Wohnungsnot in Deutschland - Wie die Krise bewältigt werden könnte
In Deutschland fehlen über 700.000 Wohnungen. Dadurch explodieren besonders in Ballungsgebieten die Mieten. Doch welche Maßnahmen könnten zur Krisenbewältigung beitragen? Der Staat sei gefragt, mehr sozialen Wohnbau durch Neubau und Nachverdichtung zu schaffen. Es dürfe allerdings nicht dazu kommen, dass die Arbeiter mangels Aufträgen wieder weggeschickt werden müssten. Wichtig sei auch, dass die gesetzlich festgelegten Mindestlöhne auch eingehalten werden. So gäbe es immer noch Arbeitgeber, die sich nicht danach richten würden.
Mehr Wohnungen, mehr Hilfe bei der Kaltmiete und verstärkte Mindestlohnkontrollen, das sind die Forderungen von Robert Feiger, dem wiedergewählten Bundesvorsitzenden der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau). "Das Wohnungsdefizit wird Ende des Jahres einen traurigen Spitzenwert erreichen, dann werden in Deutschland weit über 700.000 Wohnungen fehlen", so Feiger. Er bemängelt, dass es kaum Sozialwohnungen und bezahlbaren Wohnraum gäbe. Stetig schmelze der Bestand weg. Rechnerisch gesehen seien im letzten Jahr alle 19 Minuten Wohnungen verschwunden. Nur alle 25 Minuten käme eine neue hinzu. "Es ist paradox: Deutschland erreicht eine neue Talsohle beim sozialen Wohnen, und das bei einem Zuwanderungshoch!"
Zur Linderung der Wohnungsnot müsse der Staat mehr Verantwortung übernehmen
Gerade jetzt in der Krise müsse der Staat laut Feiger nachlegen und für sozialen Wohnbau sorgen. Gelingen könne dies durch den Neubau, den Ausbau von Dächern und durch den Umbau von Gewerbeimmobilien. Zur Krisenbewältigung müsse die Bundesregierung an ihrem Ziel festhalten, jährlich 400.000 Wohnungen, davon 100.000 Sozialwohnungen, zu schaffen. Günstige Mietwohnungen würden den Markt dämpfen und ein verstärkter Wohnungsbau für einen Konjunkturaufschwung sorgen. Aufpassen müsse man aber, dass die Arbeiter nicht aufgrund fehlender Aufträge wieder weggeschickt werden würden. Denn sind sie erstmal weg, werden sie so schnell nicht wiederkommen. Die Gastronomie musste das bereits schmerzlich feststellen.
Krisenbewältigung für die von mehr Armut betroffenen Menschen
Die Zahl der armutsgefährdeten Menschen in Deutschland liegt bei gut 13 Millionen. Darunter sind 3,6 Millionen Senioren. Diese sind besonders von den Preissteigerungen bei den Kaltmieten betroffen. Bei den Berufstätigen sind es die Menschen, die für einen Mindestlohn arbeiten. Davon betroffen sind ebenfalls Facharbeiterinnen und Facharbeiter. Es bedarf einer Soforthilfe in Höhe von 500 Euro für alle ohne Ausnahme. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) verlangt außerdem 100 Euro für jedes Kind. Die IG Bau setzt sich zudem dafür ein, dass die steuerfreien und sozialabgabefreien 3.000 Euro mit den Arbeitgebern auch ausgehandelt werden. Zur Krisenbewältigung sei es aber auch wichtig, dass die Arbeitgeber die Mindestlöhne zahlen. Schließlich würde bald der Mindestlohn auf zwölf Euro ansteigen. Rund sechs Millionen Menschen profitieren demnächst von dem neuen Mindestlohn. Zur Kontrolle der Schwarzarbeit fordert die IG Bau eine Verdopplung der Kontrolleure auf 16.000. Denn immer wieder gäbe es Arbeitgeber, die in Krisenzeiten die Beschäftigten mit einem zu niedrigen Lohn abspeisen.
Das könnte Sie auch interessieren.
- Neuer Tariflohn Dachdecker: Statement gegen Fachkräftemangel [Aktuelles | 31.10.2022]
- Ziel verfehlt: Wohnungsbau weit unter Planung [Aktuelles | 27.05.2022]
- Insolvenzrisiko steigt: Bauwirtschaft leidet unter Energiekrise [Aktuelles | 29.09.2022]
- Nicht ohne Winterreifen bei Eis und Schnee fahren [Familie | 02.03.2023]
- Erneuter Förderstopp trübt Glaubwürdigkeit der Klimapolitik [Aktuelles | 25.04.2022]
- Materialknappheit und Preissteigerung: Baukonjunktur schwächelt [Aktuelles | 13.07.2022]
- Zu langsam gebaut - Kritik an Planung- und Genehmigungsverfahren [Aktuelles | 07.06.2022]
- Tarifrunde gescheitert: Malerhandwerk ohne neuen Tariflohn [Aktuelles | 13.11.2022]
- Neues Sofortprogramm Gebäudesektor - viel Lob und Kritik [Aktuelles | 19.07.2022]
- Schnelleres Bauen: warum wird gebremst, es geht doch anders [Aktuelles | 03.02.2023]