Schlüsseldienst Betrug: Wie Unternehmer sich vernünftig positionieren

Frank Kessler Schlüsseldienst Betrug: Wie Unternehmer sich vernünftig positionieren
Foto: Roland Riethmüller

Die Branche der Schlüsseldienste ist wichtig, finanziell einträglich – und zugleich ein Opfer schwarzer Schafe. Kaum eine andere Handwerksbranche wird in Reportagen oder Dokumentationen so häufig als Beispiel für Abzocker oder Betrüger genommen. Diese Berichterstattung und die von tatsächlichen Opfern weitergetragene Thematik schadet natürlich den Schlüsseldiensten besonders, die schlichtweg ihre Arbeit korrekt erledigen. Aber können Unternehmer selbst etwas unternehmen, um sich von den schwarzen Schafen abzusetzen und einen seriösen Eindruck zu bieten? Ja, wie dieser Artikel zeigt.

Ein großes Problem seriöser Schlüsseldienste ist, dass sich Betrüger hinter einem auf den ersten Blick seriösen Schein verbergen. Mittlerweile haben Verbraucherschützer jedoch so häufig vor Betrugsanzeichen gewarnt, dass seriöse Anbieter aufpassen müssen, diese Fehler nicht versehentlich zu begehen. Der wichtigste Aspekt, um sich korrekt darzustellen, ist die Transparenz, die sich einteilen lässt:

  • Homepage – sie sollte einen klaren Bezug zur Region haben. Es bietet sich durchaus an, ein Foto von der Front des Geschäfts zu zeigen, sodass ortskundige Verbraucher die Möglichkeit haben, für sich die Echtheit des Betriebs zu bestätigen. Leider arbeiten viele Betrüger mit unzähligen Rufnummern, sodass sie in jeder Stadt präsent sind, obwohl die Nummern zu einer Zentrale führen. Wer die Möglichkeit hat, sein Unternehmen visuell online darzustellen, der sollte diesen Weg gehen.
  • Preise – sie sollten auf der Homepage, aber auch beim Telefonat, kommuniziert werden. Natürlich ist es nicht immer möglich, einen Festpreis anzugeben, doch lässt sich die preisliche Richtung einschätzen. Wer gleich sagen kann, wie sich die Preise zusammensetzen und das bei einer normalen Türöffnung inklusive Anfahrt zu den Kernzeiten Betrag X veranschlagt wird, der ist transparent.
  • Absprachen halten – vor der eigentlichen Öffnung muss noch einmal der Preis bestätigt werden. Dieser darf auch nicht im Nachhinein verändert werden. Die einzigen Ausnahmen sind, wenn es tatsächlich nicht möglich ist, das Schloss zu erhalten oder wenn der Kunde Sonderwünsche hat. Hier müssen die Mehrkosten wiederum transparent vor dem ersten Schritt kommuniziert werden.

In der Stadt kostet eine einfache Türöffnung inklusive Anfahrt 70,00 Euro, auf dem Land 60,00 Euro, wie eine Auswertung von betrugstest.com ergab. 

Auch die Rechnung sagt viel über die Transparenz und Seriosität eines Unternehmens aus. Natürlich muss die Rechnung mit dem korrekten Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent (aktuell 16 Prozent) ausgewiesen werden. Die Anfahrtskosten samt Kilometerangabe, Preis der Türöffnung und eventuelle Zuschläge werden ebenfalls aufgeführt.

Übrigens schafft es Vertrauen, sich in einem Gebaren deutlich von den unseriösen Diensten abzuheben: Dem Kunden wird keine Rechnung auf einem Vordruck gegeben, sondern die Rechnung wird in den nächsten Tagen per Post zugestellt. So fühlt sich der Kunde nicht gedrängt, sogleich zu zahlen, was auch bei Handwerkerleistungen nicht gängig ist. Zudem hat er die Chance, die Rechnung in Ruhe zu prüfen.

Regionalen Fokus halten

In vielen Branchen wird stets vom Wachstum gesprochen und geraten, weit über den Tellerrand hinauszugehen und in fremden Gewässern zu fischen. Doch gerade bei Schlüsseldiensten ist dies problematisch, denn:

  • Zentralnummern – viele der als Abzockerdienste bekannten Anbieter arbeiten mit einer Vermittlungszentrale zusammen, die zwar so wirkt, als sei sie überall präsent und somit regional, die jedoch deutschlandweit ihre angeschlossenen Dienste mit der Türöffnung beauftragt.
  • Anfahrtskosten – sie sind überhöht, wenn eine zu große Region gewählt wird. Natürlich hat der Unternehmer die Anfahrtskosten, doch erwarten Kunden einen Dienst aus ihrer Nähe – und suchen auch danach.
  • Geschwindigkeit – für den Schlüsseldienst sind Türöffnungen die tägliche Normalität, für Kunden jedoch eine Extremsituation. Mit Pech liegt das schreiende Kleinkind im Bett und die Mutter steht im Bademantel vor der Tür. Nur bei einem engen regionalen Bezug ist die Geschwindigkeit des Einsatzes garantiert.
  • Mund-zu-Mund-Propaganda – Fakt ist: Über Schlüsseldienste wird sich nicht ausgetauscht, wie über den neuen Friseursalon. Wer sich als Unternehmer jedoch auf die eigene Region beschränkt und dort handwerklich und preislich überzeugt, der wird eine deutliche Mund-zu-Mund-Propaganda erfahren und vermutlich gar echte Beurteilungen im Internet.

Zu dem regionalen Fokus gehören übrigens auch regionale Rufnummern. Sicherlich nutzen auch Betrüger diese und leiten sie an die Vermittlungsstelle weiter, doch geben sie stets einen ersten Anhaltspunkt darauf, dass der Schlüsseldienst wirklich aus der Gegend kommt. Gepaart mit einer festen Sekretärin, die während der üblichen Bürozeiten die Anrufe entgegennimmt, lässt sich die Echtheit auch leicht bestätigen, denn Vermittler nutzen Callcenter mit ständig wechselnden Anrufannahmen.

Mobilfunknummern sollten einzig zur Kommunikation zwischen Betrieb und Monteur und Monteur und Kunde, beispielsweise bei Verspätung, genutzt werden. Selbst die Büronummer sollte während der Nachtzeiten nur auf die Mobilnummer des Unternehmers weitergeleitet werden.

Weitere Tipps für Schlüsseldienste

Eine vorzügliche Arbeit, gute und transparente Preise – das sind natürlich die Schlüsselfaktoren, mit denen sich Unternehmer gut positionieren können. Doch spielt mitunter die menschliche Ebene eine tragende Rolle. Wird schon beim Anruf beruhigend auf den Kunden eingewirkt, ist der Monteur nicht schroff oder wortkarg, sondern beruhigt den Kunden oder erklärt auch gerne, was er macht, so bleibt der Dienst automatisch in guter Erinnerung. Zudem gilt:

  • Seriosität über Umwege – regionale Schlüsseldienste werden oft von der Polizei oder auch von Gerichtsvollziehern beauftragt. Eventuell sind diese bereit, das Unternehmen bei sich zu listen oder erlauben es, als Referenz angegeben zu werden?
  • Ortsvereine – auch das Mitwirken in regionalen Werbegesellschaften, wie sie oft die Einkaufspassagen einzelner Stadtteile haben, wirkt sich positiv aus.
  • Präsenz – Vertrauen wird über das Kennenlernen eines Betriebs aufgebaut. Schlüsseldienste haben hier das Problem, das auch Bestatter oder bestimmte Arztgruppen haben: Bürger möchten das Kennenlernen möglichst auf »Niemals« verschieben. Aber was ist, wenn sich das Unternehmen auf Stadtteilfesten einbindet oder auch örtliche Sportvereine unterstützt? Das Kennenlernen findet nun ganz frei von Türöffnungen statt.

Fazit - Nähe schafft Bindung und Vertrauen

Hinter den meisten in den Medien genannten Diensten stehen Vermittler, die dem Kunden völlig unbekannte Monteure zur Haustür schicken. Wer sich als Unternehmer mit seinem Schlüsseldienst von diesen absetzen möchte, der sollte das Vertrauen durch die Nähe schaffen. Nähe bedeutet regional begrenzt, Nähe bedeutet aber auch, vor Ort präsent zu sein. Und wer im Internet sein Unternehmen auch noch so positioniert, dass der Betriebshund auf seinen eindeutig regionalen Ausflügen auf Facebook zuerst bei den Suchanfragen zum Unternehmen gezeigt wird, der hat das Vertrauen einiger Kunden schon ohne den ersten Handschlag gewonnen.