Die Bauwirtschaft floriert in Deutschland und dabei vor allem der Wohnungsbau. Umso erschreckender ist es, dass die Wohnungsnot – insbesondere in Ballungsgebieten – immer größer wird. Da stellt sich die berechtigte Frage, wie das sein kann. Die Antwort ist leider relativ simpel. Es lohnt sich vielfach einfach nicht mehr, bezahlbaren Wohnraum auch für Menschen mit geringem Einkommen zu bauen. Damit steuern Großstädte aber auf anhaltende Probleme zu, die es dringend aufzuhalten gilt.
Dass es der Bauwirtschaft in Deutschland immer noch so gut geht, ist natürlich sehr erfreulich. Doch ist die schweren Versäumnisse in der Wohnungspolitik sind alarmierend. Zwar boomt der Wohnungsbau, jedoch sind gleichzeitig immer weniger Menschen in der Lage, sich angebotene Wohnungen überhaupt noch leisten zu können. Eine aktuelle Untersuchung der Immobilienportale immowelt.de und immonet.de bestätigen dies. Beide Unternehmen haben dabei Angebote auf ihren Plattformen analysiert und die entsprechenden Ergebnisse ausgewertet.
Bezahlbarer Wohnraum ist besonders in Berlin knapp
Aus den Ergebnissen geht hervor, dass die Lage in Berlin die größte Besorgnis erregt. Denn hier zeigt sich sehr deutlich, dass es immer mehr Bewohner kaum mehr möglich ist, bezahlbaren Wohnraum zu finden. So hätten hier 55 Prozent der Haushalte eigentlich einen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein (WBS). Allerdings stehen solche Wohnungen auf dem freien Immobilienmarkt kaum zur Verfügung. Gerade einmal maximal 7,3 Prozent der auf immowelt.de und immonet.de angebotenen Wohnungen fallen in dieses Segment. Es wird also klar, dass hier kaum eine Chance besteht die Nachfrage zu befriedigen.
Ähnlich erschreckend ist die Schere auch in Hamburg, Köln und Nürnberg. Frankfurt, München und Stuttgart werden wohl ähnliche Probleme haben, haben sich jedoch bei der Untersuchung dazu nicht geäußert. Dass an dieser Situation demnach etwas geändert werden muss, versteht sich wohl von selbst.
Die wesentlichen Gründe für die Wohnungsknappheit
Um diese Situation also erfolgreich zu bekämpfen, muss man sich erst einmal intensiv mit den Gründen für diesen Notstand an bezahlbaren Wohnraum auseinandersetzen. Dabei sind es im Grunde drei ganz wesentliche Gründe, die diese Lage bedingen und an denen man durchaus etwas verändern könnte.
Landflucht durch höhere Attraktivität der Großstadt
Ein Grund ist natürlich, dass Großstädte einen besonderen Reiz auf die Menschen ausüben und daher auch immer mehr Menschen in die Großstädte abwandern. So ist es vor allem die Aussicht auf gute Ausbildung oder Arbeit, wie auch die kulturelle Abwechslung oder der besondere Lifestyle einer Metropole, die das Leben dort so interessant machen.
Steigende Armut in Ballungsgebieten
Ein anderer, nicht minder wichtiger Grund ist aber auch, dass die Zahl der Personen zunimmt, die nur über ein geringes Einkommen verfügen. So spricht der Paritätische Wohlfahrtsverband in seinem aktuellen Armutsbericht bereits von einem Rekordhoch der Armutsquote. Dabei sollte man aber auch nicht die Flüchtlingsthematik außer Acht lassen. Denn auch hier wird die Zahl derer, die bezahlbaren Wohnraum benötigen in den nächsten Jahren steigen und die Lage damit zusätzlich verschärfen.
Geringes Investitionsinteresse an Sozialem Wohnungsbau
Ein dritter Grund ist darüber hinaus, dass sich der Bau von bezahlbarem Wohnraum für Investoren im Grunde überhaupt nicht mehr rentiert. Wohnungen, bei denen die Miete unter 10 Euro liegt bieten damit keinerlei Anreiz mehr und werden im Umkehrschluss somit auch weniger errichtet. Denn weiter steigende Grundstückspreise, höhere Baukosten und schärfere Vorschriften bei der Energieeffizienz kosten Investoren Geld, das sie mit günstigen Mieten nicht oder nicht ausreichend amortisieren können.
Hier liegt es wohl auch an der Bundesregierung nachhaltig Veränderungen durch höhere Anreize für die Schaffung von bezahlbaren Wohnraum zu bewirken. immowelt.de versucht seinerseits bereits seit zwei Jahren zu helfen. So unterstützt man die soziale Initiative „Verändere Deine Stadt“. Hier werden Menschen unterstützt, bezahlbaren Wohnraum zu finden.