit gut 20 Jahren in Konstanz aktiv und bekannt ist – die Firma Kainacher. Sommerfeld führt den Betrieb nunmehr seit etwas über einem Jahr und blickt positiv auf die Betriebsübernahme zurück. Der junge Meister war von Anfang an von der Firma Krainacher und seinem Team überzeugt, weshalb ihm die Entscheidung einfacher gemacht wurde, die Geschäftsführung zu übernehmen. Der ehemalige Betriebsinhaber, Andreas Krainer, arbeitet auch jetzt noch mit im Betrieb.
Nachdem für Sommerfeld feststand, dass er den Betrieb übernehmen möchte, machte er sich an einen Businessplan und die Gespräche mit den entsprechenden Banken. Um gut gerüstet zu sein, ließ sich Sommerfeld hier auch durch die Handwerkskammer beraten. Heute sagt Sommerfeld überzeugt: „Es war eine gute Entscheidung!“ Dabei muss man sagen, dass er davon profitiert, dass die Übernahme wirklich problemlos lief. Demnach haben auch Kunden gar nicht richtig mitbekommen, dass der Betrieb nun von Sommerfeld geführt wird. Dies hat er natürlich auch der guten Mannschaft zu verdanken, die er mit übernommen hat.
Voller Tatendrang für die Neugründung
Philipp Rothe, 31-jähriger Elektrotechnikermeister, hat sich für einen anderen Weg entschieden, den der Neugründung. Als Ein-Mann-Betrieb oder sogenannter Mobiler Generalist ist Rothe dabei sehr selbstständig und flexibel, da er nur für sich die Verantwortung trägt. Dennoch blickt auch er auf ein positives erstes Jahr Selbstständigkeit zurück. Rothe ist klar, dass er dabei vor allem auch von Mundpropaganda und einem guten Netzwerk lebt. Umso wichtiger ist es ihm, dass seine Kunden stets zufrieden sind. Rothe ist sich sicher: „Wenn man sich bei kleinen Aufträgen gut anstellt, bekommt man auch Folgeaufträge.“ Bei einem Kundenstamm von knapp 100 Kunden nach nur einem Jahr, gibt ihm der Erfolg hier durchaus Recht.
Viel Arbeit verlangen beide Modelle von den Meistern
Doch eins steht auch fest. Egal ob Übernahme oder Neugründung, es ist harte Arbeit, sich zu behaupten. Denn der übliche Acht-Stunden-Tag existiert bei der Selbstständigkeit nur selten. Und auch wenn Sommerfeld Beschäftigte hat, so ist es ihm wichtig auch selbst beim Kunden zu sein. Natürlich um für sie präsent zu sein, aber auch, weil er weiß, dass weniger Fehler passieren, wenn der Chef beim Auftraggeber ist. Und dass der direkte Kundenkontakt höchste Priorität hat, darin sind sich beide jungen Meister einig. Denn am Ende hilft das schnellste und beste Wachstum nicht, wenn die Kunden mit der ausgeführten Arbeit nicht langfristig zufrieden sind.
Welches Konzept ist nun das bessere?
Nun könnte man natürlich meinen, dass eines der beiden Modelle in jedem Fall das bessere ist. Doch so kann man es nicht sehen. Letztlich haben beide Konzepte ihre Vor- und Nachteile, dessen sich jeder von Beginn an bewusst sein sollte. So kann auch Betriebsberater Dennis Schäuble von der Handwerkskammer Konstanz kein Patentrezept empfehlen. Dennoch macht er klar, welcher Tatsachen sich jeder bewusst sein sollte, der sich mit dem einen oder anderen Modell auseinandersetzt.
Der entscheidende Vorteil bei der Weiterführung eines bestehenden Betriebes ist natürlich, dass man eine gewisse Zahlenbasis hat, mit der man arbeiten kann. Diese erleichtert demnach auch die Erstellung eines Businessplans sowie das Verhandeln mit den Banken. Dennoch ist dieser Weg der teurere, denn man übernimmt eine Belegschaft und einen gewisse Anlagevermögen, das höhere Investitionen erfordert als eine Neugründung. Aber man übernimmt eben auch einen bestehenden Kundenstamm, der einem den Start entsprechend erleichtert. Die Erfahrung zeigt, dass sich die Investitionen einer Übernahme nach etwa drei bis fünf Jahren refinanziert haben.
Die Neugründung ist demnach nicht so kostenintensiv, dafür aber eben auch ein Stück weit riskanter. Denn man kann hier eben nicht auf eine gewisse Historie samt Zahlen zurückblicken. Es ist also wesentlich schwieriger zu ermitteln, ob und wann man mit seinem Betrieb erfolgreich sein wird. Dafür ist aber der eigener Gestaltungsspielraum größer als bei der Übernahme. Denn die Neugründung baut etwas Neues auf, wodurch ihm viel mehr Möglichkeiten bleiben. Das bestätigt übrigens auch Rothe: „Ich habe volle Gestaltungsfreiheit und am Anfang wenig Druck, weil ich weder an Mitarbeiter denken noch besonders hohe Investitionen stemmen muss.“
Berufserfahrung und Geduld sind wichtig
Schäuble macht aber auch deutlich, dass Berufserfahrung von großem Wert für die Führung eines Handwerksbetriebes ist. Bei der Neugründung wohl noch mehr als bei der Übernahme. Unverzichtbar ist sie aber bei beiden Modellen. Denn ohne Berufserfahrung kann man nur schwer abschätzen, welche Ziele realistisch sind und was wichtig ist, um sich am Markt zu behaupten.
Und auch Geduld ist bei beiden Modellen gefragt, denn weder die Betriebsübernahme noch die Neugründung werden sofort zu den gewünschten Erfolgen führen. Während bei einer Betriebsübernahme Zeit gebraucht wird, die gegebenenfalls neuen Strukturen und ähnliches des neuen Inhabers umzusetzen. So ist es bei der Neugründung ebenfalls nicht von heute auf morgen möglich, alle Vorstellungen direkt in die Tat umzusetzen.